Angedacht 2020

Hier können Sie die Texte des "Angedacht" aus den politischen Mitteilungsblättern nachlesen. Einfach auf die gewünschte Kalenderwoche klicken:

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Kalenderwoche 2

KW48

Liebe Leserin, lieber Leser,
ich singe von Herzen gerne. Gerade in der Adventszeit. Bestimmte Lieder begleiten mich auf dem Weg hin zu Weihnachten und wecken Erinnerungen. Mit dem Lied „Macht hoch die Tür“ startet der Advent für mich. Bei dem Lied „In der Weihnachtsbäckerei“ denke ich an das gemeinsame Backen mit meiner Mutter. „Tochter Zion“ machtvoll im Gottesdienst angestimmt, bewegt mich immer wieder. Nicht still bleiben kann ich bei „O come, O come, Emmanuel“ oder „O Come All Ye Faithful“. Das Gloria von „Hört, der Engel helle Lieder“ lässt den Himmelschor vor meinem inneren Auge lebendig werden. Und „O du fröhliche“ leitet den Heiligen Abend für mich ein. Die Adventszeit und die Weihnachtszeit sind für mich eine Zeit des Singens.
Das Singen war schon früh ein Markenzeichen der Lutherischen Kirche. „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder von Luther. Für Luther waren die Lieder auch immer Protestlieder. Protestlieder gegen den Tod, gegen das Leid, gegen die Hoffnungslosigkeit.
Dieses Jahr ist es mit dem gemeinsamen Singen in der Adventszeit nicht so einfach. Zu vielen Aerosole werden dabei ausgestoßen. Daher können wir in geschlossenen Räumen gemeinsam nicht mit voller Stimme singen. Aber viele leise angestimmte Lieder an vielen Orten können zu einem gemeinsamen Lied werden und gerade in diesem Jahr im Advent zu einem Protest gegen die Hoffnungslosigkeit werden.
Eine gesegnete Adventszeit
Ihre/Eure Pfarrerin Katharina Wagner

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KW47

Liebe Leserin, lieber Leser!
Nun sind wir ans Ende des Kirchenjahres angelangt.
Diese letzten Feiertage am Ende des Kirchenjahres haben allesamt nachdenklich machende Themen. Wir gedenken der Kriege und hoffen auf Frieden für die Welt am Volkstrauertag.
Wir feiern den Buß- und Bettag, erkennen sündhafte Strukturen, fassen uns dabei selber an die Nase und hoffen auf Gerechtigkeit.
Am Ewigkeitssonntag denken wir an die Verstorbenen und was wir selber hoffen und erwarten dürfen für unser ganz persönliches Leben.
Bei all den Feiertagen geht es um Veränderung, die wir von der Gemeinschaft als Christen erwarten dürfen.
Im Alten Testament bei Jesaja 35,5.6 heißt es: „Blinde sehen, Taube hören, Lahme springen wie ein Hirsch.“
Von diesem Propheten kann man nicht sagen, dass er ohne Hoffnung ist. Er redet ja sehr vollmundig von einer Veränderung, von der Zukunft Gottes, von der neuen Erde.
Viele meinen vielleicht: Geht sein großartiges Zukunftsbild von der neuen Welt nicht  ein bisschen zu weit: Blinde sehen, Taube hören, Lahme springen wie ein Hirsch. In der Wüste entstehen Teiche, Menschen gehen über herrliche Straßen und haben keine Angst, jauchzen und freuen sich.
Dieses schöne Zukunftsbild macht einen fast etwas hilflos. Da hat ein Mann Gottes vor über 2.000 Jahren einen Wachtraum gehabt. Aber was sollen wir heute damit?
Der Prophet mag vielleicht sehr vollmundig reden, aber mindestens in einem Punkt hat er recht.
Wer in die Zukunft hineindenkt, kommt ohne Bilder nicht aus. Das scheint eine Art Lebensgesetz: Wünsche und Hoffnungen sind immer mit Bildern verbunden.
Diese Sätze erinnern an Jesus. Die Evangelien erzählen, dass er diese Weissagung des Propheten erfüllt habe. Als der große Arzt seiner Zeit hat er den Kranken geholfen. Und die Bibel sagt außerdem, dass in den Heilungen, die Jesus durchführt, ein Signal für die Zukunft liegt. Einmal wird es kein Leid mehr geben und kein Geschrei, und Gott wird abwischen die Tränen von allen Menschengesichtern. Diese Hoffnung ist also mit dem Namen Jesu verbunden.
Stellen Sie sich nun einmal das folgende Bild vor:
Die Werkstatt eines Bildhauers. Da stehen Statuen. Aber noch unvollendet. Die Gesichter sind nicht fertig geworden. Wir alle sind auf unserem Lebensweg nicht fertig geworden. Der Plan, den Gott hatte, als er uns im Mutterleib formte, ist Stückwerk geblieben. Die Älteren sind durch Kriege, Gefangenschaft und Vertreibung gebremst, die Jüngeren durch Schul- und Ausbildungsmiseren.
Ich stelle mir vor: Zu Beginn des ewigen Lebens kehrt der Meister in seine Werkstatt zurück und vollendet, was in diesem Leben Bruchstück geblieben ist. Die Bibel sagt es: Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden.
Mit guten Wünschen Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW46

Liebe Leserin, lieber Leser,

dunkel ist es. Und kalt. Die beiden Männer auf der Mauer reiben sich die Hände. Stellen sich ein Stück näher ans Feuer. Wann wird es endlich Morgen? Die ganze Nacht haben sie gewacht und nach Gefahren Ausschau gehalten. Jetzt halten sie Ausschau nach dem Licht des neuen Tages. Dann ist ihr Dienst endlich beendet und sie können nach Hause. Sie warten…
Warten hat verschiedene Gesichter. Manchmal ist es ein gespanntes und vorfreudiges Warten. So wie damals als Kind, als ich es kaum noch ausgehalten habe bis zum Weihnachtsabend. Wenn ich am Krankenbett sitze, kann Warten Angst bedeuten. Wenn der Bus schon wieder zu spät kommt, nervt das Warten. Warten hat verschiedene Gesichter. Aber immer dabei ist die Sehnsucht: Wann endlich dürfen wir uns wieder mit mehreren Freunden treffen? Wann endlich bin ich wieder gesund? Wann gibt es einen Impfstoff? Wann endlich kommt der Morgen?
„Meine Seele wartet auf den Herrn / mehr als die Wächter auf den Morgen.“ Der Beter des Psalm 130 wartet auch. Er wartet auf Gott. Von Gott fühlt er sich ganz fern und seine Sehnsucht Gottes Nähe zu spüren fasst er in Worte. Diese Worte geben mir Trost. Denn in ihnen schwingt auch die Gewissheit mit, dass jedes Warten immer auch ein Ende hat. Der Morgen kommt gewiss.

Ihre/eure Pfarrerin Katharina Wagner

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KW45

Liebe Leserin, lieber Leser!
Es soll nicht um die Schuldfrage gehen, sondern um das Erinnern, in einer Zeit wo in unserem Land der Antisemitismus wieder an Fahrt gewinnt.
Der 9. November – ein Tag, der mit vielen Themen besetzt ist. In den letzten Jahren standen die Ereignisse des Jahres 1989 im Vordergrund, doch gerade für die christliche Gemeinde ist das Gedenken der Novemberpogrome im Jahr 1938 wichtig. Im Plural, so muss man von der Verfolgung der Juden durch die Christen sprechen. Denn der 9. November 1938 steht in einer langen Reihe von furchtbaren Taten.
Erinnern – das ist ja kein Selbstzweck. Ich erinnere mich, damit ich aus der Vergangenheit für die Gegenwart etwas lernen kann. Damit ich nicht blind durch die Zeit stolpere, sondern aus den Erfahrungen - den guten, aber auch den schlimmen – lerne und Konsequenzen ziehe.
Das Kapitel aus dem Evangelium, das für das Nachdenken am 9. November vorgeschlagen ist, erzählt die bekannte Geschichte von der Verleugnung Jesu durch Petrus. Das ist eine bedeutsame Erinnerungshilfe, denn das hat die Christenheit die meiste Zeit ihrer Geschichte getan: den Juden Jesus verleugnet. Und so den jüdischen Bruder, die jüdische Schwester nicht nur verleugnet, sondern oft vertrieben, verachtet und ermordet.
Auch die Reformation hat – namentlich durch Martin Luther – eher Schrecken als Gutes gebracht. Luther war wirklich für evangelische Christen vor 82 Jahren ein Gewährsmann für ihre böse Tat. Aus dem Mund führender Kirchenmänner der Zeit ist Lob für Luthers Antisemitismus zu hören. Nur eine Stimme aus dem Jahr 1938, der evangelisch-lutherische Landesbischof Martin Sasse aus Eisenach (aus dem Vorwort zu seiner Schrift „Martin Luther und die Juden – Weg mit ihnen!“, gekürzt):
„Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen. Vom deutschen Volk wird ... die Macht der Juden ... im neuen Deutschland endgültig gebrochen und damit der gottgesegnete Kampf des Führers zu völliger Befreiung unseres Volkes gekrönt. In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutschen Prophet im 16. Jahrhundert einst als Freund der Juden begann, der getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist.“
Kaum vorstellbar dieser Satz und doch gehört er zu unserer Geschichte. Wir erinnern uns – vor allem für unsere eigene Gegenwart und Zukunft. Was geschehen ist, ist nicht in unserer Hand. Aber woran wir uns erinnern, das schon. Wenn heute in unserem Land der Antisemitismus zunimmt, ist es an uns, eben daran zu erinnern: Wir sind Geschwister. Sie sind unsere Brüder, unsere Schwestern.
Petrus weinte bitterlich, als er spürte, was er getan hatte. Ungeschehen machen, das ging und geht nicht. Aber nicht wiederholen – dafür ist die Erinnerung wichtig. Dafür ist es gut, uns an Jesus zu erinnern, den Juden. Noch einmal Luther: Er hatte, vor seinem furchtbaren Pamphlet gegen die Juden, eine kleine Schrift verfasst, deren Titel uns leiten kann. Sie heißt und erinnert uns daran, „Dass unser Herr Jesus Christus ein geborener Jude sei.“
Bleiben wir wachsam, erinnern wir uns und unsere Kinder und Enkel. Denn aus der Erinnerung heraus wächst ein wachsamer Blick für die Gegenwart.
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW44

Liebe Leserin, lieber Leser,
was können wir gerade noch planen? Nichts?! Diese Frage geistert mir gerade täglich durch den Kopf. Die Infektionszahlen steigen und machen mir regelmäßig einen Strich durch meine Planungen. Meine Ideen und Projekte im Gemeindeleben, mit den Konfirmanden, mit den Kinder usw. immer wieder neu zu überdenken und umstrukturiert an die Situation anzupassen, finde ich langsam sehr ermüdend. Gern würde ich da manchmal einfach meinen Kopf in den Sand stecken.
Bereits im Frühjahr und jetzt wieder, ist mir der Bibelvers aus dem 2. Timotheus 1,7 ein echter Mutmacher: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Auf einen Notizzettel klebt er seit einem Tag wieder am Rande meines Bildschirms. Er soll mich ermutigen, mit Besonnenheit weiter Pläne zu machen, in Liebe umsichtig zu handeln und mit Kraft der Situation standzuhalten.
Ich wünsche Ihnen/Euch auch dazu viel Kraft.
Ihre/Eure Pfarrerin Katharina Wagner

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KW43

Liebe Leserin, lieber Leser!
Letzte Woche haben wir im Konfirmandenunterricht über den Sonntag gesprochen. Eine Frage war u.a.: „Was gehört für dich zu einem Sonntag einfach dazu?“ Antworten waren: Ausschlafen, Entspannen, am Computer sitzen, lernen oder Hausaufgaben… Einer sagte dann: „Und jetzt gehört der Gottesdienst dazu, weil ich Konfirmand bin!“ Dann haben wir uns auch darüber unterhalten warum Menschen zum Gottesdienst gehen und warum nicht. Auch hier gab es viele Antworten und Überlegungen. Menschen gehen nicht zum Gottesdienst, weil sie keine Zeit haben, war eine Aussage.
Am Sonntag keine Zeit? Keine Lust? Entfremdung? Ich kann doch machen was ich will – auch am Sonntag…
Ich möchte Sie/Euch einmal einladen die Bibel aufzuschlagen: Markus 2, 23-28 – und dann lesen…
Mögliches Fazit:
„Alles ist erlaubt. Alles ist möglich!“ Wer auf die Erzählung vom Ährenraufen der Jünger am Sabbat so reagiert, hat – befürchte ich – die Erzählung missverstanden. Worum geht es? Der Sabbat – in etwa vergleichbar mit dem christlichen Sonntag – kennt eine Reihe von Vorschriften. Sie regeln bis ins Kleinste, was erlaubt ist und was nicht. Dies führt zum Teil zu skurrilen Situationen, von denen die Evangelien berichten: Dass die Jünger nicht ihren Hunger stillen durften – oder, an einer anderen Stelle, dass Jesus am Sabbat nicht heilen soll. Vorschriften, die nicht lebensdienlich, sondern lebensfeindlich sind. Deshalb setzt sich Jesus über sie hinweg. Das heißt aber nicht, dass jetzt alles erlaubt und gut ist, der Sabbat sozusagen ein rechtsfreier Raum ist. Nein, Jesus bleibt der Herr über den Sabbat und seine Gestaltung, die dem Leben dienen soll.
So ist es auch mit dem christlichen Sonntag. Auch er ist reglementiert, früher stärker als heute. Doch selbst die bestehenden Verbote sind vielen noch ein Dorn im Auge und sie möchten sie gerne abgeschafft sehen. Zum Beispiel die Einschränkungen bei Ladenöffnungszeiten. Doch wäre das dem Leben dienlich? Ich glaube, nein. Nicht jeder Tag in der Woche muss dem Handel und den Geschäften dienen. Der Sonntag erinnert uns ein wenig an den Zustand des Paradieses. Die Schöpfung ist erst vollendet, als Gott ruht. Ohne diese Ruhe, die sich im Sabbat bzw. im Sonntag widerspiegelt, wäre das Paradies unvollendet. Deshalb sollte der Sonntag als Ruhetag möglichst erhalten bleiben, da wir an ihm ein klein wenig paradiesische Menschen sind. Und das sollten wir uns nicht um des schnöden Geldes willen nehmen lassen. Ich kann auch einfach nicht nachvollziehen, warum ich weniger frei sein soll, wenn ich „nur“ sechs statt sieben Tage in der Woche zum Shoppen habe.
Und noch etwas ist mir wichtig: SICH ZEIT NEHMEN… auch FÜR DEN GLAUBEN UND GOTT. Entschleunigen, einmal zur Ruhe kommen an einem besonderen Ort und nicht nur weiter hetzen oder meinen alles am Sonntag nach zu holen, was in der Woche nicht zu schaffen war oder ist.
Und deshalb glaube ich auch, dass Jesus gegen die übereifrigen Zerstörer des Sonntags genauso vorgehen würde wie er gegen die übereifrigen Bewahrer des Sabbats vorgegangen ist.
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW 42

