Angedacht 2018

13.09.2018

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Zeichen sind eindeutig zu sehen bzw. zu spüren, auch wenn tagsüber die Temperaturen den Sommer noch erahnen lassen – es wird Herbst. Abends früh dunkel, am Morgen lässt die Sonne auch auf sich warten. Eine Woche Schule liegt hinter unseren Kindern – ja, die Urlaubs- und Sommerstimmung ist vorbei, der Alltag hat uns wieder. Und doch wünsche ich mir, dass wir etwas von diesem schönen Sommer und der Urlaubszeit in unseren Herzen und Seelen weitertragen, um ein wenig Licht in die nun allmählich beginnende Dunkelheit hinüber zu tragen.
Ja, schön war der Sommer, mit all seinen Farben, der Sonne und der Wärme. Schön war der Sommer mit den vielen schönen Festen, der Lebensfreude und dem Glück… Was in mir bleibt ist der Dank und so möchte ich mit ihnen allen einstimmen in den folgenden Lobgesang:

Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.

Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne;
er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet, hell leuchtend und kostbar und schön.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Wind und durch Luft
und Wolken und heiteren Himmel und jegliches Wetter, durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist es und liebenswürdig und kraftvoll und stark.

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernähret und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.

Gelobt seist du, mein Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden, denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt werden.

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Lobt und preist meinen Herrn
und sagt ihm Dank und dient ihm mit großer Demut. (Franz v. Assisi)

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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09.09.2018

Liebe Leserin, lieber Leser!

Nun ist es da: Das letzte Ferienwochenende! Eine unglaubliche schöne Zeit liegt hinter uns, eingebettet in einen fantastischen Sommer. Sonne pur, rekordverdächtige Temperaturen, aber auch viel zu wenig Regen… So mancher Landwirt macht(e) sich zurecht Sorgen um seine Ernte, den Ertrag auf den Feldern. „Wird es reichen; wie groß wird der finanzielle Verlust sein? Wer kann helfen?“
Das sind Fragen, die uns alle betreffen. Fragen, die sich jeder selbst einmal stellt. Fragen, die sich auch so manche Eltern am Beginn eines neuen Schuljahres stellen. „Ist mein Kind gut vorbereitet auf die Schule oder hätte es doch noch ein Jahr im Kindergarten verweilen sollen? Wird es reichen?“
„Wie wird das neue Schuljahr? Eine neu zusammengestellte Klasse, statt 20 Schüler sind es nun 32! Wird mein Kind das schaffen?“
So viele Fragen, so viele Sorgen, die sich jeder oft genug stellt oder denen man sich ausgesetzt sieht. Wohin mit den Sorgen und Fragen?
Am Bett meiner Tochter hing bzw. hängt immer noch so ein kleiner „Sorgenfesser“. Sinn dieses kleinen Monsters oder Püppchens ist es, die Sorgen, die man auf einen kleinen Zettel schreibt, „aufzufressen“. Dazu legt man den Zettel in den Sorgenfresser hinein. So mancher Zettel lag da schon drin.
Ja, wohin mit unseren Sorgen. Dieser „Sorgenfresser“ erinnert mich an ein Wort aus dem 1. Petrusbrief. Dort heißt es: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ Es ist gut zu wissen, ja es tut gut, wenn ich weiß, wem ich meine Sorgen anvertrauen kann. Oft sind es Menschen, denen ich vertraue, die mir schon oft geholfen haben. Aber manchmal gibt es Sorgen in meinem Leben, bei denen mir keiner helfen kann. Da muss ich dann alleine durch. Aber muss ich das wirklich – „Allein“? Der Satz aus dem Petrusbrief spricht hier eine ganz klare Sprache. Ich muss mit meinen Sorgen und Ängsten nicht alleine bleiben. Ich kann alles was mich bedrückt, was mir Sorgen bereitet, GOTT anvertrauen. Im Gespräch mit Gott, im Gebet kann ich ihm alles anvertrauen. Wer das macht, spürt wie die Sorgen vielleicht nicht gleich verschwinden, aber dass eine gewisse Ruhe, ein Entspannen eintritt. So wie ich es spüre, wenn ich einem Menschen meine Sorgen und Probleme anvertrauen und ich erleichtert aus diesem Gespräch gehe.
Am Beginn eines neuen Schuljahres können wir als Eltern alle unsere Sorgen und Ängste, die wir um unsere Kinder haben vor Gott bringen. In den Einschulungsgottesdiensten und den Gottesdiensten zum Schulanfang besteht dazu die Möglichkeit. Aber natürlich nicht nur dort. Gott hat immer ein offenes Ohr für uns. Für mich, für dich, für meine und deine Sorgen. Und das tut so gut zu wissen.
„Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch!“

Ihr /Euer Pfarrer Thomas Abel

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30.08.2018

Liebe Leserin, lieber Leser!

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
So lautet der Wochenspruch für die neue Woche, die jetzt am Sonntag beginnt.
„Herr Pfarrer, wofür soll ich Gott loben? Dafür dass ich jetzt so krank bin?“ Sätze, die ich immer wieder einmal zu hören bekomme. Ich weiß, es ist oft genug schwierig, darauf zu antworten, aber solche Aussagen nehmen vielen die Luft zum Atmen und engen den Blickwinkel ein. Der Mensch scheint geradezu prädestiniert zu sein, das Negative stärker zu beachten als das Gute… Gott loben? Gerade in Deutschland wird bekanntermaßen viel geklagt und gejammert. Über die unfähigen Politiker. Über die miese Stimmung am Arbeitsplatz. Über die vielen Ausländer und Asylanten. Über die hohen Preise. Über die Jugend von heute. Gestöhnt und geschimpft wird reichlich, gedankt dagegen eher selten. Auch das Lob Gottes kommt den meisten nur schwer über die Lippen.

Dabei gäbe es durchaus Grund dazu. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass wir hierzulande in Frieden und Freiheit leben dürfen; in vielen Regionen dieser Erde können die Menschen davon nur träumen. Und es ist auch nicht selbstverständlich, dass unser Tisch gedeckt ist, dass unser Schlaf von außen nicht gestört wird und dass wir im Krankheitsfall mit Versorgung und Pflege rechnen können. Insofern hätten wir eigentlich jeden Tag Anlass zur Dankbarkeit und zum Gotteslob. Aber der Mund bleibt stumm. Eine Haltung, die nicht selten ist. Sie scheint typisch menschlich zu sein. Das entnehme ich dem Evangelium für die neue Woche, der Geschichte von den zehn Aussätzigen aus dem Lukasevangelium (Lukas 17,11-19). Alle zehn wenden sich an Jesus und bitten ihn darum, von ihrem Leiden befreit zu werden. Ihre Bitte wird erhört. Aber nur einer der Aussätzigen dankt Jesus für seine Heilung. Die übrigen neun bleiben den Dank und das Gotteslob schuldig. Über die Gründe erfahren wir nichts. Vielleicht haben die Männer in ihrer Freude einfach nicht daran gedacht, sich zu bedanken. Vielleicht handelten sie gegenüber Jesus aber auch nach dem Motto: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan; der Mohr kann gehen. Wie auch immer: Der Dank bleibt aus. Der Mund bleibt stumm.
Es beschäftigt mich noch immer, was ich vor langer Zeit in einem Kloster erlebt habe. Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr eröffnen die Mönche ihr liturgisches Morgengebet, die Laudes, mit dem Ruf: „Herr, öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde.“ Der Ruf wird noch zweimal wiederholt; anschließend werden die Tagespsalmen rezitiert und die Lesungen gehalten. Ganz gleich, wie es in der Welt aussieht; ganz gleich auch, wie es dem einzelnen Mönch persönlich gerade ergehen mag – immer steht am Anfang eines jeden Morgens dieser Ruf, der den ganzen Tag in das helle Licht des Gotteslobes rückt.
Vielleicht können wir von den Mönchen lernen. Es ist nicht egal, wie wir unseren Tag beginnen. Ob mit Hektik, mit Stau im Berufsverkehr und den oft deprimierenden Schlagzeilen der Tageszeitung. Oder mit dem Lob und Dank an Gott. Ein paar Minuten genügen. Und schon hat der Tag ein anderes Gesicht – ein helleres, friedlicheres und freundlicheres.
Vielleicht gelingt uns das allen in der neuen Woche!

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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23.8.18

„Wer ist mein Nächster?“ Diese Frage steht am kommenden Sonntag im Mittelpunkt unserer Gottesdienste. Anderen zu helfen gilt als nobel, aber auch anstrengend. Manche finden es sogar manchmal als lästig. Jemanden aus dem Familien- oder Freundeskreis zu helfen, dem Nachbarn, mit dem man gut kann, ist oft genug ganz selbstverständlich. Aber wenn es plötzlich um Fremde geht, Menschen mit denen man lieber nichts zu tun haben möchte, ja dann wird es anstrengend und schwierig zugleich. Viele verschließen ihre Augen vor der Not anderer, aber es gibt ebenso viele, die es nicht tun. Erst neulich durfte ich das erfahren. Meine Eltern wollten uns besuchen. Den Weg kannten sie, aber da war nun diese Umleitung, die vielen von uns im Moment einiges abverlangt. Meine Eltern hatten sich total verfahren und steckten dann irgendwo in Karlstein fest. Dann fragten sie einen Mann, wie es denn nun nach Kleinostheim geht. Der Mann überlegte, versuchte den Weg zu beschreiben… Aber dann sagte er: „Das ist zu kompliziert! Wissen sie, ich habe Zeit. Ich lotse sie nach Kleinostheim!“ Und so stieg der Mann in sein Auto und geleitete so meine Eltern bis vor die Haustür…
Leider konnte ich mich nicht persönlich bei dem Mann bedanken, aber ich war und bin diesem Unbekannten von Herzen dankbar.
Ja, es gibt sie noch: Menschen, die weder Zeit noch Mühe scheuen, für andere da zu sein, wenn Hilfe von Nöten ist. Er hätte es sich ja auch einfach machen können. Den Weg beschreiben, mit dem Hinweis, dass man ja dann noch andere fragen kann…
Das erinnert mich an die Geschichte, die Jesus erzählte, als er gefragt wurde: „Wer ist mein Nächster?“ Die Geschichte vom barmherzigen Samariter ist ja wohl bekannt. Auffällig bei dieser Geschichte ist, wie der Samariter dem Notleidenden hilft. Er hilft nicht nur, nein, er sorgt auch für ihn. Er verbindet seine Wunden, bringt ihn in die nächste Herberge und sorgt für seine weitere Unterstützung. Nicht nur eine kurze Hilfeleistung, sondern eine wohlüberlegte, von Herzen kommende Hilfe, die die Not sieht und ihre Folgen.

„Wer ist mein Nächster?“, oder anders gefragt: „Wem bin ich oder kann ich der Nächste sein?“ Beide Fragen öffnen mir die Augen, aber auch mein Herz. Und ich wünsche mir viele Menschen, die mit den Augen und dem Herzen sehen und helfen.

