40 Jahre Kirchengemeinde St. Markus

Im Jahr 2022 wird die Kirchengemeinde St. Markus 40 Jahre alt. Dieses Jubiläum wird uns  das ganze Jahr 2022 über begleiten mit Fotos, Texten und Erinnerungen  im Gemeindebrief und hier auf der Homepage.

Woher kommt der Name „St. Markus“? - Text Andrea Wiegand

1982 wurde die Kirchengemeinde Kleinostheim gegründet. So heißt es offiziell in der Urkunde. Von St. Markus ist da niergends die Rede und das warf bei mir die Frage auf, woher kommt der Name eigentlich?
In den Unterlagen im Archiv habe ich nichts dazu gefunden. Mitarbeiter, die bereits 1982 und davor im Kirchenvorstand in Kleinostheim oder in Mainschaff waren, konnten auch nicht weiter helfen. Also habe ich den ersten Pfarrer in St. Markus, Martin Eisen, angeschrieben und gefragt. Er hat sich sehr über den Brief gefreut und ausführlich geantwortet.
Die Antwort können Sie hier nachlesen:

Auszug aus dem Brief von Pfarrer Martin Eisen

Fakt ist, dass das im Jahr 1955 errichte Kirchlein den Namen Markuskirche erhalten und bis heute beibehalten hat. Ursprünglich gehörten die evangelischen Christen von Kleinostheim zur Parochie der Aschaffenburger Christuskirche. Später bildeten sich das Pfarrvikariat der Aschaffenburg - Dämmer - St. Paulusgemeinde mit Sitz in Kleinostheim. Diese gemeindliche Zuordnung hatte Bestand, bis man im Westen von Aschaffenburg eine Art kirchliche „Flurbereinigung“ durchführte, die Zugehörigkeit der betroffenen Gemeinden neu festlegte und mit Datum vom 12.01.1982 eine neue Kirchengemeinde ins Leben rief. Diese neu errichtete Kirchengemeinde, bestehend aus den Gemeindeorten Kleinostheim (ehem. Aschaffenburg St. Paulus: Damm) und Mainaschaff und Stockstadt (ehem. Aschaffenburg St. Lukas: Leider), erhielt auf Grund einer landeskirchlichen Entscheidung den Namen Kleinostheim. Dieser Ortsname ist der kirchenrechtlich verbindliche Gemeindename, der auch im pfarramtlichen Siegel enthalten ist: „Evang. -  Luth. Pfarramt Kleinostheim“.
Das heißt alle vom Pfarrstelleninhaber gesiegelten Urkunden, Dokumente und Verlautbarungen sind mit dem Gemeindenamen Kleinostheim versehen. Dementsprechend sind auf dem ersten Pfarramtlichen Briefkopf zwar auch die Kirchengebäude der drei Gemeindeorte abgebildet, aber es ist nur von Kleinostheim die Rede. Ist die Pfarrstelle im Amtsblatt zur Wiederbesetzung ausgeschrieben, wird lediglich zwischen Kleinostheim I und Kleinostheim II, dem Pfarrvikariat, jetzt zweite Pfarrstelle in Mainaschaff, differenziert. Soweit das Kirchenrechtliche.
Wie kommt es dann zu der Bezeichnung Kirchengemeinde St. Markus oder Markuskirchengemeinde? Die Entscheidung, die neue Gemeinde Kleinostheim zu nennen, war eine gemeindeferne Reißbrettentscheidung, die die örtlichen Gegebenheiten nicht wirklich im Blick hatte. 1982 standen die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher und der neu ernannte Pfarrer vor der Aufgabe, drei Gemeindeorte, die  die angeordnete Fusion durch ihr Votum auf einberufenen Gemeindeversammlungen zwar abgesegnet und gebilligt hatten, aber von sich aus keine Gebietsreform angestoßen hätten, zu einer Gemeinde zusammen zu führen. Und die sollte Kleinostheim heißen? Ich höre noch heute Gemeindemitglieder aus Mainaschaff sich beklagen: „Wir Oscheffer sollen unter Kleinostheim „firmieren“? Dann sind wir nur ein Anhängsel. Das tut richtig weh!“ Es waren also gemeindepädagogoische Gründe, die uns nach einem neuen, die drei Orte zusammen führenden Namen suchen ließen. Es sollte ein Name sein, der verbindet. Zu etwas Neuem integriert. Irgendjemand muss dabei auf den Namen des Evangelisten Markus gekommen sein, den Namenspatron der Kleinostheimer Kirche. Könnte das nicht ein Name für die neue Kirchengemeinde sein? Kirchengemeinde St. Markus?
Geht man von der Vielzahl der biblischen Evangelisten aus, sind im Bereich der Gesamtkirchengemeinde Aschaffenburg drei Evangelisten bereits vergeben: Matthäus in Aschaffenburg / Schweinheim, Lukas in Aschaffenburg / Leider und Johannes in Goldbach. Übrig bleibt Markus. Ein Name, der keinen Ortsteil hervorhebt, betont oder bevorzugt. Ein Name, mit dem sich alle Mitglieder der neuen Gemeinde identifizieren können. Ein alter Name für eine neue Gemeinde. So kam es, dass „Markus“ sich im Gemeindealltag immer mehr durchgesetzt hat - bis hin zu Briefkopf und Internetauftritt - und auch in der Ökumene zu einer nach außen hin erkennbaren Größe geworden ist: St. Markus - das sind die Evangelischen in Kleinostheim, Mainaschaff und Stockstadt!
Einen Beschluss über den Gemeindenamen St. Markus hat der Kirchenvorstand meines Wissens nicht gefasst.
Die Sache mit dem Namen ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein „interner Sprachgebrauch“, der sich in Jahren und Jahrzehnten bewährt hat und von vielen verwendet wird, dadurch zur quasi offiziellen Bezeichnung geworden ist.
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Ich habe mich gefreut von Dir und Kleinostheim zu hören und grüße Dich und Euch alle recht herzlich!
Martin Eisen