Liebe Leserin, lieber Leser,
ein „Seufzer für nichts“! Das ist der Rat einer Stimmtrainerin. Tief einatmen und dann geräuschvoll und lang die Luft wieder entweichen lassen. Ich merke, wie gut es mir tut, und wie selten ich es mache. Oft atme ich nur oberflächlich ein und aus. Wenn die Lunge aber durch ein Seufzen mal richtig leer wird, kann frischer Sauerstoff in den Körper strömen.
Ein „Seufzer für nichts“! Für nichts? Leider gibt es viel zu viele Anlässe zum Seufzen: Verantwortungslosigkeit, Maskenverweigerer, Unachtsamkeit im Straßenverkehr… Es gibt zu viele Gründe, die ich nicht verstehe und mich seufzen lassen.
„Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen war dir nicht verborgen.“ So vertraut der Beter des Psalms 38. Gott kennt mein Sehnen und weiß, worüber ich seufzen muss. Das heißt für mich, all mein Sehnen und Seufzen gehen nicht ins Leere. Vielleicht braucht es viel öfter ein tiefes Seufzen – egal ob für nichts oder für etwas – damit neuer Wind strömen kann.
Ihre/Eure Pfarrerin Katharina Wagner

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KW41

Liebe Leserinnen und Leser!
Die „alten Konfirmanden“ wurden konfirmiert; der neue Kurs hat begonnen! Zu Beginn eines jeden Kurses stelle ich den Konfirmanden kurz vor, was sie lernen bzw. auswendig können müssen. Neben dem 23. Psalm gehören natürlich die 10 Gebote dazu… Manch einer sagt: „Die kann ich schon!“; andere wieder sind nicht so begeistert davon… Ja, die Zehn Gebote – viele kennen die Geschichte aus dem Alten Testament.
Der französische Staatsmann Charles de Gaulle (1890–1970) sagte einmal über die Zehn Gebote: „Sie sind deshalb so klar und verständlich, weil sie ohne Mitwirkung einer Sachverständigenkommission zustande gekommen sind.“ In der Tat sind die Zehn Gebote gerade aufgrund ihrer knappen Schlichtheit so markant. „Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen!“ Da braucht es keine Erläuterungen, weil jeder begreift, was gemeint ist. Umgekehrt kann sich niemand von den Geboten gleichsam freisprechen mit dem Argument, er habe sie nicht verstanden. Er versteht sie, also soll er sich daran halten. So einfach ist das.
Aber die Lebenswirklichkeiten sehen manchmal anders aus. Denn in der Praxis stellt sich die Sache mitunter weitaus komplizierter dar. Nehmen wir als Beispiel das 5. Gebot („Du sollst nicht töten!“).
Hier gibt es immer wieder heiße Diskussionen mit den Konfirmanden, wenn es um dieses, auf den ersten Blick eindeutige Gebot, geht.
Ich erinnere mich an eine Aufführung des Theaterstücks „Terror“ von Ferdinand von Schirach. Im Hintergrund des Stücks steht folgendes fiktive Ereignis: Im nationalen Lagezentrum für Sicherheit im Luftraum geht die Meldung ein, dass ein Passagierflugzeug an Bord entführt worden sei. Die Attentäter beabsichtigen, die Maschine auf das vollbesetzte Olympiastadion in München abstürzen zu lassen. Zwei Kampfjets steigen auf und versuchen vergebens, die Maschine abzudrängen. Schließlich entschließt sich der Pilot Lars Koch kurz vor dem zu erwartenden Inferno, die Maschine abzuschießen. Alle Passagiere sterben. Das Theaterstück zeigt den anschließenden Prozess, der um die Frage kreist: Darf man 164 unschuldige Menschen töten, um 70.000 zu retten?
Zugegeben, ein extremes Beispiel. Es macht aber deutlich, worauf es beim Verstehen der Zehn Gebote ankommt. Sie geben uns Richtlinien vor. Aber sie entlassen uns nicht aus der Verantwortung, im konkreten Fall selbst Entscheidungen zu treffen. Ganz gleich, wie man die Tat des Piloten Lars Koch beurteilen mag, eines steht fest: Die Zehn Gebote verlangen keinen blinden Gehorsam. Gott möchte mündige Menschen, Menschen mit Herz und Verstand. Menschen denen Menschen und Gott am Herzen liegen.
Ihr(Euer) Pfarrer Thomas Abel

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KW40

Liebe Leserin, lieber Leser,

manchmal kann ich nur staunen – über die Fantasie von Menschen, über ihre Fantasie zum Guten, selbst mit einem Haarschnitt. Barber Angels sind Männer und Frauen, die im Hauptberuf Frisöre sind. Angels, also Engel, sind sie, weil sie sich in ihrer Freizeit zur Aufgabe gemacht haben, Obdachlose zu rasieren und zu frisieren. Barber-Angel-Gruppen kündigen sich an und erhalten, wenn möglich, einen kostenlosen Raum durch die jeweilige Stadtverwaltung. Ihre Ausrüstung bringen Sie mit. Die örtlichen Hilfsorganisationen wie Diakonie oder Caritas informieren Obdachlose über diesen Service. Mit ihrer rockerähnlichen Kleidung finden Angels schneller Kontakt zu den Menschen.
Dann geht es los: Waschen, Schneiden, Föhnen, Rasieren. Manchmal erkennen sich die Kunden kaum wieder, wenn sie nach einer gewissen Zeit in den Spiegel schauen. Einigen, die sich bedanken, kommen die Tränen. Einer sagte bewegt: „Ich habe wieder ein menschliches Gesicht“ Wohl wissend, wie oft er mit seinem Äußeren abstoßend wirken auf andere Menschen. Es gilt ja, ein „Gesicht“ zu haben, vorzeigbar zu sein. Wer aber seine Nächte draußen verbringen muss, hat oft keine Gelegenheit zu irgendeiner Pflege. Da freut es die frisch Rasierten und Geföhnten, wieder ein „menschliches Gesicht“ zu haben.
Ich kann da nur staunen auf welche fantasievolle Weise manche Menschen den Weg der Barmherzigkeit gehen und den Auftrag erstnehmen: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern das habt ihr mir getan.“ (Matth. 25,40)

Ihre/Eure Pfarrerin Katharina Wagner

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KW39

Liebe Leserin, lieber Leser!
Im Sonnenschein, wenn alles gut ist und gelingt im Leben, fällt es leicht, ein gläubiger Mensch zu sein. Gott ist dann der, dem man Danke sagen kann. So hat einmal Roman Herzog, einst Bundespräsident, die Frage, ob er denn an Gott glaube, beantwortet: „Ich brauche doch einen, dem ich Danke sagen kann“.
Diese Antwort ist beeindruckend, ich kann sie gut nachvollziehen. Ein gelingendes Leben, in dem alles in Ordnung ist, ein schönes Zuhause, ein Beruf, der Freude macht, vielleicht gut geratene Kinder, die ihren Weg erfolgreich gehen; verreisen können, politische Sicherheit, Gesundheit … Da ist der liebe Gott, der alles herrlich regieret und führet, so etwas wie die Kirsche auf der Sahne, wie die Sonne am Himmel, wie der stille, sanfte Abendhauch.
Wenn aber, was jedem Menschen allezeit droht, das kommt, was nicht in dieses Bild passt, der Schicksalsschlag, der das ganze heile Gebäude, wenn nicht zum Einsturz bringt, so doch windschief und wackelig macht – was dann? Eine Krankheit wirft nicht nur viele Fragen auf, sie kann einen völlig aus der Bahn werfen. „Nichts ist mehr, wie es war“, sagen Menschen dann. Und natürlich wird die Frage aller Fragen gestellt: „Warum?“ Warum ich, warum jetzt, warum überhaupt? Da steht der „liebe Gott“ dann zur Disposition, merkwürdigerweise ganz oft auch bei denen, die gar nicht an ihn glauben. „Wenn es einen gerechten Gott gibt, wie kann er das dann zulassen?“, lautet die Frage, bevor mit Verbitterung oft geantwortet wird: „Siehst du, da ist eben niemand, der uns beschützt!“ Wer bisher auf Gott vertraut hat, sieht sich in noch schwierigerer Lage. „Wo bist du? Warum erhörst du meine Gebete nicht? Bin ich dir gleichgültig?“
Ich erinnere mich an einen Fernsehbeitrag, da ging es um einen jungen Mann, Familienvater, drei Kinder, zwei, vier und sieben Jahre alt, der an einem hoch bösartigen Hirntumor erkrankt war. Er sagte, an Gott gewandt: „Ich beschuldige dich der unterlassenen Hilfeleistung, der Täuschung all meiner Hoffnungen, der Heimtücke und Bosheit.“ Es war schwer auszuhalten, mit welcher Inbrunst der junge Vater das aussprach. Wer könnte ihn nicht gut verstehen? Ich dachte: Ja, recht hast du, sag‘ das laut, schrei es heraus, diese Enttäuschung und Verzweiflung. Als Seelsorger erkenne ich, dass das dazugehört.
Der Theaterregisseur Christoph Schlingensief (1960–2010) hat es in seinem Buch mit dem Titel „So schön wie hier kann’s im Himmel gar nicht sein“ sinngemäß so festgehalten: Gott ist nicht da. Es ist alles ganz tot. Es ist alles ganz kalt. Diese Klage taucht immer wieder auf in seinem Buch. Erstaunlich, dass er trotz allem Gott nicht ganz aus seinem Denken verbannt. Ein Rest Hoffnung bleibt, ein Kern, etwas, das sich als unzerstörbar erweist.
Gott ist längst nicht mehr „die Kirsche auf der Sahne“ und auch nicht die Sonne am Himmel, denn es herrscht Frost und die Wolken hängen tief – aber ER scheint letzter Halt und „Zuflucht für und für“. Der uns bleibt, wenn nichts mehr bleibt. Ein biblischer Satz aus Psalm 116 drückt das so aus: „Ich glaube, auch wenn ich sage, ich werde sehr geplagt.“
Ich kann das nur hoffen und mir wünschen, wenn ich einmal vor so einer Wand stehen sollte, vor so einem Abgrund, dass ich Zorn und Enttäuschung ernst nehme, nicht künstlich kleinrede, und dennoch bei meinem Gott bleibe. Wer sonst könnte mir da die Hand reichen und mich aus der Tiefe ziehen?

Gebet
Gott, lass mich dein sein und bleiben, mein Anfang, mein Weg und mein Ziel.
Im Sonnenschein und im Frost.
Ich will dir trauen, dich lieben, auf dich hoffen, dem Augenschein zum Trotz.
Denn Du Gott, bist bei mir.

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW38

Liebe Leserin, lieber Leser,
letzte Woche war Schulstart und wie so vieles dieses Jahr, war dieser für uns alle anders wie gewohnt. So konnten auch wir, Georg Klar und ich, in Mainaschaff keinen gemeinsamen Anfangsschulgottesdienst mit allen Grundschülern in der katholischen Kirche feiern. Daher sind wir beide am Freitag durch alle Grundschulklassen gegangen und haben die Schülerinnen und Schüler begrüßt. Für mich war es ein schönes Erlebnis mit den Schülerinnen und Schüler der unterschiedlichen Klassen ins Gespräch zu kommen und zu erfahren wie es ihnen geht. Besonders gefreut hat es mich, dass fast alle froh darüber sind, dass die Schule wieder losgeht.
Bei aller Ungewissheit, was in diesem Herbst aufgrund des Corona Virus noch auf uns zukommt, tut es gut sich manchmal mit lieben Worten gegenseitig Mut zu machen. Daher haben alle Schülerinnen und Schüler von uns eine Karte mit Stickern darauf bekommen auf denen Mut machende Worte stehen wie: „Schön, dass es dich gibt.“, „Gott geht mit“, „Danke“, „Du bist super“
Manchmal braucht es keine große Organisation, nur etwas Zeit, Gespräche und ein paar Worte wie „Egal was kommt, Gott ist bei dir.“
 
Eure/Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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KW37

Liebe Leserin, lieber Leser!
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!
Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom Zöllner Zachäus (Lukas 19, 1-10). Immer wieder gehört sie in den Religionsunterricht bzw. auch in den Konfirmandenunterricht.
Worum geht es?
Zachäus hat Mist gebaut. Er ist Zöllner und arbeitet mit den Mächtigen zusammen. Mit denen, die die einfachen Menschen ausnehmen und sich auf ihre Kosten bereichern. Zachäus ist reich geworden durch seine Arbeit, hat andere betrogen und das Geld für sich behalten. Aber einen Schwachpunkt hat er: Er ist „klein von Gestalt“. Ich kann mir denken, was die Menschen dachten, wenn sie ihn sahen: Du Zwerg, du Wicht! Hinter seinem Rücken haben sie getuschelt und ihn ausgegrenzt, diesen Verräter – ...
Wundert ihr euch über diese Worte? So abwertend und gemein! Wenn ihr euch wundert – gut so! So sollten wir über niemanden denken und schon gar nicht reden, egal, was er gemacht hat, und egal, wie er aussieht! Und wenn ihr euch nicht wundert, ist es umso wichtiger, darüber nachzudenken, wie mies Menschen oft miteinander umgehen.
Nicht erst seit heute, seitdem es an der Tagesordnung ist, Menschen anonym mit Hassmails zu überschütten, Shitstorms im Netz loszutreten und über andere herzuziehen. Dieses ganze Mobben, Dissen, Ausgrenzen gab es schon immer! Auch wenn wir heute natürlich mehr Möglichkeiten haben, andere fertigzumachen. Es gehört schon viel Mut dazu, da nicht mitzumachen!
Einmal erzählte mir eine junge Frau: „Ich war einmal sehr feige: Als ich eine Jugendliche war, zog mitten in den Sommerferien ein Mädchen in unseren Ort. Genau in meinem Alter. Genau mit den gleichen Hobbys. Das waren tolle Sommerferien mit Sabine! Und dann kam sie auch in meine Schulklasse! „Niemand redet mit der Neuen“, gab die Anführerin der Mädchen als Parole aus. Und ich habe dabei mitgemacht aus Angst, selbst ausgegrenzt zu werden. Damals gab es noch „Poesiealben“, so etwas wie Freundschaftsbücher mit leeren Seiten. Nachdem alle Schulfreundinnen ihre Sprüche eingetragen hatten, gab ich das Poesiealbum auch Sabine. Sie nahm es, schaute mich ernst an und gab es mir nach einigen Tagen zurück. Neugierig schlug ich sofort ihre Seite auf und wurde rot vor Scham: „Silke, lerne Menschen kennen, denn sie sind veränderlich. Die dich heute Freundin nennen, reden morgen über dich.“ Es ist nicht übertrieben zu sagen: Das hat mein Leben verändert! Nicht so wie die Begegnung mit Jesus den Zachäus verändert hat. Aber doch tief: Nie wieder, habe ich mir geschworen, werde ich bei so einem Mist mitmachen und andere einfach ausgrenzen! Streiten ist in Ordnung, solange es fair zugeht. Aber mobben, ausgrenzen? Niemals!“
Jesus ist für mich ein Vorbild: Er sieht die Menschen an und sieht mehr als andere. Er sieht nicht nur das, was falsch läuft. Er sieht Traurigkeit und Scham genauso wie Sehnsucht, Hoffnung und die Möglichkeiten, die jeder Mensch in sich trägt. Und wenn mal was schiefläuft, gibt es eine neue Chance! Manche sagen ja: „Ich erfinde mich neu!“ Das ist aber gar nicht nötig! Gott, der uns alle erfunden hat, hat uns schon jetzt alle Möglichkeiten geschenkt, als mutige, ehrliche und fröhliche Menschen zu leben. Versuchen wir es alle gemeinsam.
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW36