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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16.08.2018

Liebe Leserin, lieber Leser,

wissen Sie wie man gar nichts tut? In einem Bilderbuch von Pu der Bär wird das folgendermaßen beschrieben:

Pu der Bär muss nachdenken. Gerade hat sein Freund Christopher Robin ihm eine Frage gestellt, die gar nicht so leicht zu beantworten ist. Er hat gefragt: Was tust du am allerliebsten? Pu denkt Folgendes: „Obwohl Honigessen etwas sehr Gutes war, was man tun konnte, gab es doch einen Augenblick, kurz bevor man anfing den Honig zu essen, der noch besser war als das Essen, (aber er wusste nicht, wie der hieß.) Und dann, fand er, war Mit-Christopher-Robin-zusammen-sein auch etwas sehr Schönes, (was man tun konnte,) und Ferkel-in-der-Nähe-haben war auch etwas sehr Angenehmes, (was man gut haben konnte;) deshalb sagte er, nachdem er alles durchdacht hatte: „Am liebsten von der Welt mag ich, wenn Ferkel und ich dich besuchen gehen und du sagst: Wie wärs mit einem kleinen Imbiss?“„Das mag ich auch“, sagte Christopher Robin, „aber was ich am liebsten tue, ist gar nichts.“ „Wie tut man gar nichts?“, fragte Pu. „Das ist, wenn man es gerade tun will und die Leute wollen von einem wissen: `Und was willst du jetzt tun, Christopher Robin? Und dann sagt man: `Och, gar nichts´, und dann tut man´s einfach.“

Ich wünsche Ihnen erholsame Ferien.

Ihre Pfarrerin Wagner

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9.8.18

Liebe Leserin, lieber Leser,

endlich in den Ferien angekommen: Luft schnappen. Ein- und ausatmen. Zur Ruhe kommen. Abstand gewinnen. Etwas Anderes und Besonderes machen, um sich abzulenken. Sich etwas gönnen: Ein gutes dickes Buch. Eine kühle Erfrischung. Einen langen Ausflug.

Ferien und Auszeiten sind wichtig. So paradox es klingt: Nur wer mal aufhört zu lernen kann weiterlernen. Genauso nur wer mal aufhört zu arbeiten kann weiterarbeiten. Wenn wir unseren Kopf ab und zu frei bekommen, können wir auch wieder mit wachem Geist uns neuen Aufgaben stellen.

Das ging auch Jesus und den Jüngern so. Im Markusevangelium 6, 30-33 heißt es: „Die Apostel kehrten zu Jesus zurück und berichteten ihm, was sie alles in seinem Auftrag getan und den Menschen verkündet hatten. Jesus sagte zu ihnen: »Kommt jetzt mit, ihr allein! Wir suchen einen ruhigen Platz, damit ihr euch ausruhen könnt.« Denn es war ein ständiges Kommen und Gehen, sodass sie nicht einmal Zeit zum Essen hatten. So stiegen sie in ein Boot und fuhren an eine einsame Stelle.“ Diese Geschichte wirft einen Blick auf Jesus und die Jünger, den man leicht übersieht: Sie waren offenbar überlastet, brauchten Ruhe und mussten sich eine Auszeit nehmen.

Die Ferien, die vor uns liegen, stecken voller Vorfreude. Ganz gleich, ob mit oder ohne Urlaub. Mal die Füße stillhalten, die Beine ausstrecken, eine kühle Erfrischung genießen. Das brauchen wir immer wieder!

Ich wünsche Ihnen erholsame und erfrischende Ferien!

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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2.8.18

Liebe Leserin, lieber Leser,

Träumen Sie noch? Manchmal stolpert man in der Bibel über wirklich Bemerkenswertes: „Weiter sagt der Herr: »Es kommt die Zeit, da werde ich meinen Geist ausgießen über alle Menschen. Eure Männer und Frauen werden dann zu Propheten; Alte und Junge haben Träume und Visionen.“

Dieser Text stammt aus dem Prophetenbuch Joel, einem der kleinen Propheten, der meist übersehen ist. Viel weiß man nicht über Joel und was man sonst so bei ihm liest, waren es eher turbulente und düstere Zeiten, in denen er lebte. Daher finde ich es bewundernswert, dass Joel nicht nur dennoch mit Gottes Nähe rechnet, sondern auch von den Träumen von Jung und Alt spricht.

Bei so manchen Blick in die Zukunft bin ich heute verunsichert und entmutig: beim Umweltschutz angefangen, über die Angst vor zunehmender Intoleranz und die Frage, wohin es mit der Digitalisierung geht. Wo bleiben da die Träume – meine Träume? Ich denke die Träume und Phantasie von Jung und Alt ist genau da wichtig, wo wir nicht wissen, wo es hingeht. Natürlich, vermutlich wird durch meine Träume nicht alles anders, aber egal wann und wo: es gibt immer eine Zukunft, die ich mitgestalten kann! Wir dürfen und sollen davon träumen! Denn eine Verheißung ist zeitlos: Gott geht mit! Und aus dem ein oder anderen Traum ist schon Wirklichkeit geworden.

Ich wünsche uns gute Träume. Sogar am helllichten Tag und mitten im Sommerloch.

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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21.7.18

Liebe Leserin, lieber Leser,

denke ich ans „Sitzenbleiben“ fällt mir immer zuerst der Schulsport ein: Egal welche Mannschaftssportart wir im Sportunterricht spielten, ich gehörte immer zu denen, die bei der Wahl für die Mannschaften, am längsten sitzen blieben. Am Ende der Prozedur galt dann oft die Aufforderung, mich zur der ein oder anderen Mannschaft zu gesellen. Ich die Sitzenbleiberin! Schlechtes Gefühl…

Als ich später, eine wichtige Prüfung im Studium nicht bestand, war das Gefühl gleich: Du hast es nicht geschafft, gehörst zu den Verlierern. Erst später habe ich gemerkt, dass Sitzenbleiben für mich auch ein Gewinn war. Das zweite Mal lief die Prüfung gut und das halbe Jahr, das ich überbrücken musste, hat mir eine gute Zeit in München ermöglicht. Auch im Sport habe ich später gelernt, mich nicht zu vergleichen, sondern Sport aus Freude und für mich zu treiben.

„Sitzenbleiben“ – das Wort ist negativ besetzt. Wir schätzen das Weiterkommen, den Erfolg, die Punkte, die wir erreicht haben. Wer sitzen bleibt, sei es die Fußballmannschaft bei der WM oder der Einzelne in der Schule, gilt leider nur als der, der Verlierer, der zurückbleibt, nicht mitkommt.  Doch wohin wollen wir?

„Ich weiß zwar nicht, wohin ich will, dafür bin ich schneller dort“ kann man spöttisch sagen. Je länger ich darüber nachdenke und mit mir lebe, desto sympathischer wird mir das Sitzenbleiben: Sitzenbleiben, durchatmen und schauen wohin es gehen sollen. So manche Ehrenrunde zeigt eine neue Chance. Jesus sagt: „Die ersten werden die letzten und die letzten werden die ersten sein.“

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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19.7.18

Liebe Leserin, lieber Leser,

die beiden Gemeindefeste sind vorbei, die Urlaubszeit steht vor der Tür. Doch bevor ich ein paar Gedanken mit ihnen dazu teilen möchte, möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die zum Gelingen unseres Gemeindefestes beigetragen haben. Angefangen bei der Gemeinde, die uns immer wieder logistisch und Absperrtechnisch unterstützt. Bei allen Helfern vor und nach dem Gemeindefest, bei allen, die sich am Tag mit ihrem Dienst eingebracht haben. Ein Dankeschön auch an das Kindergottesdienst-Team für sein Programm am Nachmittag… Und nicht zu Letzt ein großes Dankeschön an alle, die zum Gottesdienst und zum Fest gekommen sind und lange ausgeharrt haben, trotz Fußballendspiel. Bis spät in den Abend saßen noch etliche vor der Markuskirche und genossen den lauen Sommerabend.

Und nun steht so langsam für viele der Urlaub bevor. Das Wort „Urlaub“ kommt sprachgeschichtlich von dem Wort „erlauben“. So verstand man in späterer Zeit, dass es einem erlaubt sei, sich zeitweilig zu entfernen, sich frei zu stellen von Dienst und Arbeit. Das wiederum bedeutet: Wer Urlaub macht darf wegfahren, sich ausklinken aus dem Alltags- und Berufsstress – frei sein von allen Pflichten.
Was also werden wir uns erlauben, in der freien Zeit? Wozu werden wir sie nutzen? Schaffen wir es uns frei zu machen und zu genießen. Und damit meine ich nun, dass wir uns ganz bewusst Dinge herausnehmen, für die im Alltag oft genug keine Zeit ist, die wir nicht so genießen können: ein Kinobesuch und anschließend noch in oder vor einem Lokal den Abend ausklingen lassen; ein Konzert; ein Spaziergang am Morgen und anschließend ein schönes Frühstück im Park? Von Edmund J. Lutz stammt der Satz: „Wer nichts genießt, wird bald ungenießbar.“
Also nehmen wir uns in den kommenden Wochen die Zeit um genießbar zu werden oder zu bleiben. Nehmen wir uns einfach Zeit für die kleinen und unscheinbaren Dinge. „Entschleunigen“ wir uns und suchen einen neuen Takt, zumindest für diese Zeit.
Vielleicht entdeckt der Eine oder Andere auch beim Besuch einer Kirche, was es heißen kann, sich aus dieser Welt zunehmen; dem nachzuspüren was Jesus uns verspricht, wenn er uns Ruhe anbietet. „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken (Ruhe verschaffen)…“ Mit dieser Einladung eröffnet Jesus allen gehetzten und belasteten Menschen, in seiner Nähe frei zu werden und sich selbst zu finden.

Ich wünsche Ihnen/Euch allen eine gesegnete Urlaubs- und Ferienzeit!

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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12.7.18

Liebe Leserin, lieber Leser

die Welt hält an. Wie ein Kettenkarussell nach einer munteren Fahrt. Ich brauche einen Moment bis alles zum Stehen kommt. Ich ziehe die Decke über den Kopf und dreh mich noch einmal um. Erst viel später stehe ich auf. Wir machen Frühstück, ziehen den Stecker aus dem WLAN-Router und lassen den Kaffeeduft in unsere Nasen steigen. Mit der Zeitung unter dem Arm setzen wir uns auf die Terrasse.

Wir hören Leute, die vorbeigehen und lachen, Kinder, die vor Übermut springen und toben. Ich lasse die Gedanken der vergangenen Tage hinter mir und meine To-Do-Liste drehe ich um, mit der leeren Seite nach oben.

Schon mitten am Tag machen wir uns auf und gehen eine Runde. Das Gezwitscher der Vögel und das Knarren der Bäume im Ohr. Der Kopf scheint leer. Auf dem Rückweg kommen wir an einer Kapelle vorbei. Die Türe ist offen und wir setzen uns für einen Moment.

Am Abend verebben wir auf dem Sofa. Der Tag neigt sich dem Ende. Ein fauler Tag - ein Tag zum Auftanken: Gott hat uns besucht. Oder wir ihn? Die Welt setzt sich wieder in Bewegung, der neue Tag kommt.

Ein Lob auf die Faulheit – manchmal muss auch das sein: „Jesus sagte zu ihnen: Kommt jetzt mit, ihr allein! Wir suchen einen ruhigen Platz, damit ihr euch ausruhen könnt.“ (Mk 6, 31)

Ich wünsche Ihnen in diesem Sommer ihre Tage der Faulheit.

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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5.7.18

Noch drei Wochen Schule! Die großen Schularbeiten sind meist geschrieben; ein wenig Ruhe kehrt ein, zumindest was die Taktung der Schularbeiten der letzten Wochen angeht.
Ein wenig durchschnaufen und sich auf die letzten Wochen vorbereiten, um dann in die Ferien zu gehen… Aber bei uns in den Gemeinden geht es jetzt los, zumindest was unsere Gemeindefeste in Kleinostheim (15.7.) und Stockstadt (8.7.) angeht. Viel wurde geplant und vorbereitet. Helfer gesucht und angesprochen, denn ohne die Mithilfe vieler geht es nicht.
Einander wahrnehmen und sich auf den Festen besuchen, d.h. auch den Main Richtung Stockstadt und umgekehrt überqueren, um miteinander zu feiern und Gemeinsinn zeigen, das wünsche ich mir für unsere Feste. Und das gilt auch für das Grobirnenfest unserer Schwestergemeinde St. Laurentius hier in Kleinostheim. Ich freue mich schon sehr, wieder im Festgottesdienst dabei sein zu dürfen, um unsere ökumenische Verbundenheit weiter zu stärken, zu bezeugen und weitere Schritte zu wagen. So wie am Vorabend des Johannestags in Stockstadt. Es war in den zwei Jahren meine erste aktive Teilnahme an einem gemeinsamen Ökumenischen Gottesdienst. Ich hoffe, dass wir hier auch ein Zeichen für Stockstadt setzen konnten und es auch zu einer lebendigen Gemeinschaft zwischen unseren Gemeinden kommen kann.

Und so freue ich mich auf die vielen Begegnungen auf den Festen, in unseren Gemeinden, wo es zur guten Tradition gehört, sich gegenseitig (egal ob katholisch oder evangelisch) zu besuchen, um gemeinsam das Leben und den Glauben zu feiern. Denn darum geht es doch und es sind Zeichen eines Miteinanders.

„Gott, unser Vater, du vereinst uns mit allen, die an dich glauben und hier leben.
Gib uns deinen Geist, dass wir in dir verbunden bleiben, voneinander lernen und miteinander feiern; das Leben und die Freude, die du uns schenkst. Lass uns miteinander lachen und fröhlich sein, damit wir ein Abbild der göttlichen Freude sind. Lass die Sonne unsere Herzen und Seelen erwärmen und unsere Gesichter lass vor Freude erstrahlen, wenn wir gemeinsam das Leben feiern.“

So hoffen wir alle und alle für einander auf gutes Wetter mit viel Sonnenschein zu unseren Festen!

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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28.6.18

Liebe Leserin, lieber Leser,

manchmal hätte ich gern mehr Zeit! 26 Stunden anstatt 24. Aber selbst wenn der Tag mehr Stunden hätte, würde es dennoch nicht reichen. Die Zeit scheint heute immer wieder nicht zu reichen. Aber vermutlich ist das nur mein Blick auf die Zeit! Denn Zeit kann sich in Gemeinschaft sogar vermehren, so wie es die wunderbare Zeitvermehrung erzählt:

Und er sah eine große Menge, die Menschen taten ihm Leid, und er redete zu ihnen von der unwiderstehlichen Liebe Gottes. Als es dann Abend wurde, sagten seine Jünger: Herr, schicke diese Leute fort, es ist schon spät, sie haben keine Zeit. Gebt ihnen doch davon, so sagte er, gebt ihnen doch von eurer Zeit! Wir haben selber keine, fanden sie, und was wir haben, dieses wenige, wie soll das reichen für so viele? Doch war da einer unter ihnen, der hatte wohl noch fünf Termine frei, mehr nicht, zur Not, dazu zwei Viertelstunden. Und Jesus nahm, mit einem Lächeln, die fünf Termine, die sie hatten, die beiden Viertelstunden in die Hand. Er blickte auf zum Himmel, sprach das Dankgebet und Lob, dann ließ er austeilen die kostbare Zeit, durch seine Jünger an die vielen Menschen. Und siehe da: Es reichte nun das wenige für alle. Am Ende füllten sie sogar zwölf Tage voll mit dem, was übrig war an Zeit, das war nicht wenig. Es wird berichtet, dass sie staunten. Denn möglich ist, das sahen sie, Unmögliches bei ihm. (Von Lothar Zenetti umgeschrieben)

Ich wünsche Ihnen, dass sie diesen Sommer hin und wieder in Gemeinschaft solche Zeitvermehrung erleben dürfen.

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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21.6.18

Liebe Leserin, lieber Leser!

24. Juni! Nur noch sechs Monate bis Weihnachten! Das Jahr ist schon fast zur Hälfte rum! Kaum hat man sich an die schönen langen Tage des Sommers gewöhnt, da geht es nun schon wieder bergab! Zugegeben sehr langsam, aber doch stetig. Selbst der Gesang der Vögel wird allmählich weniger.
Am 24. Juni ist aber auch der Johannes Tag. An diesem Tag gedenken wir des Geburtstages von Johannes dem Täufer. Sechs Monate später feiern wir die Geburt von Jesus… Und so lädt die Zeit ein zum Nachdenken und Meditieren – über den Kreislauf meines Lebens! Dazu lade ich sie herzlich ein.

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

Jahresmitte. Sommerzeit. Zeit zum Innehalten.
Blick zurück. Fragen.
Im Alltag Verdrängtes, im Stress Zu-kurz-Gekommenes
meldet sich lautstark zu Wort.

Jahresmitte. Sommerzeit. Zeit zum Innehalten.
Blick nach vorn. Suchen.
Verschüttete Wünsche und Sehnsüchte:
Da gab es doch etwas, aus dem ich leben konnte, das mich getragen hat?

Jahresmitte. Sommerzeit. Zeit zum Innehalten.
Zeit Johannes des Täufers.
Zeit zur Orientierung.

Ich höre seine Stimme.
Ich sehe, wie er die Menschen auf den verweist,
auf den es ankommt, in meinem Leben.
Der nach ihm, Johannes kommt…

"Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste:
Ebnet den Weg des Herrn."
Wegweiser:

Blick zurück: die Taufe.
Quelle, aus der ich leben kann.
Vergebung für neuen Anfang.

Blick ins Jetzt: Gottes Wort.
Begleitung für jeden Tag.
Zuspruch, der mich atmen lässt.

Blick für die Zukunft: Lamm Gottes,
das der Welt Sünden trägt (Joh 1,29).
Denn Gott ist gnädig.

Johannes Name - sein Programm.
Wegweisung.

(frei nach M. Tillmann)

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14.06.18

Liebe Leserin, lieber Leser,

wer kennt die Geschichte „Vom verlorenen Schaf“ nicht?! Da hat einer 100 Schafe und eines geht verloren. Mitten in der Nacht macht er sich auf, es zu suchen und findet es. Welche Freude! Diese Geschichte ist ein Bild für Gott, der sucht! Gott ist ein großer Sucher und dabei ist ihm jeder einzelne wichtig.

In diesen Wochen haben bei uns in der St. Markusgemeinde die Konfirmandenkurse wieder gestartet. Für mich ist es jedes Jahr aufs Neue spannend mit ganz verschiedenen jungen Menschen, die ihre Geschichte, ihr Wissen und ihre Fragen mitbringen, gemeinsames auf Suche zu gehen. Immer wieder gemeinsam neu fragen: Was glaube ich? Was suche ich eigentlich? Nur wenn wir uns diese Fragen trauen zu stellen, können wir darüber ins Gespräch kommen und können wir Worte finden, darüber reden, uns austauschen.

Das wünsche ich den neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden: Lasst nicht locker! Macht euch auf die Suche! Und lasst uns da nach Worten suchen und uns austauschen!

Ich denke, die Mühe lohnt und diese Suche ist nicht vergeblich! Denn wenn wir uns aufmachen und suchen und uns daran festhalten, dass auf der anderen Seite, wie das Gleichnis vom Verlorenen Schaff erzählt, auch Gott sich aufmacht - dann wird das doch was! Mal sehen, was wir da so finden und wo wir gefunden werden!

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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7.6.18

Liebe Leserin, lieber Leser,

am kommenden Sonntag handelt das Evangelium von der Einladung Gottes und von Menschen, die diese Einladung ausschlagen (s. Lukas 14, 15-24). Ich möchte es umschreiben: „Hören, wenn Gott ruft!“
Vielen ist es gleichgültig, wenn Gott sie ruft, wohin auch immer. Entweder hören sie gar nicht oder sie überhören bewusst oder sie weigern sich, seinem Ruf zu folgen; Entschuldigungen gibt es viele, wie schon das Gleichnis Jesu erzählt. Geschäfte oder die eigene Person oder die allgegenwärtigen Events zur Verhinderung des Nachdenkens können wichtiger sein. Vieles kann wichtiger sein als ein Nachdenken über sich und Gott. Man selbst ist meistens wichtiger, wenn man fürchtet, infrage gestellt zu werden. Und ein Datum in der übernächsten Woche (18.6.) stellt wirklich infrage, was Menschen in der Welt anrichten.
Vor zweihundert Jahren kam es zum völligen Aus einer Reizfigur der Geschichte: Napoleon. Er erlebt „sein Waterloo“, wie die Redewendung bis heute sagt. In dem kleinen Örtchen Waterloo, damals im Königreich der Niederlande, heute in Belgien 15 km südlich von Brüssel gelegen, wurde der Mann endgültig militärisch besiegt, der sich einst anschickte, ganz Europa zu beherrschen. Zuletzt ist sein Hochmut der Grund, an dem er scheiterte – erst in Russland, dann in Waterloo. Vor allem die Armeen von Großbritannien und Preußen bereiteten dem napoleonischen Heer eine vernichtende Niederlage. Der Griff nach der Krone Europas war endgültig gescheitert.
Ich weiß nicht, ob Menschen aus der Geschichte lernen können. Vielleicht nur dann, wenn sie es wirklich wollen. Dann wäre eine Lehre aus der Geschichte dieser Woche: dem Hochmut zu entgehen. Die raschen Siege in halb Europa stiegen Napoleon buchstäblich zu Kopfe; er hielt sich – wie andere vor und nach ihm – für unschlagbar. Ob er je einen mahnenden Ruf Gottes gehört hat oder bewusst überhört hat, ist heute schwer zu beurteilen. Annehmen aber dürfen wir, dass es den Ruf gegeben hat, auch wenn er vielleicht leise gewesen ist. Aber so ist Gott: überhörbar. Und doch eindeutig in dem, was er will.
Nehmt euch nie wichtiger als Gott, bleibt immer ein wichtiger Hinweis an alle, die „das Heft in die eigenen Hände nehmen“, also das Leben nach eigenen Regeln entwerfen und durchsetzen wollen. Und dann, Gott sei’s geklagt, meistens noch anderen die Schuld geben, wenn sich ihre Pläne nicht durchsetzen lassen. Nehmt euch nie wichtiger als Gott; und achtet rechtzeitig auf Stimmen, die warnen und einen anderen Weg aufzeigen. Weise ist, wer hört, wenn Gott ruft.
Und das wünsche ich den Frauen und Männern in der Politik; bei all ihren Bemühungen Frieden zu schaffen – hier und in der ganzen Welt.