Wem kann ich noch vertrauen? Wer oder was gibt mir Halt und Wahrheit?
Nina ist völlig baff. Sie hat etwas im Netz entdeckt, das „Lincoln-Kennedy-Mysterium“, ja, so nennt sie es. Die beiden US-Präsidenten Lincoln und Kennedy hätten merkwürdig viele biografische Gemeinsamkeiten: Ihre Nachnamen haben jeweils sieben Buchstaben. Sie kamen im Abstand von 100 Jahren in den Kongress. Sie wurden im Abstand von 100 Jahren zum Präsidenten gewählt. Lincoln und Kennedy sind beide an einem Freitag ermordet worden. Beide durch Kopfschuss. Lincoln saß im Theater namens Ford, Kennedy im Auto namens Ford. Lincolns Mörder floh aus dem Theater in ein Lagerhaus, wo er gefasst wurde. Kennedys Mörder floh aus einem Lagerhaus, von wo er geschossen hatte, und wurde in einem Theater gefasst. Die Namen beider Attentäter haben je 15 Buchstaben. Beide wurden vor ihren Prozessen getötet. Ninas Liste geht noch weiter. Klingt nach Verschwörung.
Soll das alles Zufall sein?, fragt Nina. Oder Nina sucht nach sinnvollen Mustern in einer dunklen Welt voller Fake News? Das könnte auch sein. Wer verschweigt etwas? Wem soll man glauben? Wem nicht? Nina hat die Sehnsucht, Ordnung zu finden, wo Chaos herrscht. So, wie wenn wir in den Sternenhimmel schauen, bei guter Sicht. Dann zeigen wir im chaotischen Gewirr der Lichtpunkte auf Gebilde, die aus den Sternen entstehen. Die Sterne sind aber unglaublich weit voneinander entfernt und haben nichts miteinander zu tun. Aber wir meinen, den Großen Wagen, den Kleinen Wagen oder den Orion zu sehen. Oder wir sagen, dass Gott die Sterne so hübsch in Bildern angeordnet habe. Nur ist es reiner Zufall, dass das von der Erde aus so aussieht. Zufälle mögen wir aber nicht. Eine Anhäufung von Zufällen schon gar nicht. Wir suchen einen verborgenen Sinn darin. Zufälle sind sinnfrei. Dann vermuten wir eben die Erkenntnis im Geheimen.
Und was für eine Erkenntnis soll das sein? Ja, Sternbilder sind öffentlich sichtbar, aber was lerne ich daraus? Ihre Gestalt ist eine optische Täuschung, dahinter steht vielleicht vielmehr als wir ahnen. Ans Licht kommt dadurch gar nichts. Außer Schönheit. Sorry an alle Romantiker! So ist es auch bei Lincoln und Kennedy. Banale Gemeinsamkeiten zwischen ihnen stehen öffentlich im Netz, aber zutage tritt dadurch nichts. Keine Offenbarung. Oder wird man etwa daran klüger? Weiser? Stärker? Nina ist sich unsicher. Dass die Mächtigen ihr Wahrheiten vorenthalten, daran denkt sie. Dass bewusst Fake News verbreitet werden, daran denkt sie. Dass wir Menschen klein sein und klein bleiben sollen. So in etwa. Aber klein bleiben will sie ja nicht. Nina sucht Erkenntnis. Und woran soll sie sich nun halten? An das, was öffentlich wird? Oder an das, was den Menschen Sinn verspricht? Die Diskussion ist eröffnet… auch einmal über den Horizont hinaus zu denken und zu sehen.
Vielleicht hilft auch folgendes Gebet bei der Suche und Diskussion.
Ihr /Euer Pfarrer Thomas Abel

Gott, du hast mich in eine komplexe Welt gestellt. Die Mächte scheinen sich im Netz zu bekämpfen. Die User nutzen die sozialen Medien für asoziale Kampagnen.
Was ist wahr? Was ist gelogen? Das Internet macht die große Welt klein.
Ich aber suche nach der Größe, die du versprichst, Gott!
Ich bitte Dich:
Stärke unsere menschlichen Netze und Verbindungen.
Stärke uns darin, Frieden zu stiften.
Gib uns die Gabe, Weisheit zu teilen.
Hilf uns dabei, Wahres vom Falschen zu unterscheiden.
Gib uns den Mut, deine Freundlichkeit zu verkünden.
Hilf uns, dies im Geist der Liebe zu tun.
Amen.

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KW35


Liebe Leserin, lieber Leser!
In diesen Tagen feiert die Evangelische Kirche in Deutschland, kurz EKD, ein Jubiläum. Sie wird 75 Jahre alt. Im Spätsommer 1945 trafen sich im hessischen Treysa 120 Männer – ja, es waren wohl tatsächlich nur Männer! -, um nach dem Ende des Krieges miteinander einen neuen Anfang zu wagen. Denn nicht nur Deutschland lag in Trümmern, sondern auch die deutsche evangelische Kirche, die zu gewissen Teilen mehr oder minder eng mit der nationalsozialistischen Regierung zusammengearbeitet hatte. Der neue Protestantismus sollte sich anders präsentieren – in diesem Vorsatz stimmten alle überein.
Der Rahmen der Veranstaltung konnte kaum bescheidener sein. Auf Lastwagen, Leiterwagen und sogar auf Kuhkarren waren die Beteiligten nach Treysa gekommen. Zum Essen gab es an den Tischen nur rote Beete, zum Trinken Pfefferminztee. Manche Delegierte hatten aber auch Kartoffeln im Rucksack dabei. Die wurden brüderlich geteilt. Ansonsten gestalteten sich die Verhandlungen schwierig. Zu unterschiedlich waren die Bekenntnisse und Lebensläufe der Teilnehmer. Pfarrer Martin Niemöller etwa war dabei, gezeichnet von siebenjähriger Nazi-Haft. Aber beispielsweise auch der hannoversche Landesbischof August Marahrens, der noch ein Jahr zuvor nach dem missglückten Attentat vom 20. Juli 1944 seiner Landeskirche ein Gebet verordnet hatte unter dem Titel: „Dank für die gnädige Errettung des Führers.“
Auch bei ihren Vorstellungen für die Gestalt der neuen Evangelischen Kirche lagen die Delegierten weit auseinander. Der bayerische Landesbischof Meiser wünschte sich eine lutherische Konfessionskirche. Das passte den unierten und reformierten Protestanten überhaupt nicht. Die Versammlung stand irgendwann kurz vor ihrem Scheitern. Es war maßgeblich dem Stuttgarter Bischof Wurm zu verdanken, dass schließlich doch noch eine Übereinkunft zustande kam. Wurm galt wegen seines Protests gegen das Euthanasieprogramm der Nazis als moralische Autorität. Der von ihm ausgehandelte Kompromiss sah vor, dass die Evangelische Kirche ein Kirchenbund selbstständiger Landeskirchen sein sollte, unter einem gemeinsamen Dach, dem „Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland.“
Der derzeit amtierende Ratsvorsitzende Bedford-Strohm kommentiert das Ergebnis im Rückblick so: „Errichtet wurde kein stolzer Dom, sondern eher eine Baracke – aber eine erstaunlich wetterfeste.“ Damit hat er Recht. Und diese „Baracke“ nimmt ihre Verantwortung in bemerkenswerter Weise wahr. Ich erinnere nur an ihre oft wegweisenden Denkschriften. Dennoch bleibt die Aufgabe, weitere Schritte auf dem Weg zur Einheit zu gehen.
Heute präsentieren sich die 20 Gliedkirchen innerhalb der EKD in drei Vereinigungen: der Union Evangelischer Kirchen, der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche und der Reformierten Kirche – mit jeweils eigenen Leitungen, Ämtern und Bekenntnissen. Dass es im Inneren der „Baracke“ nach wie vor drei voneinander getrennte Räume gibt, ist für viele Menschen in der Gegenwart kaum nachvollziehbar. Es wäre an der Zeit, diese Trennung zu überwinden, aber ebenso auch die Trennung zu unseren katholischen Schwestern und Brüdern. Dies entspricht auch dem Willen Jesu, der gesagt hat: „Sie sollen alle eins sein, damit die Welt glaube.“
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW34

Liebe Leserin, lieber Leser!
Eine beliebte und oft gestellte Frage wenn das eigene Kind nach Hause kommt und von seiner Schulnote erzählt: „Und was haben die Andern für Noten?“ Ganz schnell rutschen wir in den Vergleich. Dabei wäre es doch sinnvoller beim eigenen Kind zu bleiben. Aber das ist die Crux! Wir vergleichen uns immer und immer wieder. Davon erzählt auch ein Gleichnis, das Jesus erzählte. Aber in unserem Leben sollte es um etwas anderes gehen und so hält uns Jesus einen Spiegel vor.
Er sagte aber zu einigen, die überzeugt waren, fromm und gerecht zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. (Lukas 18, 9-14)
 „Ja, was ein Glück, dass ich nicht wie der Pharisäer bin. Ich blicke auf keinen anderen herab, dünke mich nicht besser als die neben mir.“ Wer von Ihnen beim Hören des biblischen Textes so gedacht hat, ist dem Evangelium schon in die Falle gegangen. Wer sich als vorbildlicher, bescheidener oder demütiger ansieht als der Pharisäer aus dem Evangelium, nimmt schon die Rolle des Pharisäers ein.
Ich möchte noch einmal neu anfangen: „Ein Glück, dass ich nicht wie der Pharisäer bin. Ich faste nicht zweimal die Woche und gebe der Kirche auch keinen Zehnten …“ Geht auch nicht. Das mag ja stimmen, aber es ist kein Grund, mich selbst zu loben. Wirft jedoch ein interessantes Licht auf das Gleichnis, das Jesus erzählt.
 Hier geht es nicht um Schwarz-Weiß-Malerei. Der Pharisäer führt ein vorbildliches Leben – und dennoch geht er nicht als Gerechter nach Hause. Versuchen wir es mit einem anderen Beginn: „Ja, was ein Glück, dass ich wie der Zöllner bin, meiner Schuld bewusst, demütig, bescheiden.“ Geht ebenfalls nicht. In dem Moment, in dem ich die Demut des Zöllners an mir lobe, bin ich nicht mehr demütig, sondern eher wieder pharisäerhaft. – Ein letzter Versuch. „Ja, was ein Glück, dass ich wie der Zöllner bin. Ich arbeite mit der Besatzungsmacht zusammen und betrüge meine Mitmenschen beim Zoll.“ Geht natürlich auch nicht, zeigt jedoch, dass der Zöllner, obwohl er nach dem Besuch im Tempel als Gerechter nach Hause geht, im Alltag kein vorbildliches Leben führt.
 Vier unterschiedliche Anfänge, viermal bin ich in die Rolle des Pharisäers und des Zöllners geschlüpft – und alle vier Rollen passen mir nicht. Woran liegt das? Es geht bei diesem Evangelium nicht darum, in irgendeine Rolle zu schlüpfen, es geht um mich selbst. Ich muss auf mich selbst schauen. – Wie in der Geschichte vom britischen Schriftsteller Gilbert Chesterton (1874–1936). Der bekommt von einer Zeitung die Aufforderung, in wenigen Zeilen auf die Frage zu antworten: „Was ist faul in der Welt?“ Nach einer Zeit des Nachdenkens antwortet Chesterton mit einem einzigen Wort: „Ich.“ Es geht nicht um Pharisäer und Zöllner, es geht um mich.
Wer bin ich? Was tue ich? Wie gestalte ich mein Leben? Wie stehe ich zu Gott und meinem Nächsten? Allein darum geht es!
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW33

Liebe Leserin, lieber Leser,
welche Farbe hat Gott für Sie?
Eine Zehnjährige hat diese Frage für sich so beantwortet:
Wenn Gott eine Farbe wäre, dann wäre er gold, wie die Sterne am Himmel.
Dann wäre er rot, wie die Liebe, die uns Menschen zusammenhält.
Dann wäre er blau, wie das große weite Meer.
Dann wäre er durchsichtig, wie die Luft von den Bäumen.
Dann wäre er grün, wie die Wiese, auf denen die Tiere toben.
Dann wäre er weiß, wie die Engel im Himmel.
Dann wäre er gelb, wie die Sonnte, die uns das Licht gibt.
Dann wäre er grau, wie die Elefanten in Afrika.
Dann wäre er braun, wie die Pferde, auf denen wir reiten.
Dann wäre er bunt, wie die ganze Welt.


Ihre/Eure Pfarrerin Katharina Wagner

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KW32

Liebe Leserin, lieber Leser,
mit diesem Worten wünsche ich Ihnen/Euch schöne Urlaubstage:
Geht in euren Tag hinaus ohne vorgefasste Ideen, ohne die Erwartung von Müdigkeit, ohne Plan von Gott, ohne Bescheidwissen über ihn, ohne Enthusiasmus, ohne Bibliothek – geht so auf die Begegnung mit ihm zu. Brecht auf ohne Landkarte – und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist und nicht erst am Ziel. (Madeleine Delbrel)
Ihre/Eure Pfarrerin Katharina Wagner

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KW31

Liebe Leserin, lieber Leser,
Wunder? Als aufgeklärter Mensch tut man sich manchmal etwas schwer, wenn die Evangelien davon erzählt. Dennoch ist der Begriff des Wunders bei uns immer noch allgegenwärtig. Schlager besingen es, die fantastischen Abenteuer von Comic-Helden fesseln und die Werbung wird nicht müde Wundermittel anzupreisen.
Ich habe mal meine persönliche Liste von Wundern zusammengestellt:
1. Sternenlicht: Das, was wir in klaren Nächten über uns funkeln sehen gibt es vielleicht gar nicht mehr: Das Licht, das uns erreicht, ist vor mehreren Milliarden Jahren auf die Reise gegangen. Wir wissen also nicht, ob die Sterne, die wir bestaunen, überhaupt noch existieren.
2. Die Speicherkarte in meinem Handy: Hat nur die Größe eines Fingernagels. Darauf sind aber all meine Erinnerungen, Bilder, Kontakte, Musik und Filmchen. Unglaublich, oder?
3. Und eigentlich mein Lieblingswunder: ein Lächeln. Was das auslösen kann, wenn es von Herzen kommt, ist unbeschreiblich. Zuneigung, Wärme, Geborgenheit. In diesen Moment gibt es keinen Zweifel: Wunder gibt es immer wieder.
Ihre/Eure Pfarrerin Katharina Wagner

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KW30

Liebe Leserin, lieber Leser,

eigentlich wäre es wieder so weit: Laufen, Springen, Schwimmen und … Schwitzen. Vor allem das Schwitzen würde es vermutlich den Sportlern schwermachen – in Tokio, bei den Olympischen Sommerspielen, die erstmal auf nächstes Jahr verschoben sind. Voll Bewunderung bin ich immer, wenn ich die Sportler im Stadion laufen und springen sehe, vor allem, wenn sie Hürden überspringen. Oft sieht man die Sportler auch dabei wie sie ein Stoßgebet gen Himmel schicken, bevor es losgeht. Das biblisches Wort aus den Psalmen: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ (Ps. 18,30) wird da für mich immer ganz anschaulich. Ich kann mir gut vorstellen, dass es hilft, Gott neben sich zu wissen und ihn zu bitten: Gib mir Kraft – oder speziell bei sommerlichen Temperaturen: Gib mir genug Luft zum Atmen, damit ich diese Hürde überwinden kann.