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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31.5.2018

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit wem essen Sie gewöhnlich zum Mittagessen? Alleine oder mit der Familie, mit Arbeitskollegen oder mit Freundinnen?

In einer Geschichte wird von einem kleinen Jungen erzählt, der Gott treffen will. Er packt daraufhin ein paar Coladosen und einige Schokoriegel in seinen Rucksack und macht sich auf den Weg. In einem Park sieht er eine alte Frau, die auf der Bank sitzt und den Tauben zuschaut. Der Junge setzt sich zu ihr und öffnet seinen Rucksack. Als er sich eine Cola herausnehmen will, sieht er den hungrigen Blick seiner Nachbarin. Er nimmt einen Schokoriegel heraus und gibt ihn der Frau. Sie lächelt ihn dankbar an – ein wundervolles Lächeln.
Um dieses Lächeln noch einmal zu sehen, bietet ihr der Junge auch eine Cola an. Sie nimmt sie und lächelt wieder, noch strahlender als vorher. So sitzen die beiden den ganzen Nachmittag im Park, essen Schokoriegel und trinken Cola. Als es dunkel wird, verabschiedet sich der Junge.

Zu Hause angekommen fragt ihn seine Mutter: „Was hast du denn heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?“ Der Junge antwortet: „Ich habe mit Gott Mittag gegessen – und sie hat ein wundervolles Lächeln!“
Auch die alte Frau ist nach Hause gegangen und wird dort von ihrem Sohn gefragt, was sie denn so fröhlich gemacht hat und sie antwortet:  „Ich habe mit Gott Mittag gegessen – und er ist viel jünger als ich dachte.“

Gemeinsames Essen hält Leib und Seele zusammen – so sagt ein Sprichwort. Gerade die Sommermonate mit den vielen Festlichkeiten an den Wochenenden laden ein zusammenzukommen, gemeinsam zu feiern und zusammen zu essen. Menschen treffen sich und tauschen sich aus, was sie bewegt – und das am besten bei einem guten Glas in der Hand oder einem vollen Teller auf dem Tisch. Da kann dann auch das zur Sprache kommen, was manchmal drückt und was einen bewegt. Geteiltes Leid, halbes Leid und geteilte Freude, doppelte Freude. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen spannende Begegnungen mit den unterschiedlichsten Leuten und freuen Sie sich auf das wundervolle Lächeln, in dem uns im anderen immer wieder Gott begegnen kann!

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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24.05.2018

Liebe Leserin, lieber Leser,

nach dem Pfingstfest, folgt das Trinitatisfest und danach folgt die sogenannte „festlose“ Zeit. Aber so ganz stimmt das nicht, denn am Donnerstag nach dem Trinitatisfest feiern zumindest unsere katholischen Schwestern und Brüder das Fronleichnamsfest. Martin Luther war es ein Graus und in den zurückliegenden Jahrhunderten, gab dieses Fest und der Karfreitag immer wieder Anlass, sich gegenseitig (Evangelische und Katholische) zu ärgern bzw. bloßzustellen. Zum Einen lag es an den gegenseitigen Verletzungen, die man sich zu- gefügt hatte, aber auch daran, dass man vom anderen nicht wirklich viel wusste bzw. wissen wollte. Und doch hat das Fronleichnamsfest in seiner Grundstruktur viel mit unserem Gründonnerstag, so wie wir ihn als Evangelische sehen und feiern, zu tun. Es geht um die Einsetzung des Heiligen Abendmahls und um die Gegenwart von Jesus Christus. Es ist geschichtlich gesehen kein Zufall, dass das Fronleichnamsfest auch an einem Donnerstag begangen wird. Hier liegt nämlich die historische Verbindung. Natürlich wird immer noch darüber diskutiert und gestritten, wie das nun ist mit der Gegenwart Christi beim Abendmahl und es ist auch ein schwieriger Punkt im ökumenischen Miteinander - zum Glück aber nicht bei allen! Ich erinnere mich noch sehr gerne an den Gottesdienst im letzten Jahr! Als ich vorher angefragt wurde, ob ich nicht als evangelischer Pfarrer an der Prozession teilnehmen würde musste ich nicht lange überlegen, denn hier ergab sich die Möglichkeit zu zeigen, wie wichtig mir die Ökumene vor Ort ist. Zum Anderen war dies aber die Möglichkeit gemeinsam unseren Glauben, in all seiner Vielfältigkeit, im wahrsten Sinne des Wortes zu demonstrieren. Mir war schon damals klar: das kann und soll nicht eine „einmalige“ Prozession sein. Nein, das wollen wir fortan immer gemeinsam tun. Und so freue ich mich, dass ich auch in diesem Jahr wieder dabei sein darf und kann. Und so lade ich alle evangelischen Christen ein, mit zu feiern, bei der Prozession unsers christlichen Glaubens und Miteinanders und beim anschließenden Fest vor der Laurentiuskirche, als ein Zeichen geschwisterlicher Verbundenheit im Herrn.

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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17.5.18

Liebe Leserin, lieber Leser

Pfingsten – der Geburtstag der Kirche mit der Aussendung des Heiligen Geistes. Die Bibel in einfacher Sprache beschreibt die Aussendung des heiligen Geistes im Johannes Evangelium so: „Dann atmete Jesus die Jünger an. Jesus sagte: Ihr bekommt den Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist der Atem von Gott. Der Heilige Geist ist die Kraft von Gott." (Joh 20,22)

Der Heilige Geist – der Atem von Gott – die Kraft Gottes, die uns eingehaucht wird!? Ein sehr mystischer Gedanke, der mir in unserer rationalen Welt heute manchmal schwer fällt. Auch würde ich mir wünschen, diesen eingehauchten Heiligen Geist viel deutlicher und greifbarer zu spüren. Aber manchmal sind es eben nicht die großen verändernden Gefühle, sondern eben das ganz alltägliche Atmen. Meiner Ansicht nach sehr treffend schrieb Pierre Stutz im Magazin "Andere Zeiten" folgende Zeilen zum Pfingstfest: "Wer eintaucht in die heilende Kraft des Heiligen Geistes, der taucht auf in den brennenden Fragen unserer Zeit. Der heilende Atem Gottes ermutigt uns, uns nicht verbiegen zu lassen. Er lässt uns mit Humor einander regelmäßig eine SMS schreiben mit der zentralen Frage: Heute schon geatmet? Damit der Traum Gottes in einer Welt, die gerechter und zärtlicher werden kann, verwirklicht wird, damit mitten im Alltag ein Aufatmen für ein Leben vor dem Tod möglich wird."

Genau das feiern wir an Pfingsten: Das tägliche Atmen und Aufstehen in unseren Alltag hinein. Ein Befähigt werden für eine lebenswerte Welt hier vor Ort.

Ich wünsche Ihnen ein geist-erfülltes Pfingstfest

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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10.5.18

Liebe Leserin, lieber Leser!

Im Laufe des Kirchenjahres gibt es Feste, die können wir leicht nachvollziehen und feiern und dann gibt es welche, die schon schwieriger zu verstehen sind (aber wir feiern sie trotzdem, schon wegen der freien Tage!). So zum Beispiel „Christi Himmelfahrt“! Gefeiert wird schon kräftig, zumindest tun es viele Väter, auch wenn der Grund wohl ein anderer ist…

So gesehen ist es wohl schon ein schwieriger Tag, dieser „Himmelfahrtstag“!

Aber vielleicht doch nicht. Es kommt eben darauf an, wie man „Himmelfahrt“ als Bild nimmt, das zwei Probleme auf einmal lösen will. Einmal gibt es eine Antwort auf die schmerzliche Erfahrung: Der auferstandene Christus erscheint seinen Jüngern nicht mehr.

Himmelfahrt sagt: „Kann er ja auch nicht, er ist weg, irdisch nicht mehr greifbar, ist er bei Gott, seinem und unserem Vater.“

Und als Zweites erklärt es die Stellung, die Jesus nach der Auferstehung hat: Er ist ganz oben, an der Spitze – Bilder, die wir heute noch für die Mächtigen gebrauchen und für die, die es geschafft haben.

„Der Machthaber über alle Mächtigen ist Jesus!“, so bekennen wir es, dank der „Himmelfahrt“ Jesu. Ein wichtiges Bekenntnis, macht es uns doch zum Beispiel furchtlos gegenüber allen großen und kleinen Chefs. Ausdruck findet das auch in einem alten Kirchenlied aus dem 18. Jahrhundert. Da heißt es unter anderem:

1. Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß.

Aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muss.

2. Fürstentümer und Gewalten, Mächte, die die Thronwacht halten, geben ihm die Herrlichkeit;

alle Herrschaft dort im Himmel, hier im irdischen Getümmel ist zu seinem Dienst bereit.

Dieses Lied hat mir als Kind geholfen, manche Ängste zu überwinden. Gewiss der Text war ein wenig abgewandelt, aber er griff auf das Lied und seinen Inhalt zurück. Als Kind lebte ich in einem großen alten Pfarrhaus mit einem für mich riesig wirkenden dunklen Kellergewölbe. Etwas aus dem Keller zu holen, war schon ein Akt… Aber eines Tages gab mir mein Vater der Rat, beim Kellergang ein Lied zu singen. Damit meinte er das oben erwähnte Lied, mit leicht abgewandelten Text: „Jesus Christus herrscht als König, alle Geister sind ihm untertänig…“

Und was soll ich sagen: Es half und hilft mir immer noch!!

Himmelfahrt – für mich ein freudiges und Mut machendes Fest!

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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03.05.2018

Liebe Leserin, lieber Leser,

Bildrechte beim Autor

„So sehr er sich auch bemühte wie die anderen zu sein, Irgendwie Anders war irgendwie anders.“ Mit diesem Satz beginnt das Kinderbuch „Irgendwie Anders“. Es erzählt die Geschichte von einem Tier, das eben irgendwie anders ist und deshalb ziemlich isoliert und alleine lebt. Denn was er auch an Versuchen unternimmt, um mit den anderen zu spielen, essen oder zu malen, es gelingt ihm nicht. Denn er ist und macht die Dinge irgendwie anders. Als es eines Tages an seine Tür klopft, da steht davor das Etwas. Das Etwas bietet Irgendwie Anders seine Freundschaft an. Irgendwie anders ist jedoch überrumpelt und schaut sich das Etwas von allen Seiten an. Dass sie beide Freunde werden in ihrer Unterschiedlichkeit, das kann sich Irgendwie Anders nicht vorstellen und jagt des Etwas aus dem Haus. Erst als Irgendwie anders wieder alleine ist, bedauert er es und rennt dem Etwas hinterher: „Du bist nicht wie ich, aber das ist mir egal“ Und so freunden sich beide an, essen, spielen und malen zusammen, jeder auf seine Weise.

Dieses Bilderbuch erzählt eine einfache Geschichte über die Bedeutung der Nächstenliebe: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Zu Einfach!? Wissen wir ja bereits!? Ist ja irgendwie alles klar!?

So einfach wie es klingt, denke ich ist es manchmal auch. Sich selbst und den Anderen einfach in seiner Unterschiedlichkeit annehmen. Sich auf sich selbst und den andere einlassen und das irgendwie anders sein entdecken. Aber gleichzeitig, denke ich, ist es echt schwierig. Denn es bedeutet eben für mich, dass ich mich selbst in meinem Anderssein lieben lerne. Nicht immer einfach! Und dass ich mich auf mein Gegenüber einlasse und sein Anderssein respektiere.

Dazu, glaube ich, braucht es immer wieder ganz einfache Geschichten. Geschichten vom barmherzigen Samariter und anderen, wie Jesus sie immer wieder erzählt hat. Geschichten mitten aus unserem Leben heraus.

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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26.04.2018

Liebe Leserin, lieber Leser!

Der kommende Sonntag trägt den Namen „Kantate“. Diese Bezeichnung greift auf den Psalm 98 zurück. „Singet dem Herrn ein neues Lied“, heißt es dort. Als Christen sind wir gerade in der Osterzeit aufgerufen Gott zu loben mit unserer Stimme, unseren Liedern; Einzustimmen in das große Lob der Christenheit. Das Wochenlied für diesen Sonntag „Lob Gott getrost mit singen“ setzt diese Aufforderung in einem schönen und ansprechenden Lied/Gesang um. Unter anderem heißt es dort:

1. Lob Gott getrost mit Singen, frohlock, du christlich Schar! Dir soll es nicht misslingen, Gott hilft dir immerdar. Ob du gleich hier musst tragen viel Widerwärtigkeit, sollst du doch nicht verzagen; er hilft aus allem Leid.

2. Dich hat er sich erkoren, durch sein Wort auferbaut, bei seinem Eid geschworen, dieweil du ihm vertraut, dass er deiner will pflegen in aller Angst und Not, dein Feinde niederlegen, die schmähen dich mit Spott.

6. Gott solln wir fröhlich loben, der sich aus großer Gnad durch seine milden Gaben uns kundgegeben hat. Er wird uns auch erhalten in Lieb und Einigkeit und unser freundlich walten hier und in Ewigkeit.

Gott Loben und Preisen in allen Lagen des Lebens! Auch dann, wenn es mal nicht so gut läuft. Gott Loben, wie kann das gehen? In tollen modernen Liedern, in ehrwürdigen Chorälen? Ich denke, das geht auch ganz anders. Es kann auch auf ganz andere Weise laut werden. Es ist eben eine Sache des Herzens, nicht der Form, nicht welcher Art die Melodie ist. Eine noch ganz andere Art beschreibt eine Geschichte, die ich erzählen möchte.

Ein Mann arbeitete in einem Heim für Schwerstbehinderte. Einer davon war Kiki, den dieser Mann betreute, er pflegte ihn, fuhr ihn spazieren und begleitete ihn tagsüber. Kiki war mehrfach schwerstbehindert, körperlich und geistig. Mit seinen 40 Jahren konnte er weder gehen noch sprechen. An einem Sonntag nahmen Kiki und sein Begleiter am Gottesdienst teil. Zu Beginn wurde das Lied gesungen: „Lob Gott getrost mit Singen“. Kiki kannte das Lied, zwar konnte er es nicht richtig singen, aber doch die ersten Töne lallend wiederholen. Kiki ließ während des ganzen Gottesdienstes die Anfangstöne dieses Chorals immer wieder ertönen. Sein Begleiter merkte, daß Kiki in der folgenden Woche, immer wieder dieses Lied lallte. Der Mann sprach eines Tages Kiki voller Mitleid an: „Warum bist du so ganz anders als ich? Wir sind fast gleichaltrig. Warum kann ich so viel und du so wenig? Du kannst nicht gehen, nicht sprechen, nicht denken, warum bist du nur so schwer behindert.“ Da, mitten in das hilflose Fragen seines Betreuers hinein, lallte Kiki seine Antwort, die Anfangstöne des Liedes: „Lob Gott getrost mit Singen“.

Kiki kennt den Sinn des Textes wohl nicht, aber er predigte seinem Betreuer das Gotteslob aus dem Munde eines Unmündigen. Einer klagte, er lobte. Einer fragte, er antwortete und stimmte ihm das neue Lied an zum Lobe Gottes. Der Betreuer bekennt: „Kiki ist seitdem für mich ein Ausleger des Evangeliums, ein Professor der Theologie.“

Gott denkt an uns und nimmt sich unser an. Das ist Grund für das neue Lied zum Lob Gottes.

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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19.4.18

 

Bildrechte beim Autor
Liebe Leserin, lieber Leser,

sie reckt ihre Blüten dem Himmel entgegen – die Magnolie. Wenn sie blüht, ist der Frühling endlich da: Ein blühender Magnolienbaum - eine echte Augenweide! Dieser Blütentraum lockt mich im Frühling seit zwei Jahren in den Park Schöntal und ich bewundere die großen Blüten, die sich gen Himmel ausrichten.

Sich neu ausrichten, neues in Angriff nehmen in Haus und Garten: das passt zum Frühjahr! Der berüchtigte Frühjahresputz, kann dann auch bedeuten, zu schauen und zu spüren, was Leib und Seele gut tut. Das Fahrrad, das wieder in Schuss gebracht wird, die Gartenarbeit oder auch ein Projekt, welches endlich mal angegangen werden soll.

Sich neu ausrichten – dem Himmel entgegen. Ein schönes Bild! Gerade nach Ostern. Ein Ausrichten im Glauben! Ein Aufstehen in die Hoffnung! Mir hilft dabei das gemeinsame feiern, beten und singen im Gottesdienst, aber auch mit der gesamten Natur und dem Gezwitscher der Vögel.

Sich neu ausrichten – dem Himmel entgegen: Mit Gottes Segen den Weg hinaus ins Leben wagen und die eigene Person riskieren. Das Leben in seinen Formen und Farbe wahrnehmen. Das erlebe ich an den Konfirmationen. Jugendliche die ihr „Ja“ zu ihrer Taufe geben und gemeinsam für ein Jahr nach einem Ausrichten im Glauben gesucht haben. Für alle weiteren mutigen Schritte im Glauben wünsche ich Gottes Segen.

Sich neu ausrichten – dem Himmel entgegen: Eben auch mit dem Wissen, dass die Magnolie verblüht. Kein so schöner Anblick, aber er gehört dazu und nur dann kann der Baum sein grünes Sommerkleid anlegen. Ich scheitere und mache Fehler. Kein schönes Gefühl, aber es gehört dazu und auch daraus kann Neues entstehen. Gott traut uns Leben in seiner Fülle und Freiheit zu. Daher schreibt auch der Apostel Paulus und ermutig: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ In dieser Freiheit und in der Gewissheit der Zusage und der Gegenwart Gottes: Sich neu ausrichten – dem Himmel entgegen. Immer wieder „dran“!

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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19.4.18

Liebe Leserin, liebe Leser!

Nach Ostern finden in vielen ev. Gemeinden die Konfirmationen statt. Junge Menschen bestätigen ihre Taufe und ihren Glauben. Und dies tun sie in einem Alter (13/14), das gezeichnet ist von inneren und äußeren Umbrüchen. Manche dieser jungen Mädchen und Buben kommen, weil es halt dazu gehört; andere weil es die Oma so möchte und wieder andere, weil es ihnen ein inneres Bedürfnis ist, mehr über den Glauben, die Kirche und Gott zu erfahren. In meinem schon recht langen Berufsleben habe ich viele Konfirmandengruppen erlebt, in denen sich diese Vielfalt immer wiedergespiegelt hat. Nach der Konfirmation trennen sich oft die Wege. Nach dem „anstrengenden“ Konfirmandenunterricht, ziehen die Jugendlichen los, entdecken selbstständig ihr Glaubensleben und das, was noch dazu gehört. Manche besuchen „KABUM“ und lassen sich anstecken, von den Möglichkeiten; andere entscheiden sich für einen „Teamerkurs“, um dabei zu bleiben und ihre Erfahrungen an andere Jugendlichen weiter zu geben… Und wieder andere, sieht man lange gar nicht mehr…
Das alles erinnert mich auch in diesem Zusammenhang an den Sonntag „Miserikordias Domini“(15. April). Hier steht u.a. eine markante Geschichte mit Jesus und Petrus im Fokus. Petrus, der immer gerne einmal die „große Lippe“ riskierte; dann aber auch wieder erfahren musste, wie zerbrechlich der menschliche Glaube sein kann. Gründonnerstag folgt er alleine Jesus, um zu sehen, was mit seinem Herr geschieht; doch dann verlässt ihn der Mut, als er direkt nach seinem Verhältnis zu Jesus angesprochen wird. Nicht einmal, nein dreimal sagt er, dass er diesen Jesus nicht kennen würde! Und Jesus? Er kannte Petrus nur zu gut und hatte es ihm auch schon im Vorfeld angedeutet, dass es so kommen würde. Und nach Ostern, fragt Jesus nun Petrus dreimal, ob er, Petrus, ihn lieb habe? Danach erteilt Jesus ihm den großen Auftrag: „Weide meine Schafe!“
Jesus gibt niemanden auf, er ruft alle in seinen Dienst; jeden mit seinen Gaben und Fähigkeiten. Wir alle sind eingeladen an seiner Gemeinde mit zu bauen, für andere da zu sein und ihnen in Freud und Leid zur Seite zu stehen. Für diese große Aufgabe braucht es Menschen, Menschen auch vor Ort, die bereit, sind ein Stück Mitverantwortung zu übernehmen. Sei es im Kindergottesdienstteam, in der Seniorenarbeit, mit Jugendlichen, mit Eltern und Kindern oder gar im Kirchenvorstand… In diesem Jahr finden in unsrer Landeskirche die Kirchenvorstandswahlen statt. Auch hier in St. Markus brauchen wir Menschen, die bereit sind, Kirche mitzugestalten und in die Zukunft zu führen. Vielleicht kennen sie jemanden, der dafür geeignet wäre – vielleicht auch sie selbst!? Bitte sprechen sie uns an! Erkundigen sie sich, was die Arbeit im Kirchenvorstand bedeutet und umfasst.
Eine lebendige Gemeinde braucht Menschen, die bereit sind mit anzupacken! Und das erinnert mich an ein altes Gebet:

Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit zu tun.
Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen auf seine Seite zu bringen. Amen.

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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5.4.18

Liebe Leserin, lieber Leser,

Zweifel und Glaube befinden sich bei mir manchmal in einem wirklichen Ringkampf der Gedanken. Die beiden sind wie Schwestern und meistens geht es ganz gut mit ihnen. Aber manchmal, wie das mit Schwestern so ist, können sie sich richtig in die Haare bekommen. Dann stehen Glauben und Zweifel sich auf derselben Matte im Nahkampf gegenüber und es wird geworfen und geschleudert und ich bange, wer die Oberhand behält. Die Glocke läutet dabei nacheinander eine Denkrunde nach der anderen ein.