Meine Hürden sind freilich andere. Aber auch ich kenne es, wenn ich vor einem wichtigen Gespräch oder einem Vortrag ein kurzes Gebet denke: Mein Gott, gib mir Kraft. „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Mir gibt dieser Satz Mut, denn Gott kennt unsere Mauern. Sie sind so zahlreich wie olympische Sportarten. Immer wieder kommen neue hinzu. Aber Gott gibt das Versprechen dabei zu sein. Es ist keine Garantie auf Sieg. Aber, dass jemand neben einem steht, Mut zu spricht und den Rücken stärkt gibt mir Kraft.

Ihre/Eure Pfarrerin Katharina Wagner

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KW29

Liebe Leserin, lieber Leser!
Kennen Sie das auch?
Manchmal ist man fassungslos über das, was geschieht. Dann hören oder sehen wir etwas in den Nachrichten und fragen uns: Wie ist so etwas nur möglich? Warum machen Menschen das? Warum gebietet ihnen niemand Einhalt? Solche Fragen können wehtun, wenn man sie nicht gleich wieder verscheucht. Doch leider ist es so, dass wir solche Fragen nicht an uns heran lassen. Zum einen weil es so viel Leid, so viel Unverständliches gibt… was einfach unser Fassungsvermögen übersteigt. Und doch, wir brauchen die Fragen, wir brauchen die Antworten oder wenigstens die Suche danach. Wer andere zu verstehen versucht, versteht sich selbst auch besser und daraus kann Gutes erwachsen.
Vor kurzem fiel mir der Roman „Wer die Nachtigall stört“ in die Hände. Mit siebzehn habe ich dieses Buch regelrecht verschlungen. Auch darin geht es um den Weg des Verstehens. Geschrieben wurde der Roman vor 60 Jahren von Harper Lee (1926–2016), die dafür viele Preise erhielt. Zwei Jahre nach Erscheinen des Romans ist er auch verfilmt worden mit Gregory Peck in der Hauptrolle, der für seine Rolle als Rechtsanwalt Atticus Finch einen Oscar als bester Schauspieler bekam. Worum geht es in dem Roman?
In dem Roman geht es um ein Verbrechen in einer Kleinstadt, das aufgrund einiger Indizien sofort einem schwarzen Mitbürger unterstellt wird. Der Rechtsanwalt und Verteidiger Atticus erkennt, dass die Bevölkerung einen schnellen Schuldigen sucht – und begibt sich auf den mühsamen Weg, die wahren Täter zu finden. Dabei begegnet er viel Rassismus, Misstrauen und mancherlei Anfeindungen. Ein wichtiger Satz des Romans gibt den Geist wieder, in dem er geschrieben wurde und verstanden werden möchte. Einmal sagt der Rechtsanwalt zu seiner Tochter, die sich über tadelnde Worte ihrer Lehrerin geärgert hat: „Ich werde dir jetzt einen schönen Trick sagen. Damit kommst du mit allen möglichen Leuten viel besser aus. Du verstehst einen Menschen erst richtig, wenn du die Dinge oder was es gerade ist, auch mal von seinem Standpunkt aus betrachtest, wenn du mal in seine Haut kriechst und darin herumspazierst.“
Auch uns ergeht es in diesen Zeiten oft genug so. Auch wir suchen schnell nach einem Schuldigen, einen den wir verantwortlich machen können. So kann der Satz an die Tochter auch für uns gelten.
Es ist leicht, andere zu verurteilen – und es ist manchmal mühsam, andere zu verstehen. Vielleicht ist es dieses Mühsame, was Menschen abschreckt und sie zu einem schnellen Urteil verleitet. Jeder gute Richter aber weiß, dass bei schnellen Urteilen die Gefahr am größten ist, sich zu irren.
Sie erinnern sich vielleicht an die Erzählung aus dem Johannesevangelium, in der Jesus Zeuge wird, wie eine des Ehebruchs überführte Frau gesteinigt werden soll. Das Urteil war gerecht. Aber Jesus geht noch einen Schritt weiter und hofft auf Verständnis aller, wenn er sagt: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Das ist keine Entschuldigung für die Schuldige, sondern eine Frage an die angeblich Unschuldigen: Müsst ihr so hart urteilen? Kennt ihr euch nicht selbst? Wisst ihr nicht um eure eigenen Fehler?
Fehler bleiben natürlich Fehler und Schuld bleibt immer Schuld. Das ist selbstverständlich. Es geht um unseren Umgang damit und um unser häufig zu schnelles Urteilen und Verurteilen. Andere verstehen zu wollen, ist zugegeben sehr anstrengend. Zugleich ist es aber eine gewisse Christenpflicht. Wir sollten die Anstrengung nicht scheuen. Wir gewinnen Einsichten in die Seele von Menschen – auch in unsere eigene. Schenke Gott uns seinen Geist zu dieser Einsicht.
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW28

Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Zahlen sind ernüchternd! 32.387 Menschen haben 2019 unsere Kirche in Bayern verlassen. Das sind 4714 mehr als noch im Jahr zuvor. Auch bei uns haben mehr als 60 Menschen im vergangenen Jahr unserer Kirchengemeinde den Rücken gekehrt. Das tut weh und erweckt ein Gefühl von Trauer und Hilflosigkeit. Die Gründe sind mannigfaltig. Die einen stört die Kirchensteuer, andere wollen nichts mehr von Kirche wissen. Wieder andere stören sich an den Strukturen und und und. Ins Gespräch kommt man leider nur selten. Natürlich fragen auch wir uns als Mitarbeiter, was man dagegen tun kann. Traurig wird es, wenn man die Austritte von jungen Menschen vorliegen hat, die man vielleicht noch persönlich aus dem Konfirmandenunterricht kennt. Da fragt man sich manchmal schon: „Warum? Was tust du eigentlich? Hat das alles noch einen Sinn?“ Dazu fällt mir folgende Bibelstelle ein:
An demselben Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an das Meer. Und es versammelte sich eine große Menge bei ihm, sodass er in ein Boot stieg und sich setzte, und alles Volk stand am Ufer. Und er redete vieles zu ihnen in Gleichnissen und sprach: Siehe, es ging ein Sämann aus zu säen. Und indem er säte, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel und fraßen's auf. Anderes fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, weil es keine tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Anderes fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten's. Anderes fiel auf das gute Land und brachte Frucht, etliches hundertfach, etliches sechzigfach, etliches dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!
(Matthäus 13, 1-9)
Betrachten wir das Ergebnis rechnerisch, statistisch, ist es ernüchternd. Da streut – so das Gleichnis Jesu – ein Sämann Samen aus. Aus verschiedenen Gründen geht an drei Stellen der Samen nicht auf. Erst an der vierten Stelle bringt er Frucht – und das nicht wenig. Rein rechnerisch sind drei Viertel jedoch vergeblich ausgestreut. Ein Verhältnis von 1:4 zwischen positiv und negativ. Drei Viertel des kostbaren Samens bringen nichts. Reicht aber die Rendite des vierten Viertels aus? Immerhin ist im Text von „hundertfach“ die Rede.
Später im Matthäuskapitel folgt die Deutung, die Jesus selbst gibt. Mit dem Samen meint er „das Wort von dem Reich“. Es geht somit um die Verkündigung. Jesus selbst ist in erster Linie Verkündiger gewesen, nicht Heiler oder Wundertäter. Und wen er in seine Nachfolge ruft, soll seine Verkündigung verkörpern und fortsetzen.
Wir erfahren heute oft, wie wenig Gottes Wort bei uns ausrichtet. Wie viele Gottesdienste und Messen werden gefeiert, wie viele Andachten gehalten und veröffentlicht. Doch längst nicht aller Same geht auf. Glaube stirbt unter Schicksalsschlägen, Hoffnungen werden von Sorgen erstickt, Liebe hat keine Bestandssicherung. Der Same der Menschlichkeit wird immer wieder in den Schmutz getreten. Es kann uns wenig trösten, dass die Zahl der Christen in der „Dritten Welt“ wächst. Denn in unserem Land geht es mit den Kirchen bergab, wie es scheint; und die Spuren der Verkündigung verlaufen oft im Ungewissen.
Sollen wir wegen unserer Lage – statt den Samen des Wortes – die Flinte ins Korn werfen? Das sei ferne. Der Auftrag Jesu an uns alle hat sich nicht erledigt. Natürlich ist heutzutage und hierzulande der normale Erfolg des Wortes Gottes eher der Misserfolg. Aber „der Erfolg ist eine Folgeerscheinung, niemals darf er zum Ziel werden“, so der französische Schriftsteller Gustave Flaubert (1821–1880). Wie dem auch sei, wir können uns unverdrossen und unverzagt ans Werk machen. Gott wird es nicht daran fehlen lassen, dass wir auch Ziele erreichen.
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW27

Liebe Leserin, lieber Leser!
Kennen Sie das auch?
Manchmal ist man fassungslos über das, was geschieht. Dann hören oder sehen wir etwas in den Nachrichten und fragen uns: Wie ist so etwas nur möglich? Warum machen Menschen das? Warum gebietet ihnen niemand Einhalt? Solche Fragen können wehtun, wenn man sie nicht gleich wieder verscheucht. Doch leider ist es so, dass wir solche Fragen nicht an uns heran lassen. Zum einen weil es so viel Leid, so viel Unverständliches gibt… was einfach unser Fassungsvermögen übersteigt. Und doch, wir brauchen die Fragen, wir brauchen die Antworten oder wenigstens die Suche danach. Wer andere zu verstehen versucht, versteht sich selbst auch besser und daraus kann Gutes erwachsen.
Vor kurzem fiel mir der Roman „Wer die Nachtigall stört“ in die Hände. Mit siebzehn habe ich dieses Buch regelrecht verschlungen. Auch darin geht es um den Weg des Verstehens. Geschrieben wurde der Roman vor 60 Jahren von Harper Lee (1926–2016), die dafür viele Preise erhielt. Zwei Jahre nach Erscheinen des Romans ist er auch verfilmt worden mit Gregory Peck in der Hauptrolle, der für seine Rolle als Rechtsanwalt Atticus Finch einen Oscar als bester Schauspieler bekam. Worum geht es in dem Roman?
In dem Roman geht es um ein Verbrechen in einer Kleinstadt, das aufgrund einiger Indizien sofort einem schwarzen Mitbürger unterstellt wird. Der Rechtsanwalt und Verteidiger Atticus erkennt, dass die Bevölkerung einen schnellen Schuldigen sucht – und begibt sich auf den mühsamen Weg, die wahren Täter zu finden. Dabei begegnet er viel Rassismus, Misstrauen und mancherlei Anfeindungen. Ein wichtiger Satz des Romans gibt den Geist wieder, in dem er geschrieben wurde und verstanden werden möchte. Einmal sagt der Rechtsanwalt zu seiner Tochter, die sich über tadelnde Worte ihrer Lehrerin geärgert hat: „Ich werde dir jetzt einen schönen Trick sagen. Damit kommst du mit allen möglichen Leuten viel besser aus. Du verstehst einen Menschen erst richtig, wenn du die Dinge oder was es gerade ist, auch mal von seinem Standpunkt aus betrachtest, wenn du mal in seine Haut kriechst und darin herumspazierst.“
Auch uns ergeht es in diesen Zeiten oft genug so. Auch wir suchen schnell nach einem Schuldigen, einen den wir verantwortlich machen können. So kann der Satz an die Tochter auch für uns gelten.
Es ist leicht, andere zu verurteilen – und es ist manchmal mühsam, andere zu verstehen. Vielleicht ist es dieses Mühsame, was Menschen abschreckt und sie zu einem schnellen Urteil verleitet. Jeder gute Richter aber weiß, dass bei schnellen Urteilen die Gefahr am größten ist, sich zu irren.
Sie erinnern sich vielleicht an die Erzählung aus dem Johannesevangelium, in der Jesus Zeuge wird, wie eine des Ehebruchs überführte Frau gesteinigt werden soll. Das Urteil war gerecht. Aber Jesus geht noch einen Schritt weiter und hofft auf Verständnis aller, wenn er sagt: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Das ist keine Entschuldigung für die Schuldige, sondern eine Frage an die angeblich Unschuldigen: Müsst ihr so hart urteilen? Kennt ihr euch nicht selbst? Wisst ihr nicht um eure eigenen Fehler?
Fehler bleiben natürlich Fehler und Schuld bleibt immer Schuld. Das ist selbstverständlich. Es geht um unseren Umgang damit und um unser häufig zu schnelles Urteilen und Verurteilen. Andere verstehen zu wollen, ist zugegeben sehr anstrengend. Zugleich ist es aber eine gewisse Christenpflicht. Wir sollten die Anstrengung nicht scheuen. Wir gewinnen Einsichten in die Seele von Menschen – auch in unsere eigene. Schenke Gott uns seinen Geist zu dieser Einsicht.
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW26

Liebe Leserin, lieber Leser,
„Der Herr ist mein Hirte…“ – ein mir liebgewonnener Text, der mir in so mancher Situation beiläufig über die Lippen kommt. Ein Psalm, der mir mitten im Alltag gut tut. Dies ist mir nochmal ganz neu bewusst geworden durch eine Übertragung dieses Psalms „Mitten im Gedränge“ durch Toki Miyaschina:

Der Herr gibt mir für meine Arbeit das Tempo an.
Ich brauche nicht zu hetzen.
Er gibt immer wieder einen Augenblick der Stille,
eine Atempause, in der ich zu mir kommen kann.

Er stellt mir Bilder vor die Seele,
die mich sammeln und mir Gelassenheit geben.
Oft lässt er mir mühelos etwas gelingen,
und es überrascht mich selbst,
wie zuversichtlich ich sein kann.

Ich merke: Wenn man sich diesen Herrn anvertraut,
bleibt das Herz ruhig.
Obwohl ich viel Zuviel Arbeit habe,
brauche ich doch den Frieden nicht zu verlieren.

Er ist in jeder Stunde da und in allen Dingen,
und so verliert alles andere sein bedrohliches Gesicht.
Oft – mitten im Gedränge – gibt er mir ein Erlebnis,
dass mir Mut macht.

Das ist, als ob mir einer eine Erfrischung reichte,
und dann ist der Friede da
und eine tiefe Geborgenheit.
Ich spüre, wie meine Kraft dabei wächst,
wie ich ausgeglichen werden
und mir mein Tagwerk gelingt.

Darüber hinaus ist es einfach schön zu wissen,
dass ich meinem Herrn auf der Spur bin
und dass ich jetzt und immer bei ihm zu Hause bin.

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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KW25

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“, so lautet liebe Leserin, lieber Leser, der Wochenspruch für die kommende Woche. Dieser Vers stand viele Jahrhunderte über der Kanzel in der St. Marienkirche in Kempfenbrunn, meiner letzten Pfarrstelle. Irgendwann in den Siebzigern wurde der Spruch bei einer Renovierung entfernt bzw. übermalt. Warum? Vielleicht entsprach es nicht mehr der Zeit bzw. dem Geschmack? Auf alten Fotos habe ich es erst Jahre später gesehen und machte mir so meine eigenen Gedanken über den Verlust…
Als 2002 die nächste große Renovierung anstand, kamen Frauen vom Gesangverein auf mich zu und fragten, ob es denn möglich sei den alten Bibelspruch wieder über der Kanzel anbringen zu lassen. Sie wüssten auch einen Maler, der diesen Vers in der alten Schrift aufmalen könnte. Und nebenbei sagten sie auch, dass schon viele Spenden bei ihnen eingegangen sind… Jahrzehnte verschollen, doch in den Köpfen vieler Gemeindeglieder nicht vergessen… Und viele waren dann bei der Einweihung nach der großen Renovierung richtig stolz und froh, das alte Bibelwort am alten Platz wieder zu sehen…
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“
Wie vielen Menschen mag dieses Wort immer wieder Trost gespendet haben in ihren Alltag? Zu wissen wo ich hin kann, wenn ich nicht mehr weiter weiß; wenn mich alles niederdrückt und ich keinen Ausweg mehr sehe, ist ein großes Glück. Es gibt Orientierung in einer oft orientierungslosen Zeit und Welt. Es zeigt mir an, zu wem ich gehöre, an wen ich mich wenden kann mit all meiner Müdigkeit, mit meinen Sorgen und Nöten. Nach wem will ich mich richten, wenn ich unsicher bin und ratlos…
Jesus sagt: „Komm zu mir! Du kannst alles mitbringen was dich belastet, dir Angst und Sorgen bereitet. Du bist nicht allein. Ich will dich stärken und dir tragen helfen!“
Das nimmt mir die Angst allein zu sein. Die Angst, alles alleine meistern zu müssen.
Zugegeben: Es gibt ja eine Menge Vorschläge, was man dagegen machen soll, eine Menge Heilsangebote auf dem freien Markt der Möglichkeiten. Überall verlockende Angebote, wie man sich frei machen, frei fühlen kann…
Hier, heute höre ich den Ruf Jesu: Komm zu mir. Komm einfach. Seufze tief, einmal, zweimal, dreimal – und du kommst zur Ruhe. Es wird sich nicht alles auf einmal ändern, es gibt keine Strategie, mit der ich alle meine Probleme und Mühseligkeiten einfach wegbekomme. Aber das muss auch nicht sein, um ein gutes und sinnvolles Leben zu haben. Wir dürfen auch so sein: besorgt und mühselig. Es muss nicht immer alles strahlen und leicht von der Hand gehen. Denn eben als die werden wir ja gerufen: als die Mühseligen und Beladenen. ER sagt zu uns: „Kommt! Bringt alles mit, was euch belastet!“ Vielleicht verändert das die Last und die Mühe.
Bestimmt verändert es mich: Ich kann mich wieder aufrichten, neuen Atem schöpfen. Ich bin nicht alleine mit mir und meinem Leben. Ich muss es nicht „meistern“. Ich muss überhaupt nicht viel machen, bloß kommen. Kommen zu dem, der das ruft: Auf, her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.
Daraus erwachsen neue Kräfte und Möglichkeiten, die Gott mir schenken wird!
Da bin ich mir sicher!
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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KW24

Liebe Leserin, lieber Leser,

Es schwirrt und summt außen überall. Dazu folgenden Zeilen von Gerhard Nißlmüller:

Ei, du kleines Hummelchen, meinst du könntest fliegen.
Wie soll so ein Pummelchen jemals Auftrieb kriegen?
Nie erhebst du dich zum Licht, ernsthaft ein ganz Kluger spricht –
Spricht es mit Vergnügen.

Sage nur, du kennest nicht, hört man ihn jetzt sprechen,
das Verhältnis Fluggewicht zu den Flügelflächen?
Dein Volumen ist zu groß, der Versuch ist aussichtslos,
die Physik zu stechen.

Wer war denn der Konstrukteur, der dich einst erdachte?
Kein vernünft’ger Ingenieur jemals solches machte!
Fehlerhaft die Konstruktion – spottet jeder Logik Hohn.
Schadenfroh er lachte.

Plötzlich Hummelchen beginnt, Flügel auszuspannen.
Kluger, was du sagst, ist Wind – lass es dich gemahnen:
Sieh doch meiner Flügel Schlag – wie Propeller, ohne Plag;
spricht’s und schwirrt von dannen.

Eure/Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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KW23

Liebe Leserin, lieber Leser!
Am kommenden Sonntag ist als Text für die Predigt folgender Text vorgeschlagen:
Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.
Den meisten von Ihnen/euch werden die Worte bekannt vorkommen. Zur Recht! Am Schluss eines jeden Gottesdienstes werden diese Segensworte gesprochen. Unter dem Segen Gottes verlassen wir die Kirche/den Gottesdienst und kehren zurück in den Alltag, unsere Welt.
Was ist eigentlich Segen und warum brauchen wir den Segen? Auch gerade mit diesen alten und überlieferten Worten!?
Segensworte, und gerade die des Aronitischen Segens, sind für mich Worte, die man nicht groß erklären muss. Segensworte berühren, gehen ganz tief in uns hinein. In diesen Worten schwingt etwas mit, was man nur schwer in Worte fassen kann. Es ist da eher ein Gefühl. Ich spüre, da gibt es in meinem Leben etwas viel Größeres, etwas das mich umfängt, trägt und behütet, durch mein Leben hindurch, über alle Höhen und Tiefen hinweg.
Der Segen macht mir bewusst: Ich bin in meinem Leben nicht allein. Nicht mit meinen Sorgen und Nöten oder meiner Freude und meinem Glück. Mit dem Segen gewinne ich Anteil an Gottes Kraft und seiner Gnade. Segensworte geben mir somit Kraft, Mut und Halt für meinen Lebensweg. Und ich spüre, da wo SEIN Segen Menschen zugesprochen wird und dieser Segen Menschen begleitet, können Menschen neu werden.
So gesehen eröffnet Segen auch neue Sichtweisen und vor allem Wege. Auch wenn ich sie im Augenblick des Segens noch gar nicht erkennen kann. Segen schließt nicht nur etwas zum Guten ab, sondern öffnet auch zum Guten. „Ich kann und darf wieder“, darf ein Mensch denken. Ich kann und darf wieder Durchatmen und einen Weg finden. Das alles kann SEIN Segen bewirken. Man wird ein wenig größer und stärker…
Die alten Worte des Aronitischen Segens waren für mich schon immer ein ganz persönlicher Zuspruch. In ihnen klingen und wirken die Jahrtausende und Jahrhunderte hindurch, wie Menschen durch sie angerührt und getragen wurden.
„Der Herr segne dich und behüte dich“ – Ich weiß, DU schenkst mir neue Kraft und lässt mich nicht allein!
„Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig“ – Ich sehe SEIN Licht und fühle mich geborgen!
„Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden“ – Ich spüre SEINE Gegenwart und Ruhe in meiner Seele.
Ein anderes Segenswort, was mich schon sehr lange begleitet und es in schönen und klaren Worten zum Ausdruck bringt, dass Gott für mich in jeder Lebenslage sorgt, stammt aus Irland. Und mit diesem Wort wünsche ich Ihnen und Euch eine gesegnete Woche – Euer/Ihr Pfarrer Thomas Abel
Der Herr sei vor dir,
um dir den rechten Weg zu zeigen,
der Herr sei neben dir,
um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen,
der Herr sei hinter dir,
um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen,
der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen,
wenn du fällst und dich aus der Schlinge zu ziehen,
der Herr sei in dir,
um dich zu trösten, wenn du traurig bist,
der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen,
wenn andere über dich herfallen,
der Herr sei über dir, um dich zu segnen. Amen.
(Altirischer Segenswunsch)

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KW22

Liebe Leserin, lieber Leser,
Auf der Bühne sitzen ausschließlich Frauen. Alle tragen ein Kopftuch. Man hört dreimal ein Schnipsen und dann fangen alle zu spielen an. Die Musik ist wunderschön und fängt meine Gedanken ein. Die Frauen sind ein eingespieltes Team. Aber etwas fehlt: Es gibt weder Notenständer noch einen Dirigenten. Beides ist überflüssig, denn die Frauen könnten nichts damit anfangen. Sie sind blind.
„Licht und Hoffnung“ („Al-Nour Wal Amal“) heißt das ägyptische Orchester für blinde Frauen. Die Frauen beeindrucken mich, denn sie zeigen großen Einsatz. Sie müssen ganze Orchesterstücke Note für Note in Blindenschrift lesen und auswendig lernen, so dass sie jedes Detail des Stückes im Herzen verinnerlicht haben. Dann verbindet sie im Üben die Musik. „Beim Musizieren spüre ich, dass nichts unmöglich ist“, sagt eine der jungen Frau. Eine andere erklärt: „Hier gibt es keine Behinderungen, sondern nur Fähigkeiten, die in uns stecken und die wir suchen müssen.“ Die Musik ist das Licht der Frauen.
Ich stelle mir vor, dass der Heilige Geist so wirkt, wie die Musik für die ägyptischen Musikerinnen. Er sucht sich den Weg in unsere Herzen, sodass wir ihn verinnerlichen. Erst jede und jeder für sich. Und dann miteinander verbunden – mit Gott, als Christinnen und Christen. Und so wird eine neue Form des Sehens möglich. Nicht nur durch die Augen, sondern durch geist-erfüllte Herzen.
Gesegnete Pfingsten!
Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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KW21

Liebe Leserin, lieber Leser!
Vor geraumer Zeit fiel mir ein Bild eines Kirchenfensters in der Heidelberger Providenzkirche in die Hände.Je länger ich es betrachtete, kam bei mir die Frage auf: „Geht er oder kommt er?“ Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Was sehen wir? Der segnende Christus auf einer Wolke. Ist es der Christus, der – wie es beim Evangelisten Lukas heißt – die Hände hebt und die Menschen segnet? „Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel“ (Lukas 24,50-51)? Oder ist es der Christus, von dem ebenfalls Lukas schreibt: „Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit“ (Lukas 21,27)?
Vielleicht aber hat der Künstler – wahrscheinlich aus der Werkstatt von Heinrich Beiler d. Ä. in der Mitte des 19. Jahrhunderts – diese Frage ganz bewusst in seiner Gestaltung offen gelassen? Weil sie für den Glaubenden gar nicht so wichtig ist? Hatte nicht Christus den Seinen und somit auch uns versprochen immer bei uns zu sein bis zum Ende der Welt! (Matthäus 28, 20b). Das heißt doch, dass Christus trotz seiner Himmelfahrt bei uns ist. Das machen schon die Evangelisten deutlich. Bei ihnen ist die Himmelfahrt Christi der Abschluss des Evangeliums – aber keine Endstation, sondern Zwischenstation. Weil ihre Evangelien mit einem Auftrag Jesu enden, der weit in die Zukunft greift, bis hinein in unsere Gegenwart und darüber hinaus: Geht hinaus zu allen Menschen! Und wir gehen nicht allein. Weil der Auferstandene zum Himmel erhoben wird, um dann wieder im Heiligen Geist zu allen Menschen auf die Erde zu kommen. Zuerst musste er von einem konkreten Ort und einer konkreten Zeit Abschied nehmen, damit wir ihn zu allen Zeiten und an allen Orten erfahren können. Und weil Christus nach seiner Himmelfahrt im Heiligen Geist wieder auf die Erde kommt, bringt er den Himmel mit. Denn Gott ist nicht da, wo der Himmel ist, sondern der Himmel ist da, wo Gott ist.
Und was ist dann mit seiner Wiederkunft? Ich weiß nicht, wie sie aussehen wird, doch ich glaube daran, dass dann zur Vollendung kommt, was Christus im Heiligen Geist schon jetzt mitten unter uns begonnen hat und immer wieder neu beginnt.
Ihnen allen einen gesegneten Himmelfahrtstag, auch ohne die gewohnten Gottesdienste im Freien!
Ihr/euer Pfarrer Thomas Abel

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KW 20

Liebe Leserin, lieber Leser,
vielleicht tun wir es gerade in dieser Situation öfter. Sicherlich haben es fast alle schon einmal getan – ob regelmäßig oder selten, heimlich oder öffentlich. Leider mag kaum noch jemand darüber reden: über das Beten.
Was ist Beten eigentlich? Für mich ist es die erste und die letzte Möglichkeit des Glaubens. Wenn mir sonst nichts mehr einfällt, bleibt mir immer noch dieser Weg. Beten ist Rufen, Lachen, Danken, Weinen, Schimpfen, Zweifeln, Flehen, je nach meinen Umständen. Für mich ist auch immer wieder beruhigend am Beten, dass Beten eine uralte Handlung ist. Gerade die Psalmen zeichnen genaue Bilder von den verschiedenen Anliegen der Menschheit, in welchen auch ich mich wiederfinde. Beten schärft meine Aufmerksamkeit für meine Situation und ich spüre, ich bin damit nicht allen. So öffnet Beten den Himmel und bringt gleichzeitig die Erde nahe. Oder wie jemand mal gesagt hat: „Wenn du die Hände faltest, umarmst du die ganze Welt.“
Ihre/eure Pfarrerin Katharina Wagner

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14.05.2020

Liebe Leserin, lieber Leser!
Ab Sonntag dürfen wir wieder Gottesdienste feiern! Ich freue mich darauf! Aber die wenigen Stühle, die großen Abstände und vor allem der stark eingeschränkte Gesang stimmen mich ein wenig traurig.
Denn der Sonntag trägt den Namen „Kantate“ – „Singet“. Es wird ein wenig traurig wirken, so ein Gottesdienst ohne großen Gesang…
Und was ist in unseren Kirchen nicht schon alles gesungen worden! Wie sehr haben Menschen ihr Leben in die Lieder gegeben. Lieder, die sie nicht selbst komponiert haben. Worte, die sie sich nicht selbst ausgedacht haben. Fremde Lieder können ein Schutz sein. Menschen fliehen da hinein und finden sich darin wieder. Sie finden Schutz in frommen Liedern, auch wenn sie selbst nicht wissen, ob sie sich überhaupt in Gottes Hand befinden.
Heinrich Heine (1797–1856) hat ein schönes Gedicht dazu geschrieben, es heißt „Heimkehr“:
In mein gar zu dunkles Leben / Strahlte einst ein süßes Bild;
Nun das süße Bild erblichen, / Bin ich gänzlich nachtumhüllt.
Wenn die Kinder sind im Dunkeln / Wird beklommen ihr Gemüt,
Und um ihre Angst zu bannen, / Singen sie ein lautes Lied.
Ich, ein tolles Kind, ich singe / Jetzo in der Dunkelheit;
Klingt das Lied auch nicht ergötzlich, / Hat‘s mich doch von Angst befreit.