Und dann kann ich den Jünger Thomas richtig gut verstehen. Thomas wollten den auferstandenen Jesus mit eigenen Augen sehen. Der Begeisterung und der frohen Botschaft der anderen Jünger konnte er nicht glauben. Er zweifelte. Er wollte selbst den Auferstandenen sehen und sogar seine Hände in die Wundmahle legen. Daher sagte er: „Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's nicht glauben.“ (Johannes 20,25)

Und dann trifft Thomas selbst Jesus und eigentlich erwarte ich, dass Jesus ihm nun richtig den Kopf wäscht und Thomas klarmacht, wie enttäuscht er von seinem fehlenden Vertrauen ist. Doch Jesus reagiert anders und lässt Thomas ganz plastisch seine Wundmale spüren, damit dieser glauben kann. Er nimmt den zweifelnden Thomas an. Jesus begegnet meinen Ringkampf zwischen Glauben und Zweifeln in Liebe und wird nicht müde, mir Mut zu machen, dass ich ihm vertrauen kann. Daher ermutigt Jesus: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“

Angst macht mir der Ringkampf zwischen Glauben und Zweifel nicht. Denn Glaube und Zweifel gehören zusammen. In meinem gedanklichen Ringkampf ruft der Zweifel: „Bleib!“. „Geh!“ ruft der Glaube. „Ich beschütze dich.“ verspricht der Zweifel. „Ich lasse dich.“ verspricht der Glaube. „Bei mir bist du in Sicherheit.“ verspricht der Zweifel. „Bei mir bist du in Erwartung.“ verspricht der Glaube. „Ich bin!“ sagt der Zweifel. „Ich werde“, sagt der Glaube.

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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29.3.2018

Liebe Leserin, lieber Leser!

„Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag.“
Das sind die Worte des Engels am Ostermorgen und sie lenken den Blick der Frauen auf das leere Grab, auf die Leinentücher, in die Jesus gewickelt war. Doch zunächst ergreift die Frauen ein großer Schrecken. Auch sie konnten es erst auch nicht glauben; zu unwirklich erschien es ihnen… Doch dann erscheint ihnen Jesus selbst! Welch große Gnade! Und wir?
Wir selbst können natürlich nicht mehr schauen, wir sind auf das angewiesen, was uns die Augenzeugen in den Evangelien berichten. Fällt es deshalb vielleicht vielen heute schwer, an die Auferstehung zu glauben? Wie gesagt, ich glaube, den Augenzeugen damals fiel es nicht leichter, die Evangelien berichten von ihrem Erschrecken und ihrer Fassungslosigkeit. Sie standen vor der gleichen Frage wie wir heute: Ist Jesus auferstanden – oder ist er es nicht? Auch wer diese Frage verneint, ist herzlich eingeladen, weiterzulesen. Für den, der diese Frage bejaht, haben die Fragen damit aber oft noch kein Ende. Andere Fragen drängen sich auf. Manche davon sind unsinnig: Wie war das denn jetzt genau – mit der Auferstehung, physikalisch, biologisch? Eine Frage, die wir weder beantworten können oder noch müssen. Und es gibt wichtigere Fragen, für mein Leben im Hier und Jetzt: Was bedeutet die Auferstehung Jesu für mein Leben? Vielleicht die entscheidende Frage. Ist sie nur ein historisches Ereignis vor fast 2.000 Jahren, dessen wir einmal im Jahr freudig gedenken? Oder ein Ereignis, das das Leben begleitet und prägt? Der Philosoph Ludwig Wittgenstein hat gesagt: „An einen Gott glauben, heißt: die Frage nach dem Sinn des Lebens verstehen. An einen Gott glauben, heißt: sehen, dass es mit den Tatsachen der Welt noch nicht getan ist. An einen Gott glauben, heißt: sehen, dass das Leben einen Sinn hat.“ Dass das Leben einen Sinn hat – diese Worte weisen für mich in die entscheidende Richtung. Nicht die vielen unsinnigen oder wichtigen Fragen rund um die Auferstehung sind das Entscheidende, sondern: Dass Ostern die Antwort auf alle Fragen ist. Oder wie es Dietrich Bonhoeffer formulierte: „Christus ist nicht in die Welt gekommen, dass wir ihn begriffen, sondern dass wir uns an ihn klammern, dass wir uns einfach von ihm hinreißen lassen in das ungeheure Geschehen der Auferstehung.“
Für mich heißt Ostern aber auch: den Blick zu heben, von dieser Welt, hin zum Horizont und dann zu entdecken, dass es viel mehr gibt als wir ahnen. Und so wie Jesus den beiden Emmausjüngern half den Blick zu heben, so möge auch der Auferstandene unseren Blick heben und weiten!

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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22.03.2018

Lieber Leser, liebe Leserin

es wird Zeit, dass der Frühling kommt. Nach dem erneuten Kälteeinbruch sehne ich mich nach Licht, Wärme und dem fröhlichen Gezwitscher der Vögel. Aber gerade scheint der Frühling und wärmere Temperaturen noch auf sich warten zu lassen.

Die Karwoche liegt vor uns. Die letzte Woche der Fastenzeit in der wir dem Leiden Jesu nachgehen. In den Kreuzwegstationen bewusst uns das Leiden Jesu vor Augen führen und damit auch das Leiden so Vieler. Der Grausamkeit und der Kälte des Leidens möchte ich manchmal am liebsten aus dem Weg gehen. So wie ich mich nach dem Frühling sehne, sehne ich mich nach dem Licht von Ostern. Aber vor Ostern liegen die Kälte und Schwere der Karwoche: Jesus ist der Kälte und Gewalt der Menschen ausgeliefert. Am Kreuz hängt er nackt und verlassen, von der Welt und von Gott. Diese Kälte ist unaushaltsam und dennoch Jesus hält sie aus. Er befielt voll Vertrauen sein Leben und seine Seele in die Hände Gottes.

Unbegreiflich, unaushaltsam und dabei tröstlich. Denn da hält jemand mit mir die Kälte des Lebens aus! Jesus weicht dem Leiden – unserem Leiden – nicht aus, sondern ist an unserer Seite. Darin liegt für mich mitten in der Karwoche schon das Licht und die Wärme von Ostern. Und die Gewissheit: der Frühling und die Osterfreude kommen.

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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15.3.2018

Liebe Leserin, lieber Leser!

Der kommende Sonntag trägt den Namen „Judica“. Der Psalm (43) für diesen Sonntag beginnt mit den Worten: „Gott schaffe mir Recht… und errette mich!“
Doch wie oft erleben wir es ganz anders in unserem Leben! Recht und Rettung – klingt wie ein Traum…

„Warum gerade ich? Warum musste es mich so treffen, Herr Pfarrer?“, so fragte mich einmal eine Mutter, die plötzlich ihren Mann verlor und sie nun plötzlich und völlig unerwartet mit ihrem beiden Kindern vor einem „Nichts“ stand… Ja, da können auch einem Pfarrer die Worte fehlen. Sprachlos saßen wir beide am Küchentisch und nur das leise Ticken der Küchenuhr war zu hören. Ich spürte ihre ganze Verzweiflung – ihre Ohnmacht war auch ein Stück meiner Ohnmacht. Das Licht der Kerze mit dem Bild des Mannes davor, tauchte die ganze Unerträglichkeit in ein warmes und doch bizarres Licht…
Zusammen versuchten wir für diesen Augenblick auszuhalten, was allein kaum zu ertragen ist… „Warum?“

Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs. Da sehen sie am Wegesrand einen Menschen hocken, der blind geboren war. Die Jünger fragen Jesus, warum der Mann blind geboren wurde: „Hat er gesündigt oder seine Eltern?“
„Wer ist schuld?“ So fragen auch die Jünger. Es muss eine Ursache für das fehlende Augenlicht geben. Die Suche nach dem Schuldigen ist menschlich. Diese Frage stellt sich schnell, wenn Kummer und Not über uns kommen. Oft suchen wir die Antwort dann bei uns selber. Wir rätseln, was wir Falsches getan oder unterlassen haben. Rauchen, Alkohol, Sport und Ernährung – haben wir gelebt, wie es gesund ist? Wenn dem nicht so ist, dann ziehen wir uns selber zur Verantwortung. „Ich hätte es wissen können und müssen“, halten wir uns vor. „Nun erhalte ich die Quittung für mein Fehlverhalten.“ Nur, warum haben dann andere Menschen mehr Glück und bleiben gesund, obwohl sie noch ungesünder leben? Der Zorn richtet sich nicht nur gegen uns selber. Schnell machen wir Ärzte oder das Pflegepersonal für unseren Zustand verantwortlich. Manch einer geht noch einen Schritt weiter und hält die Krankheit für eine Strafe Gottes.
„Wer ist schuld?“ Die Jünger suchen die Verantwortung nicht bei dem Blinden selber, sondern richten ihre Frage an das Verhalten seiner Eltern. Was haben die getan oder unterlassen, dass ihr Sohn sein Leben in andauernder Dunkelheit verbringen muss? Beide Versuche, einen Adressaten für die ärgerlichen Gefühle zu finden, lassen mich frösteln, sie kommen mir unbarmherzig vor. Jesus antwortet seinen Jüngern: „Weder er selbst hat Schuld auf sich geladen noch seine Eltern. Er ist nur deshalb blind, damit das Handeln Gottes an ihm sichtbar wird.“ (Johannes 9,3)

Jesus sagt: Wie es um uns steht, ob es gut oder schlecht geht, ob wir voller Hoffnung sind oder verzweifelt, Gott handelt an uns. Ich verstehe das so, dass Gott immer, bis in alle Ewigkeit, mit uns Menschen in Beziehung bleibt, uns anerkennt mit allem, was unser Leben ausmacht. Wir fallen nicht aus seiner Liebe. Die Frage nach dem „Warum“ ist damit natürlich noch nicht beantwortet, das stimmt. So schwer es fällt, es gibt auch keine schlüssige Antwort darauf. Aber niemand kann verbieten, sie so leidenschaftlich zu stellen wie die Mutter. Einer hält immer die Wacht, Gott bleibt bei uns. Das gilt auch dann, wenn wir uns selber, andere Menschen oder Gott die Schuld geben wollen für unseren Kummer.
Für mich selbst ist wichtig geworden, bei diesem „warum?“, nicht stehen zu bleiben. Sondern weiter zu fragen; auch mit mir, mit meinem Glauben und meinem Gott zu ringen… und ich spüre, wie Gott mich nicht verlässt.
Gott schütze und bewahre sie und euch!

Ihr/euer Pfarrer Thomas Abel

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8.3.18

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

können Sie sich auf Knopfdruck freuen? Mir fällt das ganz schön schwer. Aber manchmal wünsche ich mir so einen kleinen Knopf, auf den ich drücken kann, wenn es gerade keinen Grund zur Freude gibt. „Freue dich, der Umzug ist fast geschafft!“ so habe ich es zwei Tage nach unserem Umzug nach Mainaschaff von einer Freundin gehört. Aber auf Kommando freuen, das kann ich nicht. Ich war gereizt und habe nur all die ungeöffneten Kisten vor mir gesehen. Mit dem Fahrrad auf dem Weg zu einem Termin ärgerte ich mich. Aus dem Augenwinkel sah ich ein Auto näherkommen und vor lauter Schreck lag ich im nächsten Moment neben meinem Fahrrad. Nach einer Schreckenssekunde stellte ich fest das nichts weiter als ein Riss in meiner Strumpfhose passiert war. Jetzt freute ich mich – so richtig! Ärger und Freude – Schatten und Licht – liegen manchmal doch nahe beieinander!