Ein Lied, das von Angst befreit. Ein professioneller Sänger beleuchtet das, was er singt, von innen. Erst dann gelingt es ihm, wirklich Musik zu machen. Wieviel mehr muss das für unsere Kirchenlieder gelten. Wer singt, wird von innen beleuchtet. Da ist mehr als nur das Notenbild oder die Kompositionsstruktur in unseren Liedern. Wer singt, beleuchtet den Text von innen und wer Kirchenlieder singt, wird selbst von innen beleuchtet, jetzo, in der Dunkelheit. Gerade bei uns wortlastigen Protestanten ist das gut zu wissen. Es ist etwas an unseren alten Liedern, das über den einzelnen Menschen hinausgeht, etwas, das einen heil macht und „von Angst befreit“.
Ich sehe die Menschen in Italien, wie sie an den Fenstern und Balkonen stehen und mitten in der Krise singen und musizieren. Ich erinnere mich an die Gesänge in unseren Gärten, das Musizieren auch bei uns – gegen die Krise (Der Mond ist aufgegangen; die Ode an die Freude…).
Singen befreit von Ängsten und Sorgen. Ich kann singen, egal ob ich fröhlich oder traurig bin. Ich kann singen in Moll oder Dur… und kann dabei aus dem reichen Schatz der Lieder schöpfen, die uns überliefert sind.
Neue Lieder sind auch schön. Aber es ist noch unklar, ob sie im Dunklen helfen. Bei alten Liedern ist das anders. Ich singe sie und bin verbunden mit Menschen, die vor mir da waren. Immer wenn ich das schöne Maienlied singe (Wie lieblich ist der Maien), denke ich an meine Großmutter. Sie hatte viel erlebt und durchgemacht in ihrem Leben. Dieses Lied war ihr Lieblingslied – ein Lied voller Freude und Hoffnung! All die Menschen mit ihren „alten“ Liedern haben ihre Dunkelheit längst hinter sich. Während ich mich frage, ob es überhaupt was bringt, von Gott zu singen, wenn mir einfach nicht zum Jubeln ist, haben meine Glaubensväter und -mütter schon einen helleren Raum betreten. Man sagt, ihre Lieder seien wie Mäntel, in die sich die Früheren eingehüllt haben, um warm und trocken zu bleiben, während ich noch im Regen stehe.
Ich darf mir Hoffnungslieder der Alten leihen, so wie ich mir die Texte der Bibel leihe. Ich muss mein Heil nicht selbst erfinden. Das klingt vielleicht unzeitgemäß in einer Gesellschaft, die sagt: Du musst dein eigenes Lied singen, finde dein Lied und singe es! Nein, keiner von uns muss nur er oder sie selber sein, immer wieder von vorne, immer wieder von Null an. Keiner von uns singt nur sein eigenes Lied, wir alle stimmen ein in einen größeren Gesang. Jeder und jede von uns kann den angegebenen Ton aufnehmen und weitersingen. Klingt das Lied auch nicht ergötzlich, / Hat‘s mich doch von Angst befreit. Das ist nämlich Kirche: Einstimmen in einen großen Klang, einen Gesang, der das Leben preist – auch und gerade im Angesicht schwieriger Zeiten!
Bleiben Sie alle Gott befohlen und gesund!
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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07.05.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,
alles ist anders zurzeit: Ostern war so ganz anders wie die letzten Jahre, Schule daheim – so ganz anders wie gewohnt – und jetzt beim Einkaufen nur noch Gesichter mit Masken. Der unsichtbare Virus verändert unser Leben und zwingt uns dazu Feste und Feiern zu verschieben. So wie unsere Konfirmationen. Eigentlich hätten wir an diesen Wochenenden in Mainaschaff Konfirmation gefeiert – aber dieses Jahr ist alles anders.
Mich ärgert das ganz schön, aber die Gegebenheiten lassen nichts Anderes zu, so gern ich es auch möchte. Es fällt mir schwer, dass ich daran nichts ändern kann. In solchen Momenten lerne ich mit den bekannten Worten aus dem Predigerbuch: Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. Bei all dem was ich nicht ändern kann, hat für mich gerade jede Woche das Suchen seine Zeit. Das Suchen danach, wie man mit den Abstandsregeln umgehen kann. Wie man Nähe anders zeigen kann. Wie man diese Zeit dennoch gestalten kann.
Schön, dass zumindest ab nächster Woche Gottesdienste wieder ihre Zeit haben, wenn diese auch anders als gewohnt gefeiert werden müssen.
Ich wünsche Euch/Ihnen ein schönes erstes Mai Wochenende, wenn auch anders als gewohnt.
Pfarrerin Katharina Wagner

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23.04.2020

Liebe Leserin, lieber Leser!
Der kommende Sonntag trägt den Namen „Misericordias Domini“ – „Der gute Hirte“. Ein altes und vertrautes Bild in der Kirche.
Es gibt wohl kaum ein Gottesbild, das Menschen so anrühren kann wie das vom „guten Hirten“. Zugegeben nicht allen gefällt das Bild und die Vorstellung, nicht mehr als ein Schaf zu sein. Diese Menschen wären lieber „auf Augenhöhe“ mit Gott oder Jesus. Ich kann das durchaus verstehen. Aber es ist nicht so; es kann auch so nicht sein. Niemand wird je mit Gott auf Augenhöhe sein. Wir erfahren das auch, wenn unsere Pläne, Wünsche und Gebete sich nicht erfüllen. Wir haben Gott nichts vorzuschreiben. Wir können immer auf ihn hoffen, aber erwarten können wir nichts.
Auch wenn manche das Bild vom Schaf nicht mögen, oder weil es einfach zu fremd geworden ist stimmt ja, was der Verfasser des 1. Petrusbrief im 2. Kapitel schreibt:
Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen;
22 er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;
23 der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet;
24 der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.
25 Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.
Ja, oft genug sind wir irrend. Oft wissen wir nicht, wie es weitergehen könnte. Dann ist es gut zu wissen, worauf wir hoffen können. Gerade das spiegelt unsere jetzige Situation in der wir leben wieder.
Auf Gott können wir hoffen; auf Gott, der wie ein guter Hirte ist. Das hatten die Menschen damals auch nötig, die in der Gemeinde lebten, der Petrus hier schreibt. Wir wissen heute nicht mehr genau, ob es wirklich der Petrus ist, der hier schreibt – oder womöglich einer seiner Freunde, der sich des berühmten Namens bedient. Das ist auch nicht wichtig.
Viel wichtiger ist es zu wissen, wie angefochten die Christinnen und Christen damals waren. Sie waren eher einfache Leute, die sich beruflich und mit ihrem Glauben behaupten mussten gegenüber einer fremden und manchmal auch feindlichen Welt. Es bereitet keine Freude, den eigenen Glauben immer verteidigen zu müssen gegenüber spottenden Mitmenschen. Es gibt auch so etwas wie ein Glaubensmobbing, ein spöttelndes und hämisch lächelndes: ‚Das bringt doch nichts‘. Geändert hat sich daran leider nicht viel. Daran musste ich denken, als ich gefragt wurde warum wir jetzt jeden Abend läuten und eine Kerze ins Fenster stellen. „Ach, das hilft doch auch nicht!“
Petrus gibt sich redlich Mühe, seine Christinnen und Christen zu stärken und zu erbauen, wenn er schreibt: „Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.“ Das ist sehr tröstlich gemeint. Es bedeutet ja, dass wir uns unserer Wunden nicht schämen müssen; auch des Spotts nicht, der uns manchmal trifft. Wir gehen nicht in die Irre, wenn wir beten und auf Gott hoffen. Wir verstehen längst nicht alle Wege, auf die uns der Hirte führt, aber wir tragen sie in Geduld und Tapferkeit. Weil wir darauf vertrauen: Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.
Dieser Psalm hält und trägt gerade auch in diesen Tagen, Wochen und Monaten…
Bleiben Sie alle Gott befohlen und gesund!
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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16.04.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

kurz vor Ostern schrieb Susanne Niemeyer in ihrem Blog Lichtblick von Chrismon folgende Zeilen:

Ob Ostern wird, fragst du ängstlich,
und ich sage, natürlich wird Ostern.

Aber wer singt die Lieder,
wer bringt das Licht herein?
Wer steht auf, früh vor der Sonne,
wer segnet die Angst,
wer himmelt die Erde?

Du, sage ich, und ich.

Und die anderen
an ihren Küchentischen,
zwischen Legosteinen
und beim Melken der Kuh.
Bei der ersten Schicht in der Tankstelle,
nach unruhigem Traum im Krankenbett,
mit müden Augen am Taxistand.
Im Pausenraum morgens um vier,
zwischen Narzissen und Windrosen,
woimmer und überall.

Auch mich trieb diese Frage um. Und Ostern wurde. Denn Ostern ist nicht abhängig von äußeren Umständen, sondern Ostern geschieht - hier und dort - heute und morgen. Vielen Dank für euer Ostern, für die Hoffnungsworte und Ostergrüße am Baum.
Eure Pfarrerin Katharina Wagner

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09.04.2020

Liebe Leserin, lieber Leser!
Heute möchte ich Ihnen von der Hoffnung erzählen. Wie sie verloren gehen kann. Und dann wiederkommt.
Auferstehung ist schön. Paulus schreibt sogar: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich; so ist auch euer Glaube vergeblich.“ (1. Kor 15,14)
Ohne Ostern kein Glaube, keine Hoffnung. Davon möchte ich jetzt erzählen. Diese wunderschöne Andacht/Erzählung, die von der Hoffnung im Leben erzählt; wie sie verloren geht; und wie sie wiederkommt, fand ich vor kurzem von Michael Becker.
Ich wünsche Ihnen allen mit diesen sehr ergreifenden Worten ein gesegnetes Osterfest und viel Hoffnung, gerade in diesen Zeiten!
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

Ich erzähle Ihnen von Oma Rosi und was sie vor Jahren erlebt hat.
Oma Rosi heißt nur Oma, ist aber gar keine. Sie hat weder Kinder noch Enkel, ist aber zufrieden mit sich. Sie wohnt ganz oben im Hochhaus und hat einen herrlichen Blick über die Stadt. Seit dreißig Jahren wohnt Oma Rosi dort. So lange ist sie auch Witwe. Das war entsetzlich damals, sagt sie. Plötzlich war sie allein. Hatte nur noch sein Grab. Und unendliche Trauer. Jeden Tag ging sie zur Arbeit, anschließend zum Friedhof. Bald hatte sie keine Tränen mehr, das Leben lebte sich wie ein Uhrwerk. Als lebte sie neben sich her. Monate ging das so. Dann ist Ostern. Und Oma Rosi geht zur Kirche.
Dort hört sie etwas, was sie ärgert. Viel kriegt sie nicht mit in diesem Gottesdienst. Aber doch den Satz, der ihr weh tut. Wenn Gott einen Toten auferwecken kann, sagt die Pfarrerin, dann ist nichts ohne Hoffnung; nichts auf der Welt, noch nicht einmal ein Grab. Doch, sagt Oma Rosi im Stillen und ärgert sich. Am Ausgang der Kirche ärgert sie sich immer noch, gibt der Pfarrerin nur flüchtig die Hand. Ich habe keine Hoffnung, sagt sich Oma Rosi. Und geht zum Friedhof. Wie fast jeden Tag.
Manchmal spielen da Kinder. Einmal kommt ein Junge zu ihr. Der wohnt im gleichen Hochhaus und ist mit dem Papa auf dem Friedhof. Seine Mama ist gestorben, vor drei Jahren schon. Der Junge guckt Rosi von der Seite an, Rosi guckt zurück. Dann reden sie ein paar Worte. Eine Woche später reden sie wieder, ein paar Worte mehr. Und treffen sich auch im Hausflur. Oma Rosi schenkt ihm Schokolade, die sie eigentlich für sich gekauft hatte. Der Junge sagt Danke, geht aber nicht weg. Beide stehen nur da und sagen nichts. Auf einmal fragt der Junge: Soll ich dir mal mein Zimmer zeigen? Ja, gerne, sagt Oma Rosi und wird ein bisschen rot. Und weiß gar nicht, warum sie sich freut. Als sie den Jungen besucht, bringt sein Papa Kaffee und Plätzchen. Der Junge führt seine Rennbahn vor, alle müssen lachen. Sie vergessen den Friedhof. Oma Rosi gewinnt sogar ein Rennen. Und etwas Hoffnung.
So fing alles an, damals, denkt Oma Rosi heute. Hoffnung kann so klein sein. Der Junge ist heute längst groß und hat eigene Kinder. Drei Mädchen. Die sagen auch Oma zu ihr.
Hoffnung ist der Mensch, den ich suche; der mich findet. Hoffnung kann man verlieren. Wer wüsste das nicht. Hoffnung kann man aber auch finden oder bekommen. An Orten, an denen man es nicht erwartet. Der kleine Moment, in dem man gebraucht wird, plötzlich. Der Augenblick, in dem eine nicht weggeht. Eine Bitte hat. Hoffnung heißt: In der Welt der Angst und Traurigkeit ist auch eine Welt, in der man sich umeinander sorgt. Einander zum Lachen bringt. Sogar Fremde tun das einander.
Menschen brauchen einander. Wer das spürt, weiß, woher die Hoffnung kommt. Aus unserem Wunsch, nicht alleine zu sein, dazu zu gehören. Und nicht zu warten, bis einer kommt. Lieber auch mal selber gehen.
Hoffnung gibt es, weil Gott dafür sorgt. Und wir das in die Hand nehmen. Wenn wir wollen. Oma Rosi wollte. Sie sah das Licht und nutzte es. (M. Becker)

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02.04.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,
entweder war es zu kurz oder in einem unentwirrbaren Salat verstrickt und man konnte sich selten in eine ungestörte Ecke verziehen. Ohne Kabel ging nichts, keine Verbindung, kein Internet. Dann kam das W-LAN – eine kabellose Verbindung. Ungewohnt. Am Anfang höchst skeptisch betrachtet. Störanfällig bis heute. Aber doch unglaublich praktisch. Egal, wo ich bin – ich bin mittendrin.
Ich fühle mich gerade ein bisschen wie damals: verwirrt durch die neue Art der Verbindung und zugleich erahne ich neue Möglichkeiten. Ich vermisse das Alte – den spürbaren körperlichen Kontakt. Das Reden face to face. Aber ich experimentiere auch, probiere Sachen aus, für die ich vorher keine Notwendigkeit sah. Und ich stelle fest: es funktioniert. Es ist anders als vorher. Es ist störanfällig. Es ist sicherlich kein vollwertiger Ersatz. Aber es ist eine Alternative mit der wir einander wahrnehmen und verbunden sind. Online.
Mitten in all den Störungen, der Unsicherheit und aller Ungewissheit - mitten in Trübsal und trotz aller bösen Zeit – sind wir verbunden, erforschen neue Möglichkeiten und zeigen soziale Nähe. Manchmal ist es nicht ganz so einfach diese Nähe zu spüren. Genauso muss es den Jüngern ergangen sein. Jesus, der immer an ihrer Seite war, war plötzlich weg. Die Verbindung schien abgerissen, das Kabel durchgeschnitten. Aber Ostern zeigt uns – seine Verbindung zu uns besteht! Nicht sichtbar, aber doch spürbar.
Ich wünsche Ihnen/Euch eine gesegnete Karwoche, in der Zuversicht, dass die Verbindung zu Gott bleibt.
Pfarrerin Katharina Wagner

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26.03.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,
in meiner Kindheit war die Passions-Zeit eine ruhige Zeit. Tanzveranstaltungen und andere Vergnügungen fanden nicht statt, waren verboten. Man ging am Mittwoch Abend in die Passionsandacht. Das Leben war heruntergefahren, die Hektik – die es damals auf einem Dorf sowieso nicht so gab wie heute – war noch einmal gedämpft. Ostern erlebten wir dann tatsächlich körperlich und gesellschaftlich als ein Fest des neuen Lebens. Als Auferstehung, als Feier, als Gewinn, als gesellschaftlichen Aufbruch in die Zukunft des vor uns liegenden Jahres.
Heute verordnet uns ein Virus eine solche Passionszeit. Und ich hoffe sehr, dass wir das nicht nur als enorme Einschränkung empfinden. Sehen wir doch die Chancen mit. Wir werden merken, dass es mit weniger auch geht. Wir erleben jetzt schon eine große und starke Solidarität von vielen vernünftigen und guten Menschen und sehen  ein riesiges Humankapital, auch wenn der Gewinn etwas einbricht. Wir erleben einen Staat, der sein Sozialkapital auspackt und hilft, Bürokratie herunterfährt und alle Schichten berücksichtigt. Gut – Einzelne werden das nicht begreifen, Dummheit stirbt nicht, wie ein Virus nach der Krankheit. Aber ehrlich: Auf die kommt es nicht an. Die Gesellschaft ist stark und tragfähig, und das zeigt sich gerade.
Nein, der Virus und die damit auftretenden Folgen, das ist nicht gut. Aber es kann uns helfen andere Dinge wieder in den Blick zu nehmen: Familie spielt wieder miteinander, 66 und Mensch ärgere Dich nicht, weil man sonst die Zeit gar nicht herumbringt. Nachbarschaftshilfe entpuppt sich als starke soziale Säule. Das Wirtschaftssystem kommt auf den Prüfstand: Was ist wichtig, dass wir es selbst und bei uns produzieren? Wovor schützt uns Kapital? Wie wichtig sind gute Wohnverhältnisse? ….
Ich will auch überhaupt nicht behaupten, dass Gott dieses Virus geschickt hat. Aber er kann auch die Nachlässigkeit im Umgang mit einem Virus benutzen um uns zum nachdenken zu bringen. Ja, alles, was wir jetzt begreifen können ist nicht neu. Es wird von der Religion schon immer vorgetragen: Schaut welche Werte wirklich wichtig sind. Menschlichkeit ist wichtiger als Materialismus. Gerechtigkeit gibt es nur für alle oder eben nicht. Liebe Deinen Nächsten und vergiss Dich selbst nicht darüber. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die weder zu begreifen noch zu beherrschen sind. Es gibt eine Lebenskraft – nenn sie wie Du willst – die als Prinzip hinter allem steht. Wir sagen Gott dazu. Diese zu verachten führt zum Untergang.
Alles nicht neu. Alles in der Bibel und im Koran und im Sanskrit und sonstigen Heiligen Schriften schon durchgedacht. Dazu braucht es auch keinen Fundamentalismus. Der gesunde Menschenverstand genügt.
Vielleicht ist es doch nicht so blöd auch ohne Coronavirus über das Leben nachzudenken. An jedem Sonntag ist Gottesdienst. Da geschieht das. Und es stabilisiert Menschen und Gesellschaft und weltweites Zusammenleben jenseits von Parteien und Macht und Geld. Und weil Gott die verbindende Macht ist, kommt Gerechtigkeit für alle raus.
Joachim Pennig

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19.03.2020

Kanzelabkündigung des Landesbischofs für Sonntag 15. März 2020
Mit der Bitte, in der aktuellen Situation nicht aus Angst, sondern aus dem Vertrauen zu leben, wendet sich der bayerische evangelische Landesbischof an alle evangelischen Christen in Bayern. In einer Kanzelabkündigung, die am Sonntag in allen Kirchengemeinden verlesen wurde, schreibt der Bischof:
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (2.Timotheus 1,7). Liebe und Besonnenheit – was heißt das für unser Handeln gegen die Ausbreitung des Coronavirus?
Viele von uns müssen gegenwärtig schwierige und teilweise schmerzliche Entscheidungen treffen. Welche Veranstaltungen können stattfinden? Welche müssen wir absagen? Wieviel Vorsicht ist in unseren persönlichen Beziehungen im Umgang mit andren Menschen geboten? Können wir überhaupt noch jemanden körperlich berühren? Und gerade wenn es auch um andere Menschen geht: Wie können wir das richtige Maß zwischen zuversichtlicher Gelassenheit und Leichtsinn finden?
Sie haben es vermutlich in der Presse gelesen: wir haben die konstituierende Tagung der neuen Landessynode vom 22.-26. März in Bayreuth schweren Herzens bis auf weiteres verschoben. Mit dieser Entscheidung beteiligen wir uns an den allgemeinen Präventionsbemühungen gegen die weitere Verbreitung des Coronavirus. Auch andere kirchliche Veranstaltungen und große Gottesdienste müssen abgesagt werden. Auch bei Ihnen in den Gemeinden werden die damit verbundenen schwierigen Abwägungen zu treffen sein.
Auch in unserem persönlichen Verhalten brauchen wir die Kraft, Liebe und Besonnenheit, von der Paulus spricht. Die Liebe drängt nach der Umarmung oder zumindest dem Handschlag. Die Besonnenheit lässt uns das freundliche Zunicken vorziehen – oder auch den Stups mit dem Ellenbogen als neue Form der Begrüßung.
Die Liebe zeigt uns aber ganz bestimmt den richtigen Weg. Die Liebe sagt: Rücksicht auf andere ist wichtiger als die eigene Gelassenheit.
Wenn wir jetzt unerwartet mehr Zeit haben durch abgesagte Veranstaltungen oder weil wir zuhause bleiben müssen, dann können wir sie nutzen für Besinnung, Gebet, Psalmenmeditation, Auftanken und Gemeinschaft mit lieben Menschen.
Wir denken an die Menschen, die gesundheitlich mit den Folgen des Virus kämpfen. Wir denken auch an die Menschen, die spürbar unter den wirtschaftlichen Konsequenzen des Virus zu leiden haben. Menschen haben Angst um ihren Arbeitsplatz. Geschäftsleute bangen um das wirtschaftliche Überleben.
Für sie alle und für uns selbst wollen wir beten: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Als Christen leben wir nicht aus der Angst, sondern aus dem Vertrauen. Bei allem was jetzt an Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen ist, wissen wir: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Das ist die beste Voraussetzung, jetzt das Richtige zu tun, um Gefahren für die Zukunft zu vermeiden und gleichzeitig tief in der Seele zu spüren: Gott ist bei uns jeden Tag. Auf ihn vertrauen wir, egal, was kommt.
Landesbischof Bedford-Strohm

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12.03.2020

Liebe Leserin, lieber Leser und liebe Firmlinge aus St. Laurentius!
Einst trifft Jesus auf drei Männer. Zwei wollen ihm nachfolgen, einen anderen ruft er in die Nachfolge. Es bleibt aber offen, ob sie Nachfolger werden. Denn den einen warnt Jesus, die beiden anderen wollen unbedingt noch etwas erledigen. Daraus zieht Jesus die Folgerung: „Niemand, der die Hand an den Pflug legt und zurückschaut, taugt für das Reich Gottes.“ So die Übersetzung von Ulrich Wilckens. (s. Lukas 9, 57-62)
Das Bild aus der Landwirtschaft ist in unserer Zeit der Motorpflüge überholt, leuchtet aber dennoch ein. Wer die Hände auf die Pfluggriffe legt und zurückblickt, erzielt krumme Furchen. Ein schlechtes Ergebnis, Ungeschick lässt grüßen.
Aber die Haltung von Jesus wirft Fragen auf. Natürlich wird in der Verkündigung immer wieder zum Glauben aufgerufen. Wie selten aber stößt jemand neu dazu. In unserem Glauben und in unseren Gemeinden ist vieles zur Gewohnheit geworden. Viele scheuen die Einsicht, dass das Leben für Jesu Nachfolger Anforderungen bereithält. Das kann zu Entschuldigungen, Ausreden, Ausflüchten führen. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben: Auch wir suchen uns das Bequeme aus und machen es uns in der Welt gemütlich. Dann wirken wir nicht einladend und vorbildlich. Wo finden wir noch attraktives Christentum?
Doch geben wir nicht auf in Jesu Nachfolge. Blicken wir nicht zurück auf Enttäuschungen im Glauben und Rückgang in der Kirche. Drängen wir in Gedanken und Taten nach vorne. Machen wir uns klar: Jesus nachzufolgen ist nicht nur ein Weg im Leben, sondern auch ein Weg ins Leben, in Gottes endgültiges Reich. – Aus der Arbeit der Bibelübersetzer stammt das folgende Beispiel. Es ging darum, das Wortbündel glauben, vertrauen, nachfolgen in einen Indianerdialekt in Mexiko zu übersetzen. Die Übersetzer stießen auf ein Wort aus der Sprache der Krieger. Befanden sich die Männer auf dem Kriegspfad, ging der Häuptling voran, bahnte einen Weg durch den Urwald und führte in die richtige Richtung. Der indianische Ausdruck „dicht hinter dem Häuptling gehen“ wurde für Glaube und Nachfolge gewählt. Jesus als Häuptling? Auf jeden Fall als unser Herr. Wie dem auch sei, bleiben wir in der Spur seiner Worte, sind wir nah bei ihm, und er ist nah bei uns.
Diese beidseitige Nähe wünsche ich den Mädchen und Jungen aus St. Laurentius, die an diesem Wochenende ihre Heilige Firmung erhalten. Möge Gottes Kraft euch immer wieder Halt und Zuversicht schenken, damit Ihr in seiner Nachfolge treu bleibt. Ich wünsche Euch Mut, Fantasie und Weitsicht  für euren Glauben und euer Engagement in St. Laurentius und in der Welt! Möge der Glaube uns einen und helfen Gräben zu überwinden – zum Wohle aller Menschen.
Unsere Gebete werden auch Euch begleiten!
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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05.03.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,
Hornhaut das ist ein Schutz, den uns die Natur mit auf den Weg gibt. Sie wächst unter Druck und Belastung und hält dann Verletzungen von uns fern. An den Füßen oder auch an den Fingern. Gitarristen kennen das: Hornhaut schützt die Fingerkuppen der Greifhand vor dem Druck der dünnen, harten Saiten. Hornhaut auf den Fingerkuppen schützen, bedeutet aber eben auch, dass das Empfinden an den Fingerspitzen nachlässt. Die Fingerspitzen sind hart und rau.
Ich kenne auch das Gefühlt, dass Hornhaut auf der Seele wächst. So schützt sie mich vor manchen Verletzungen von anderen und manchmal brauche ich das auch. Aber ein zu viel kann kalt und hart machen. Manche Dinge kann man dann gar nicht mehr an sich heranlassen und man muss erst eine Schicht dieser Hornhaut wieder abreiben.
Die Passionszeit hat begonnen, vielleicht kann das ein guter Zeitpunkt sein, mal zu überprüfen: Gibt es Stellen in meinem Leben, an denen die Hornhaut zu dick geworden ist?
Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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02.03.2020

Liebe Leserin, lieber Leser!
„Am Aschermittwoch ist alles vorbei…“, so beginnt ein altes Faschingslied, das ich aus meiner Kindheit noch ganz gut im Ohr habe. Ja, am Aschermittwoch ist die ausgelassene Zeit vorbei, mehr aber auch nicht. Nun beginnt eine völlig andere Zeit. Eine Zeit der Ruhe und des Nachdenkens. „Alles hat seine Zeit…“, sagt der Prediger im Alten Testament.
Bei uns in der Evangelischen Kirche beginnt nun die Passionszeit. Passion bedeutet Leiden. In dieser Zeit spüren wir dem Leiden Christi nach. Wir erinnern uns und bedenken seinen Weg nach Jerusalem; bedenken wir, was Jesus für uns auf sich nahm… Passionszeit = Leidenszeit!
„Ich mag dich leiden“, wer kennt diese Worte nicht!
Manchmal weist uns schon unsere Sprache auf tiefere Geheimnisse hin. "Du, ich mag dich gern leiden", sagen Menschen, die einander lieben. Und damit sagen sie etwas Wesentliches über die Liebe - vielleicht sogar ganz unbewusst: Liebe ist mehr als ein angenehmes Gefühl, echte Liebe umfasst auch das Leiden. Das Leiden an und mit dem anderen lässt die Liebe wachsen. Darin besteht für mich das Geheimnis der Passionszeit, der sieben Wochen vor Ostern, in denen das Leiden und Sterben Jesu in den Mittelpunkt rückt. Die Liebe Gottes lässt sich in ihrer Größe nur erahnen, wenn wir das Leiden Gottes an und mit uns Menschen mit einbeziehen.
"Die Kirche müsste mal etwas moderner sein und nicht immerzu von Leiden und Sterben reden" - diese Meinung höre ich des Öfteren. Demgegenüber glaube ich: Wir tun gut daran, nicht nur auf die Sonnenseiten des Lebens zu achten. Unser Leben gewinnt seine Fülle und Schönheit erst dann, wenn wir die Schattenseiten nicht verdrängen. Es gibt keine Liebe ohne Leiden, keine Freude ohne Trauer, kein Leben ohne Abschied. Die Passionszeit bietet die Chance, so dem Leben auf die Spur zu kommen.
Das kann in ganz verschiedener Weise geschehen. Sehr viele üben in der Passionszeit oder Fastenzeit wie sie bei unseren katholischen Schwestern und Brüdern genannt wird Verzicht - sieben Wochen ohne Alkohol oder Zigaretten, ohne Süßes oder ohne Fernsehen. Und dabei lässt sich entdecken: Der Verzicht kann ein Gewinn sein, ein Schritt zu intensiverem Leben. Auch die Gottesdienste in diesen Wochen sind ein Angebot, dem Leben neu auf die Spur zu kommen - in ganz unterschiedlicher Weise.
In den Passionsandachten wollen wir das Leben von Personen aus dem Umfeld von Jesus betrachten, die uns im wörtlichen Sinn einen Spiegel auf unser Leben vorhalten wollen. Wer oder was bin ich? Wo stehe ich in meinem Leben, in dieser Zeit. Wie bekomme ich neue Kraft aus dem Schweren in meinem Leben?
Ich wünsche uns allen, dass wir in diesen Wochen dem Geheimnis des Lebens ein Stück näherkommen.
Ihr und Euer Pfarrer Thomas Abel