Am kommenden Sonntag „Lätare“ erklingt der Ruf: „Freuet euch!“. Eine klare Aufforderung mitten in die Passionszeit hinein. In einer Zeit in der wir dem Leiden Christi gedenken, werden wir aufgefordert: „Freuet euch – allem Leiden zum Trotz!“ Manchmal bedarf es eben dieser Aufforderung um das kommende Licht zu sehen.

Ihre Pfarrerin Katharina Wagner

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1.3.18

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Meine Augen sehen stets auf den Herrn…“, so heißt der kommende Sonntag „Okuli“ im übertragenen Sinn.
Wir kennen etliche Sprichwörter, die etwas mit den Augen, dem Sehen zu tun haben. „Augen auf im Straßenverkehr“, „Augen auf bei der Berufswahl“… Natürlich gilt das auch für den Glauben. Blinder Glaube ist eine fatale Angelegenheit. Das hat die Geschichte immer wieder gelehrt, wenn auch sehr oft auf schmerzliche Art und Weise. Und auch heute, in unseren Tagen erleben wir immer wieder, wohin blinder Glaubensgehorsam und Fanatismus führen…
Lebendiger Glaube hat etwas mit Sehen zu tun. Einmal im wirklichen Sinn und dann natürlich auch im übertragenen Sinn. Und der Glaube an Gott braucht beides. Das Sehen auf das, was Gott von mir erwartet und das Sehen auf IHN, um es zu verstehen und auch umzusetzen. Lebendiger Glaube braucht immer die vertikale und die horizontale Verbindung. Deutlich wird mir das immer in der Passions- und Fastenzeit. Die Besinnung auf mein Leben, durch den bewussten Verzicht auf etwas. Natürlich könnte ich sagen: „Das tue ich ja nur allein für mich…“, aber als gläubiger Christ, verzichte ich ja auch aus einem bestimmten Wissen heraus. Ich möchte wieder genauer hinhören, auf mein Leben und meine Umwelt. Ich möchte genauer sehen, was um mich herum geschieht. Und dazu brauche ich den Blick auch nach „oben“. „Meine Augen sehen stets auf den Herrn…“. Beides mit- einander zu verbinden, ist m.E. lebensnotwendig. Dabei kann ich den Blick in die Welt und den Blick zu Gott nicht gegeneinander ausspielen. Es braucht beides. Wenn ich Jesus in meinem Leben nachfolgen will, wenn der Glaube nicht belanglos werden soll, dann brauche ich immer wieder Vergebung und vor allem auch einen, der mich leitet. Das bringt der Psalm 25 zum Ausdruck, der für die Namensgebung des Sonntages „Okuli“ Pate stand. Dort heißt es unter anderem: „Nach dir, Herr, verlanget mich. Mein Gott, ich hoffe auf dich; lass mich nicht zuschanden werden,… Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte,… Meine Augen sehen stets auf den Herrn; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen…“
Der Sonntag Okuli bildet die Mitte der Passionszeit. Sehen und Nachfolge sind eng miteinander verbunden. Und Gott lädt uns ein: zu sehen und IHM auf seinem Weg nachzufolgen.

Eine gesegnete Passions-und Fastenzeit
Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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8.2.18

Liebe Leserin, lieber Leser!

Ein neues Jahr hat begonnen – mit Feuerwerk, guten Vorsätzen und bei uns auch mit den Segenssprüchen der umherziehenden „Ökumenischen-Sternsinger“.
Das ist nun schon fast (gefühlt) eine Ewigkeit her und ein Monat ist auch schon weg, vom „Neuen Jahr“! Doch was ist wirklich „neu“ an diesem Jahr? Holt uns nicht spätestens nach den Urlaubstagen zur Jahreswende der Alltagstrott wieder ein? Und sind wir nicht schon wieder mittendrin!! Das provoziert die Frage: Ist es überhaupt möglich, den Ballast des Alten, Erstarrten abzulegen, aus den alten Kleidern herauszuschlüpfen?
In der christlichen Tradition Mitteleuropas verbindet sich diese Frage mit jenem Brauchtum, das die Kälte und die Erstarrung der Wintermonate hinter sich lassen will:
Schon bei den Römern war der Februar eine Zeit der Reinigung, die mit öffentlichen Umzügen, Fackeln und Kerzenschein begangen wurde. Die katholischen und orthodoxen Christen haben diesen Brauch in dem Fest „Mariä Lichtmess“ aufgenommen, an dem Kerzen für das neue Jahr geweiht werden.
Viel spektakulärer und auch chaotischer geht es aber dann im Karneval zu:
Da werden, zumindest immer noch in der alemannischen Fastnacht in Süddeutschland, mit viel Lärm und erschreckenden Masken die Winterdämonen verspottet und ausgetrieben. Da werden, vor allem im rheinischen Karneval, aber auch die politischen und gesellschaftlichen Machtverhältnisse (für begrenzte Zeit) karikiert oder sogar auf den Kopf gestellt – wie etwa bei der Machtübernahme der Frauen in den Rathäusern zur „Weiberfastnacht“. Und es steckt auch viel anarchische und visionäre Hellsichtigkeit hinter dieser Verrücktheit: Wer sagt eigentlich, dass es in unserem scheinbar so normalen Alltag nicht häufig noch viel verrückter zugeht als beim Karneval…?

Der Winter, das Dunkel, das Alte, das Erstarrte: das muss ausgetrieben werden, wenn ein neues Jahr wirklich etwas Neues bringen soll – in diesem Ziel treffen sich übrigens der Karneval und die kirchliche Fastenzeit, die den Karneval am Aschermittwoch beendet: 40 Tage ohne Fleisch (daher die Bezeichnung „Karneval“, Lateinisch: „carne vale“ – „Fleisch leb’ wohl“), aber auch ohne Alkohol, ohne Süßigkeiten – in früheren Jahrhunderten war das in Mitteleuropa für viele eine schlichte Notwendigkeit, da im Frühjahr die Wintervorräte zu Ende gingen und frische Lebensmittel kaum zur Verfügung standen. Aber bei uns heute? Da geht es mehr um´s „Loswerden“ von überflüssigen Pfunden. Es geht um Entschlackung usw.
Seit einigen Jahren wird interessanterweise das Fasten wiederentdeckt: etwa in der evangelischen Aktion „Sieben Wochen ohne“ oder als medizinisches „Heilfasten“. Ein solches (freiwilliges!) Fasten kann bewusst machen, wo sich – manchmal unbewusste – Abhängigkeiten und Süchte in unseren Alltag eingeschlichen haben – aber auch, dass wir diesen Abhängigkeiten nicht hilflos ausgeliefert sind (wobei es längst nicht mehr nur um Nahrung und Genussmittel, sondern auch um Fernseh- und Internetkonsum, Computer, Autofahren und Ähnliches geht).

Die biblische Schlüsselgeschichte der Fastenzeit berichtet, wie Jesus sich durch ein vierzigtägiges Fasten in der Wüste auf sein öffentliches Auftreten vorbereitet, und wie er dabei allen Allmachtsversuchungen widersteht (Matthäusevangelium, Kapitel 4).

Ist es auch für uns möglich, in einem neuen Jahr den Ballast des Alten, Erstarrten abzulegen, aus den alten Kleidern herauszuschlüpfen? Die Erfahrungen von Karneval und Fasten sagen: In Grenzen: Ja! Einen Versuch jedenfalls wäre es wert.

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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1.2.18

Liebe Leserin, lieber Leser!

Erst neulich wieder, habe ich erfahren, wie gut und hilfreich es ist, ein Navigationsgerät im Auto zu haben. Man steigt ein, kurz die Adresse eingeben und schon kann es losgehen, ohne Angst und Hektik. Ganz entspannt.  Eine nette Stimme weist mir den Weg, sagt wo ich lang muss, korrigiert mich auf eine nette Art und Weise, wenn ich falsch bin… Manchmal frage ich mich, wie haben wir das früher gemacht?

Als ich letztens im Auto saß und einen dankbaren Blick auf mein Navi warf, kam mir ein Schüler der 9. Klasse in den Sinn, den ich vor mehr als anderthalb Jahren im Religionsunterricht hatte. Wir besprachen im Unterricht das Thema „Gott“. Die Schüler berichteten von ihren Erfahrungen und als es dann um Gottesvorstellungen und Bilder ging, sagte plötzlich ein Schüler: „Gott ist wie ein Navi im Auto.“ Erstaunt fragte ich zurück: „Wie meinst du das?“ „Na“, sagt er, „wenn ich losgefahren bin, kann es sein, dass ich trotz Ansage nicht aufpasse und falsch abbiege. Dann wird die Stimme im Navi nicht böse und ruft: Mensch, pass doch auf! Nein, geduldig sagt die Stimme: Bitte wenden. Und wenn ich die Gelegenheit zur Umkehr verpasse, sagt sie weiter freundlich: Bitte wenden. So stelle ich mir Gott vor. Auch wenn wir etwas falsch machen, bleibt er freundlich zu uns.“ Die anderen in der Klasse sind genauso erstaunt wie ich. Ein schönes Bild. Und der Schüler ergänzt: „Ja, Gott ist wie ein Navi. Wenn wir zum Beispiel in einem Stau nicht weiterkommen, zeigt das Navi uns eine neue Route an. Gott zeigt uns auch einen neuen Weg, wenn wir nicht weiterwissen.“

Noch immer bin ich von diesem Bild beeindruckt. Ein Navi bringt mich nicht nur gut ans Ziel, sondern erinnert auch dran: Gott redet liebevoll mit mir und geht auch so mit mir um. Nun spricht Gott leider nicht so direkt zu mir wie die Stimme im Navi. Aber ich kann seine Stimme hören.

Manchmal höre ich Gottes Stimme durch die Worte meines Herzens. Manchmal ist es eine Stimme aus einem Bibelwort. Manchmal erreicht mich Gottes Stimme durch das, was in meinem Leben passiert. Manchmal kommt seine Stimme aus dem Mund eines anderen Menschen oder aus den wundersamen Erscheinungen der Natur. Ich glaube: Wir tun gut daran, unsere Sinne zu schärfen, damit wir wahrnehmen, wie Gott mit uns redet. Ein Wort ist mir besonders wichtig. Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein (Jesaja 43,1). Der Satz meint: Gott kennt mich, wie keiner sonst. Ich bin sein, so wie ich bin. Das ist für mich eine tröstliche Vorstellung und macht mir gleichzeitig Mut.
Mit dieser Stimme und diesen Worten im Herzen kann ich auch mit Scheitern und Niederlagen fertig werden. Wer sich freundlich geborgen weiß, kann auch zu Fehlern stehen oder auf einen Ausweg aus Sackgassen hoffen. Der kann vertrauen, dass da Hilfe kommt.