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20.02.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,
Clowns sind vielleicht zunächst einmal albern, denn sie tragen meist viel zu große Klamotten und stolpern unbeholfen in der Manege herum. Wie oft fällt dabei ein Clown hin. Mancher Sturz ist ein Symbol für die unzähligen Stürze des menschlichen Lebens. Das Scheitern an einer Aufgabe ist doch all zu menschlich.
Das Fallen unter der Last des Lebens ist dabei aber definitiv nicht lustig. Gerade wenn man das Gefühl hat, dass dennoch andere über einem Lachen. Der Clown, er kennt das nur zu gut, aber er steht immer wieder auf und macht weiter. Setzt von Neuem an und lacht sogar über sich selbst manchmal mit.
Ein Lachen macht so manchen Sturz doch etwas leichter. Dazu kommt, dass das Lachen rein wissenschaftlich einfach gesund ist: verbessert es nicht nur die Lungenfunktion, sondern versorgt das Gehirn auch mit einer Sauerstoffdusche und massiert die inneren Organe. Stresshormone werden so abgebaut und Glückshormone freigesetzt. Auch die Bibel weiß um den Wert des Lachens. In den Psalmen wird das Lachen sogar verheißen: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein“ (Psalm 126,1+2)
Grund genug immer wieder aus vollem Herzen zu lachen, den Widrigkeiten des Lebens zum Trotz.
Fröhliche Faschingstage
Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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13.02.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,
vor gut drei Wochen gedachten wir in Kleinostheim des Bombenabwurfes vor 75 Jahren! Unter Glockengeläut wurden im ökumenischen Gottesdienst die Namen der Opfer verlesen. Im Anschluss daran wurden auch die Namen der Opfer genannt, die dem sogenannten Euthanasiegesetz zum Opfer fielen.
Ich glaube, das war für die vielen Besucher besonders eindrücklich. Wieder stand vor Augen, was Menschen einander antun; wie wenig Leben zählen kann…
Drei Wochen später, am 13./14. Februar traf es mit unsäglichem Leid und einer massiven Wucht Dresden!
Erinnern möchte ich in diesen Tagen an eine Person, die mit viel Glück das ganze Elend überlebte:
Er ist Jude, Professor und Eigenheimbesitzer in Dresden. Eines Tages ist er nur noch Jude. Die Nationalsozialisten nehmen ihm alles weg. Sie schicken ihn und seine Familie ins Judenhaus. Dort sitzt Victor Klemperer (1881–1960) und schreibt Tagebuch, über zehn Jahre lang. Am Tag muss er in die Fabrik, abends und nachts schreibt er. Die Tagebücher haben den großartigen Titel „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“. Das Letzte, die vollkommene Tragödie war der schwere Bombenangriff auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945. Den überlebt die Familie im Bunker. Die Tagebücher, damals nur ein Kasten mit vielen losen Blättern, überleben auch. Als sie lange nach Klemperers Tod erscheinen, werden sie ein Welterfolg. Darum wissen wir heute, wie es damals war, als kein Recht mehr galt und viele gläubige Menschen nur Freiwild waren.
Victor Klemperer bekommt nach dem Krieg seine Professorenstelle zurück und ein neues Eigenheim. Er überlebt, weil er Glück hat. Und weil es manchmal Papier und Bleistifte gibt. Ohne das Aufschreiben wäre er verrückt geworden, sagt er. Die Tagebücher sind für ihn wie ein Geländer in der Finsternis. Beobachte, hat er sich selbst gesagt, präge dir ein, schreib es auf – das erhält dir die innere Freiheit. So schlimm die Tage sind, so viele Freunde, Juden und Christen, er auch zu Grabe tragen muss, er verbiegt sich nicht. Er verrät sich selbst und seinen Glauben auch in äußerster Not nicht. Die innere Haltung ist wichtig, wenn die äußere Haltung ins Wanken kommt. Innen kann man gerade bleiben, wenn man außen gebeugt wird durch was auch immer. Innen kann der Geist frei bleiben, wenn außen alles verlogen ist. Hauptsache, ich habe eine Haltung und will mich klar bekennen.
Jesus hat das gewusst; das mit der Haltung. In seinem Gleichnis vom Sämann, der das Wort aussät, weiß Jesus genau, wie schwierig das Wachstum guter Worte ist. Es gibt, man glaubt es kaum, viel Widerstand gegen das Gute. Nicht weil man gegen das Gute ist, sondern weil die eigenen Interessen vielen noch wichtiger sind. Erst kommt, was mir wichtig ist, sagen viele, dann kommt das Gute. So wird manches eher schlecht. Haltung heißt auch, nicht nur auf meine, sondern auch auf andere Interessen zu blicken. Dann haben das Gute, die guten Worte, die größten Möglichkeiten zu wachsen.
Wer das Gleichnis nach lesen möchte: es steht bei Lukas im 8. Kapitel, die Verse 4-15!
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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06.02.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,
mit leuchtenden Augen sitzen sie im Kreis vor mir; voller Erwartung und Spannung. Welche Geschichte wohl heute auf sie wartet? Ich liebe es Geschichten zu erzählen und die Reaktionen in den Gesichtern der Kinder zu sehen, wie sie mitfiebern, erstaunt sind und manchmal auch empört sind. In der Schule ist meine Frage im Anschluss nach jeder Geschichte: „Welches war dein liebstes Bild in der Geschichte?“ Und dann schießen die Finger schon nach oben, jeder und jede hat ein Bild, das ihm und ihr am liebsten war.
Wer hört nicht gern Geschichten? Auch wir selbst erzählen uns in Geschichten, wenn wir nach Hause kommen und uns von unserem Tag erzählen. Dabei entdecke ich mich selbst in den Geschichten der anderen, ziehe Parallelen oder schüttele verwirrt den Kopf. Geschichten berühren mich. Und immer wieder bin ich begeistert, dass diese alten biblischen Geschichten aktuell sind und etwas anders erzählt ins heute versetzt werden können. Wir alle kennen Geschichten über Neid, Wut, Hoffnung, Nächstenliebe, und mehr – Geschichten mitten aus dem Leben gegriffen – Geschichten, die die Bibel erzählt.
Gespannt warte ich dann immer und höre zu, wenn die Kinder mir erzählen, wo sie sich ähnlich gefühlt haben, wie die Personen in der gerade erlebten Geschichte.
Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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30.01.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,
„ Ach wissen Sie Herr Pfarrer, ich bin zufrieden“, sagte die alte Dame bei meinem Besuch anlässlich ihres Geburtstages. „Ich habe so vieles in meinem Leben erlebt. Fröhliche und schweren Stunden. Und nun im hohen Alter… Nicht immer ist es leicht, aber ich bin zufrieden!“ Und dabei lächelte sie mich an.
Und ich dachte bei mir: Sie ist mit sich „in Frieden“. Einen besseren Zustand kann es eigentlich nicht geben. Ein Mensch, der nicht mit sich und seinem Geschick hadert; ein Mensch der nicht klagt und jammert oder gar verbittert ist. Sie versucht mit dem zu leben was ist. Und ich spürte – sie lebt auch nicht „einfach so“, sondern lebt mit sich und dem Geschick „in Frieden“. Muss das nicht herrlich sein?
Auf dem Weg nach Hause fiel mir der Simeon im Evangelium des Lukas ein. Das war auch solch ein Mensch. Wir wissen wenig von ihm, außer dass sich ihm ein großer Lebenswunsch erfüllt hat. Dann sagt er im Gebet zu Gott (Lukas 2,29): Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren. Was so viel heißt wie: Ich bin im Reinen mit dir und meinem Leben. Du, Gott, kannst mich zu dir nehmen.
So weit muss es jetzt ja nicht kommen, um mit sich in Frieden zu sein. Das geht nicht erst vor dem Tod, das geht auch schon zu Lebzeiten.
Der alte Simeon hat lange auf die Erfüllung seines Wunsches gewartet. Er, der fromme Jude, wollte unbedingt den versprochenen Erlöser sehen. Er wartet schon Jahre auf ihn im Tempel zu Jerusalem. Dahin müssen die Eltern des Erlösers kommen, 40 Tage nach der Geburt ihres Kindes. Der Glaube erwartet von den Eltern, dass sie Gott für das Kind danken und ihm das Kind „darbringen“. Der 40. Tag nach der Geburt Jesu ist immer der 2. Februar, das Fest „Lichtmess“. Der alte Simeon im Tempel, der so lange gewartet hat, sieht nun den Heiland und preist ihn als ein Licht der Welt. Nun ist Simeon in Frieden mit sich. Seine Augen haben gesehen, was sie sehen wollten.
Wer krank ist im Leben oder Schweres tragen muss(te) hat es nicht so leicht mit dem Frieden. Krankheit oder Schicksalsschläge sind eine Störung der Ordnung, so empfinden wir es oft. Menschen geraten durcheinander, die alltägliche Ordnung gerät in Unordnung. Das ist schlimm. Wie kann man da Frieden finden?
Nur durch Vertrauen, glaube ich. Vertrauen ist manchmal, als würde ich mich Gott in die Arme werfen müssen. Ich erkenne keinen Sinn, ich habe Angst, ich empfinde die Unordnung im Leben – und kann doch nichts tun. Außer einem: mich Gott in die Arme werfen und hoffen, dass er mir nichts Böses will. Das ist Vertrauen: hoffen, dass ich geführt werde, auch wenn ich es nicht sehen, nicht erkennen kann, hoffen, dass mich Menschen und meine Familie und Freunde in dieser Zeit der Ungewissheit ein wenig stützen und tragen – und Gott mein Gott ist, dem ich mich anbefehle wie der alte Simeon, der immer wieder hoffte, dass Gott ihn führt.
Manchmal müssen wir vertrauen. Wir sind nie hilflos, auch wenn es so aussieht. Vertrauen ist dann unsere Hilfe. Es gibt Zeiten, da können wir buchstäblich nichts tun. Aber das eine können wir, immer: Gott und Menschen zutrauen, dass sie es gut mit uns meinen.
Mit Maria Lichtmess endet nun die Weihnachtszeit, aber SEIN Versprechen geht mit und gilt für alle Zeit: „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus…“! Und Jesus sagt zu uns: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ Und damit lässt es sich im Frieden leben!
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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23.01.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,
ein Zauber – der Fotograf Mehmet Gençe fotografiert Frauen, meist aus abgelegenen Gegenden der Welt, und zaubert dabei. Die Portraits zeigen junge und alte Gesichter, die nicht im klassischen Sinne „schön“ sind. Die Haut faltig, die Augen zusammengekniffen, das Haar fahl. Das Leben hat tiefe Linien in die Gesichter gegraben und trotzdem strahlt jede eine beeindruckende Würde aus.
Und dann kommt der Zauber: „Du bist schön!“ sagt Mehmet Gençe den Frauen und macht im selben Moment ein Foto. Die Frauen erblühen und das Ergebnis ist hinreißend. Es ist offensichtlich: Der Satz „Du bist schön“ verändert etwas. Er macht Menschen schön.
„Du bist schön“ – dieses Kompliment sagt auch Gott zu jedem einzelnen von uns. Du bist schön und wertvoll, egal welche Falten das Leben in unser Gesicht und unsere Seele gezeichnet hat. Wir dürfen uns darüber freuen, strahlen, daraus Mut schöpfen. Und bei Gelegenheit können wir ihn weitersagen und sehen, dass sich etwas verändert.
Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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16.01.2020

Liebe Leserin, lieber Leser!
Ein neues Jahr hat begonnen. Das Jahr 2020 nach Christi Geburt. Oder sollte ich vielleicht besser sagen: das Jahr 2020 „unserer Zeitrechnung“, abgekürzt u.Z.? Auf diese Formulierung stoße ich nämlich in letzter Zeit öfter. Ich finde sie in Zeitungsartikeln, vermehrt aber auch in Büchern. Da wird der christliche Bezug bewusst vermieden. Übrigens nicht die einzige sprachliche Veränderung, die gegenwärtig um sich greift. Da wird aus dem Martinsfest im November ein Sonne-Mond-und-Sterne-Fest und Weihnachtsmärkte heißen plötzlich Wintermärkte.
Unsere Sprache ist immer auch ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen. Viele Menschen halten den christlichen Glauben heute für erledigt. Ich nicht. Das heißt nicht, dass ich mir meines Glaubens immer ganz sicher wäre. Ich habe ihn nicht in der Tasche und bin zu keinem Zeitpunkt vor Zweifeln gefeit.
Die Jahreslosung bringt es auf den Punkt. Sie ist einer Szene aus dem Markusevangelium entnommen und lautet: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Der nähere Zusammenhang ist rasch erzählt. Der Vater eines an Epilepsie erkrankten Jungen bringt sein Kind zu Jesus, weil diesem der Ruf eines Wunderheilers vorauseilt. Vielleicht, so hofft er, wird Jesus gelingen, was auch den besten Ärzten bisher nicht gelungen ist. Vielleicht ist der Mann aus Nazareth ja wirklich von Gott gesandt. Aber sicher ist sich der Vater nicht. Und so sagt er, hin- und hergerissen zwischen Vertrauen und Zweifel: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“
Zweierlei finde ich an dem Vater bemerkenswert. Da ist zum einen die innige Liebe zu seinem kranken Kind. Nichts wünscht er sehnlicher, als dass der Junge gesund wird. Wer unter Ihnen selbst Kinder großgezogen hat, kann seinen Wunsch vermutlich gut nachvollziehen. Aber noch etwas anderes fällt mir auf. Der Vater verbirgt gegenüber Jesus seine Vorbehalte und Zweifel nicht. Er ist grundehrlich und zeigt seine Zerrissenheit. Diese Ehrlichkeit wird von Jesus anerkannt. Am Ende der Geschichte ist das Kind geheilt.
Mich tröstet diese Geschichte. Denn aus ihr lerne ich: Bei Gott sind Zweifel erlaubt. Ich muss mich vor Gott nicht stärker geben, als ich tatsächlich bin. Ich darf zu meinen Zweifeln und meiner inneren Armut stehen, wann immer mir die Last des Lebens zu schaffen macht und mich an meine persönlichen Grenzen bringt.
Erledigt, wie manche Zeitgenossen behaupten, ist der christliche Glaube keineswegs. Aber einfach zu haben und zu bewahren ist er auch nicht. Der bedeutende katholische Theologe Karl Rahner (1904–1984) hat einmal gesagt: „Glauben heißt: die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten.“ Die Kraft dazu aber bringe ich nur dann auf, wenn ich Gott immer wieder um Hilfe und Stärkung im Glauben bitte. Und um die Kraft bitte, ihm zu vertrauen. Das gilt auch im neuen Jahr. Und darum begehe ich dieses Jahr ganz bewusst als das Jahr 2020 nach Christi Geburt.
In diesen Tagen bzw. am kommenden Dienstag gedenken wir des Bombenabwurfes auf Kleinostheim vor 75 Jahren. So wie es wichtig ist sich seines Glaubens zu erinnern, um daraus Kraft für das Leben zu schöpfen, so ist es auch wichtig sich an solche Ereignisse zu erinnern, auch wenn sie weit weg erscheinen. Erinnerung hat sich nicht erledigt, denn sie öffnet die Augen für die Gegenwart, um achtsam zu sein für die Gefährdungen des Lebens.
Aus diesem Grund erinnern wir uns am 21. Januar an das, was in Kleinostheim vor 75 Jahren geschah. Wir erinnern an die Opfer, an die Menschen, an die Ursachen. Und daraus möge uns Kraft und Vertrauen für die Gegenwart und Zukunft erwachsen.
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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13.01.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,
am Beginn eines neuen Jahres liegen so manche Wege noch unberührt und unbelastet vor uns. Kreuzungen können neu markiert werden und Abzweige selbst bestimmt werden. Aber was kommt dann? Was befindet sich hinter den Kurven, die wir nicht einsehen können? Bei aller Neugier auf das Neue, ist da doch auch so manche Skepsis und vielleicht auch mulmiges Bauchgefühl dabei.
Von Bernhard von Clairvaux, einem mittelalterlichen Mönch, sind folgende Zeilen überliefert: Der Herr zieht mit! Er ist schon da! Der dich getragen, geprägt, geführt und befreit hat. Er ist schon dort. Geh mit ihm. Erfahr ihn, wie du es nie geglaubt hast. Er ist schon dort. Der dich in Ungeahntes, Neues führt. Er ist schon dort. Geh – du bist nicht verlassen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes neues Jahr!
Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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