Lasst uns auch unsere Stimme nutzen, Gottes Liebe entsprechen und miteinander freundlich reden. Anderen ein gutes Wort zum Tag spendieren. Das kann ein schönes Kompliment, ein guter Wunsch oder ein nachdenkenswerter Spruch sein. Lasst eurer und unserer Fantasie freien Lauf!

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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25.01.18

Liebe Leserin, lieber Leser!

Es ist exakt siebzig Jahre her, dass Mahatma Gandhi dem Attentat eines fanatischen Hindu zum Opfer fiel. Sein gewaltsamer Tod am 30. Januar 1948 erschütterte die Welt. Am Trauerzug zur Verbrennungsstätte nahmen fast eine Million Menschen teil. Die große Ehre, die ihm erwiesen wurde, hatte ihren Grund. Dem kleinen Mann mit den asketischen Gesichtszügen, der Nickelbrille und dem handgewebten Lendentuch war es gelungen, einen ganzen Subkontinent von der britischen Kolonialherrschaft zu befreien. Seine Mittel zur Befreiung Indiens waren ungewöhnlich und gerade deshalb spektakulär: gewaltloser Widerstand, ziviler Ungehorsam und Hungerstreik. Auch mehrjährige Gefängnisstrafen konnten Gandhi nicht von seinem Weg abbringen. Seiner Unbeugsamkeit und inneren Stärke gegenüber erwiesen sich die Instrumente staatlicher Gewalt als machtlos. Über seinen größten politischen Erfolg allerdings, die Unabhängigkeit Indiens, konnte sich Gandhi nicht vorbehaltlos freuen. Sein Einsatz für die Einigung der hinduistischen und islamischen Volksteile war vergebens gewesen; Indien wurde im Zuge der Befreiung in zwei Staaten geteilt. Wenige Monate später kam es zum Attentat auf den 78-Jährigen. Seine Ermordung war wie ein Siegel auf seine Grundüberzeugung, dass es besser sei, Gewalt zu erleiden als sie selbst anzuwenden. Nicht zuletzt dieser Überzeugung wegen verlieh ihm der bengalische Dichter Tagore den Beinamen „Mahatma“, d.h. Große Seele. Sein Geburtstag, der 2. Oktober, ist in Indien bis heute Nationalfeiertag.

Gandhis spirituelle Praxis gründete vor allem auf zwei Schriften: der Bhagavadgita, dem heiligen Gesang des Hinduismus, und der Bergpredigt Jesu. Auch wenn er Jesus nicht im christlichen Sinne als Sohn Gottes anerkennen wollte, sah er in ihm doch einen der großen Weisheitslehrer der Menschheit. Jesu Appell, die Feinde zu lieben und dem Übel in gewaltloser Weise zu begegnen, wurde ihm zur Richtschnur seines eigenen Tuns. Und so, wie er selbst aus verschiedenen religiösen Traditionen schöpfte, lehrte er die Ehrfurcht vor allen Religionen. Sie sollten sich nicht gegenseitig bestreiten und bekämpfen, sondern als verschiedene Wege zu demselben Ziel hin verstehen. Einmal sagte er: „Ich bete für einen Christen, dass er ein besserer Christ werde, für einen Moslem, dass er ein besserer Moslem werde. Ich bin überzeugt, dass Gott einst nach dem fragen wird und heute schon fragt, was wir tun, nicht nach der Bezeichnung, die wir uns geben.“

Gandhi hat mit dieser Überzeugung selbst Ernst gemacht. So wurde er für andere Freiheitskämpfer zu einem Vorbild, an dem sie sich orientieren konnten. Auch heute sind seine Ideen keineswegs überholt. Ich habe mir vor allem einen Gedanken von ihm gemerkt. Dieser lautet: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Das heißt: Nicht klagen über die Welt, so wie sie ist. Nicht immer die Fehler nur bei anderen suchen. Sondern sich selbst in die Pflicht nehmen, damit sich etwas zum Guten ändert an dem Ort, wo Gott uns hingestellt hat. Ich kann es mir nicht oft genug sagen, finde ich: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Diese Aufforderung ebnet den Weg zum Frieden. (nach Arnd Herrmann)

In diesem Sinne wünsche ich ihnen allen eine gesegnete neue Woche. Dies verbinde ich mit der Anfrage an jeden Einzelnen, ob er nicht auch für sich überlegen könnte, Verantwortung für unsere Kirchengemeinde zu übernehmen. Im Oktober wählen wir einen neuen Kirchenvorstand. Wir suchen noch Frauen und Männer, die bereit sind mitzumachen und sich als Kandidaten zur Verfügung zu stellen. Für Fragen, was dieses Amt mit sich bringt, was da auch einen zukommt, dafür stehe ich jeder Zeit zur Verfügung. Sprechen Sie mich an oder greifen sie zum Telefon! Ich freue mich auf jeden Anruf, auf jedes Gespräch!

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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18.1.2018

Liebe Leserin, lieber Leser!

Wie lange ist Weihnachten her? Also: gefühlt, nicht laut Kalender. War es wie immer oder so unvergesslich, dass Sie auch in ein paar Jahren sofort wissen: Das war Weihnachten 2017! Das erste Mal mit Kind, das letzte Mal mit den Großeltern, das Jahr, als der Tannenbaum brannte oder der Fernseher streikte.
Und wann war es für Sie zu Ende, Weihnachten? Schon Heiligabend oder nach den beiden Feiertagen oder ist es für Sie sogar immer noch nicht vorbei? Es gibt ja hochphilosophische Diskussionen, wann denn Weihnachtsschmuck, Baum, Spekulatius wieder verstaut und verschwunden sein sollten: Da gibt es eine große Spannbreite, von „noch im alten Jahr“ bis „Mariä Lichtmess“, das wäre der 2. Februar, genau 40 Tage nach Weihnachten.
Oder auf die Frage an Konfirmanden: „Wie lange steht der Christbaum in der Kirche?“, antwortet einer: „Bis er nadelt!“
Ob Weihnachten 2017 für Sie ein besonderes oder ein „normales“ war: Es war definitiv das Weihnachten, in dem der Herr über dir aufging und seine Herrlichkeit über dir erschien. Das sagt auf jeden Fall der Wochenspruch: „Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ Diese Formulierung ist, wie jede Poesie, leicht zu verstehen (oder zu erfühlen) und schwer zu beschreiben.

„Der Herr geht über dir auf.“ Damit scheint Weihnachten dann wirklich vorbei. Da lag er noch in der Krippe, Mensch unter Menschen. Jetzt: über mir. Wie die Sonne. Davon gibt es in dieser Jahreszeit auf jeden Fall zu wenig, davon hätte ich gerne mehr. Einer der wenigen Vorteile in der dunklen Jahreszeit liegt für mich darin, täglich den Sonnenaufgang mitzuerleben. Lange nach dem Aufstehen, dem Kaffee und ersten Tätigkeiten verschwindet die Dunkelheit. Häppchenweise. Es hellt auf, und der eigentliche Grund dafür, die Sonne, ist dabei einige Zeit noch gar nicht zu sehen, bis sie endlich hinterm Horizont aufgeht. Der Herr geht über mir auf: Seine Kraft geht seinem Erscheinen lange voraus. Wenn ich denke: Bald ist er da – ist er es schon längst.
„Die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir.“ Wer Gott sucht, tut dies meist „im Himmel“, über uns. Eher selten neben oder mitten unter uns. Die Augen gehen nach oben, nicht nach rechts und links. Dabei sind beide Sichtweisen untrennbar miteinander verbunden. Gott ist keiner, der nur über allem thront. Das tut er aber auch, und das ist ebenso gut für uns wie seine Anwesenheit mitten unter uns.
Über uns, das ist das, was uns übersteigt. Das, was nicht zu fassen ist. Weihnachten ist so ein Fest, an dem das deutlich werden kann. Geschenke sind schön, Rituale und Familie auch, meistens zumindest, aber da passiert noch mehr. Ein Glanz oder zumindest das Versprechen eines Glanzes liegt über diesem Fest. Es gibt Menschen, die sind froh, wenn es endlich vorbei ist. Die schon deswegen spätestens Silvester Tannenbaum & Co. hinter sich gelassen haben.

Im kirchlichen Festkreis geht Weihnachten deutlich länger, nämlich bis jetzt, bevor es nächste Woche so langsam auf die Passionszeit zugeht. Aber immer noch im Licht der Weihnacht (Maria Lichtmess). Was als winziges Licht in Betlehem begann, steht bis dahin hoch am Himmel über uns, mit uns, bei uns, bis ans Ende aller Zeit.

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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11.1.2018

Liebe Leserin, lieber Leser!

„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!“
So lautet die Jahreslosung für das vor uns liegende neue Jahr. Beim ersten Lesen vielleicht ein bisschen sperrig, aber je öfter ich mir diesen Vers vorsage oder auch „nach kaue“, umso ermutigender kommt er daher.
Unsere alltäglichen Lebenswege gleichen manchmal mehr oder weniger Wanderstrecken. Ausgeruht, gut vorbereitet beginnen wir unser Tagewerk. Doch schon bald geht uns die Puste aus oder etwas versperrt uns den Weg. Erster Arbeitstag nach dem Urlaub. Gleich geht es in die Vollen. Alles geht schief, nichts klappt – und schon ist es ein gebrauchter Tag… Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr. Das hat doch alles keinen Zweck… Wut und Verzweiflung; Resignation und Hoffnungslosigkeit machen sich in mir breit. Wir alle kennen solche oder ähnliche Situationen. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Ich denke an meine Konfirmanden, die oft ziemlich geschafft aus der Schule kommen und dann noch am Nachmittag zum Konfirmandenunterricht. So mancher Gesichtsausdruck verrät die Gemütslage.
Doch was können wir in solchen Lebenslagen tun, wo wir einem Ertrinkenden oder Verdursteten gleichen? Unsere Jahreslosung entstammt aus der Offenbarung des Johannes. Ein Buch geschrieben als ein Trostbuch für die Verfolgten und Hoffnungslosen. Am Ende aber, nach all den Qualen, wird Gott alles neu ausrichten, wird alles gut werden. Vor unserer Jahreslosung steht das bekannte Wort: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen…“. So gesehen bedeutet das für mich nun, dass ich wissen darf: Gott ist bei mir, auch wenn es vielleicht ein „gebrauchter Tag“ war. Dass nach all dem Schlechten auch etwas Gutes kommt. Wichtig ist dann nur, dass ich davon auch etwas spüre. Wie? Das ist dann die alles entscheidende Frage. Ich muss versuchen offen zu bleiben. Eine Quelle in der Natur bei einer Wanderung werde ich nur dann entdecken, wenn ich genau lausche, hinhöre und suche. Übertragen heißt das: Ich versuche mich zu öffnen bzw. offen zu bleiben - für eine Geste, ein ermunterndes Wort, ein positiver Gedanke, vielleicht aber auch ein Stoßgebet. „Gott, lass mich nicht allein mit all meinen Sorgen und Nöten. Sei mir nahe. Sei meine Quelle zum Leben. Amen.“

Ihr/Euer Pfarrer Thomas Abel

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